Wenn von mikrobiellem Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, in Innenräumen im Zusammenhang mit erhöhter Feuchtigkeit die Rede ist, dann sind meistens Schimmelpilze (oder Bakterien) gemeint. Gleiches gilt für gesundheitliche Beschwerden im Zusammenhang mit Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse in Innenräumen. In der Regel erfolgt deshalb auch nur eine Identifizierung und Quantifizierung der Schimmelpilzarten. Die Anwesenheit von Hefen oder Hefepilze sowie von ihnen ausgehende mögliche Gesundheitsgefahren werden dagegen zu wenig thematisiert. Dabei ist seit Längerem bekannt, dass Hefen weit verbreitet sind und im Sommer in Konzentrationen von mehreren Tausend KBE Sobald sich ein einzelliger Mikroorganismus mehrere hundertfach durch Zellteilung vermehrt hat, wird er als Kolonie auf dem Nährboden mit bloßem ( Kolonie Unter Kolonie wird in der Mikrobiologie die aus einem Keim (beispielsweise einer Zelle oder einer Spore) durch Wachstum oder Vermehrung Bildende Einheiten) pro m³ Außenluft auftreten können. In den letzten Jahren haben sich Hefen zunehmend auch in Innenräumen ausgebreitet und stellen durchaus eine gewisse Gefahr Die Beurteilung möglicher Gefahren beantwortet die Frage, ob ein Stoff für Mensch oder Umwelt gefährliche Eigenschaften aufweist. Die Klassifizierung gefährlicher dar. Mikrobiologen und Umweltmediziner weisen seit Jahren auf die Bedeutung der Hefen hin und kritisieren, dass diese Mikroorganismen in den meisten Untersuchungen zur mikrobiellen Belastung in Innenräumen immer noch weitestgehend unbeachtet bleiben und auch von Experten unterschätzt werden.
Heute sind mehr 1.500 Arten von Hefen oder Hefepilzen sowie über 5.000 Stämme bekannt, allerdings wurden bisher nur die wenigsten genau beschrieben. Zu den bekanntesten Vertretern gehören die Gattungen Candida Bei der Gattung Candida, die sich aus mehreren Untergruppen zusammensetzt, handelt es sich um Sprosspilze bzw. Hefepilze. Insgesamt gibt es , Cryptococcus Cryptococcus ist eine Gattung weit verbreiteter Hefen. Kryptokokken bilden runde, 3 bis 6 µm große Sprosszellen. Zur Gattung gehören die und Saccharomyces. Aktuell gibt es keine allgemein anerkannte Definition, denn einige der bekanntesten Hefen weisen Eigenschaften auf, die nicht für alle Hefen zutrifft. Hefen oder Hefepilze sind einzellige Pilze Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle , die sich asexuell durch Sprossung Siehe Knospung. (ähnlich einer Zellteilung) vermehren. Die Vermehrung durch Sprossung führte zur synonymen Bezeichnung Sprosspilze, obwohl sich nicht alle Hefen durch Sprossung vermehren und es andererseits auch hyphenbildende Pilze gibt, deren Hyphen (aus dem griech. = das Gewebte) meistens verwendet für fadenförmige, evtl. verzweigte, Schimmelpilzzelle. Die Hyphen dienen der Ernährung oder der unter Sprossung wachsen. Im Gegensatz zu Schimmelpilzen bilden Hefepilze keine Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. . Infolgedessen sind sie in weit geringerem Umfang in der Luft vertreten.
Hefen oder Hefepilze gehören in die Abteilung der Eumycota Unter der Eumycota wird eine Abteilung von Organismen mit unklarer Abstammung zusammen gefasst. So werden in vielen Zusammenfassungen die Klassen bzw. in die Klasse der Schlauchpilze Siehe Pilze. (Ascomyceten). Sie sind in der Regel wesentlich größer als die meisten Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle und besitzen die für Eukaryoten typischen Zellstrukturen. Dies bedeutet, dass sie z. B. im Gegensatz zu Bakterien mit einem echten Zellkern ausgestattet sind. Bei Hefen oder Hefepilze handelt sich um einzellige Mikroorganismen, die eine eiförmige Gestalt haben. Ihre Erkennungsmerkmale sind sehr heterogen. Ihre Länge beträgt zwischen 8 und 12 µm, der Durchmesser zwischen 4 bis 8 µm. Sie bilden kein Myzel Das Myzel (auch Myzelium oder im Plural Myzelien genannt) ist ein Pilzgeflecht und wird durch die Gesamtheit eines aus verzweigten und haben eine glatte, gefaltete oder gekräuselte Oberfläche. Der Rand ist glatt, ausgefranst bis hin zu kleinen Zacken. Die Konsistenz ist cremeartig, pastös, schmierig, schleimig, zäh bis gummiartig. Das Farbspektrum ist von weiß, grau, gelblich, braun, rosarot bis orange und in Ausnahmen auch dunkelblau, dunkelgrau bis schwarz sehr breit gefächert, allerdings sind Hefen in der Regel kaum zu erkennen und treten in einem „unscheinbaren Schleier“ auf.
Hefen oder Hefepilze sind relativ anspruchslos und können auf fast allen organischen Substraten wachsen. Hierfür nutzen sie ein breites Spektrum an Kohlenhydraten (z. B. Glucose, Fructose, Mannose, Saccharose, Maltose oder Dextrine). Deshalb werden Hefen oder Hefepilze der Familie der Saccharomycetes (Zucker abbauende Pilze) zugeordnet und als osmophil bezeichnet. Bisher sind keine Arten bekannt, die alle in der Natur vorkommenden Zuckerarten verwerten können. Die Vermehrung in Medien mit hoher Zuckerkonzentration ist gegenüber der Vermehrung in normalen Medien stark verlangsamt.
Die meisten Hefen oder Hefepilze sind in der Lage, sich sowohl unter aeroben als auch unter anaeroben Bedingungen zu vermehren, also mit oder ohne Sauerstoff. Die meisten Hefen sind fakultativ anaerob, also nicht auf Sauerstoff angewiesen. Wenn Sauerstoff verfügbar ist, wird dieser für einen oxidativen Energiestoffwechsel genutzt. Dies bedeutet, dass verschiedene Zucker zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidiert werden können. In Abwesenheit von Sauerstoff dagegen können Zucker nur zu niedermolekularen Stoffen wie z. B. Ethanol Ethanol zählt zu den bekanntesten Alkoholen. Es entsteht durch Gärungsprozesse und ist in großen Mengen in alkoholischen Getränken enthalten. Inhalativ, und Kohlenstoffdioxid (z. B. in der alkoholischen Gärung) abgebaut werden. Die Zuckeroxidation unter aeroben Bedingungen liefert hierbei mehr Energie als die Vergärung. Dies erklärt die hohe Zuwachs- und Zellteilungsrate bei oxidativem Zuckerabbau.
Hefen oder Hefepilze bevorzugen nasse Habitate, also im Vergleich zu Schimmelpilzen deutlich mehr Feuchtigkeit, im Vergleich zu Bakterien ist der Feuchtebedarf vergleichbar. Die meisten Arten bevorzugen einen aw-Wert Der aw-Wert beschreibt die Wasseraktivität auf der Bauteiloberfläche. Es ist ein Maß für das “freie Wasser”, also der Anteil der von 0,9. Einige osmotolerante Hefen kommen auch mit weniger Feuchtigkeit (aw-Wert von 0,7) aus. Wenn dieses hohe Feuchtigkeitsangebot mit hohen Temperaturen kombiniert wird, haben Hefen oder Hefepilze ein perfektes Umfeld. Einer der Plätze, an denen sie häufig nachgewiesen werden, sind z. B. Saunen, aber auch im Nassbereich (Küchen, Bäder, Toiletten). Neben den Feuchte beaufschlagten Oberflächen sind es vor allem die Geräte wie z. B. Kaffeemaschinen, Wasch- und Spülmaschinen, Klimageräte, Salatschleudern und Saftpressen sowie Mundduschen, die von Hefen befallen werden. Des Weiteren müssen Abflüsse ( Siphon Die wohl häufigste, bekannte Anwendung des Siphons ist der Geruchsverschluss von Abwasserleitungen in Haushalten. Wir finden ihn insbesondere bei Waschbecken, ) und undichte Warmwasserleitungen genannt werden, an denen sie nachgewiesen werden.
Ideal wären Temperaturen von ca. 40 °C, wobei sich einige thermotolerante Arten auch bei Temperaturen von 10 °C bis 30 °C vermehren können. Hitze dagegen vertragen Hefen oder Hefepilze nicht, weshalb man sie mit Temperaturen über 60 °C abtöten kann. Hefen oder Hefepilze bevorzugen für ihr Wachstum ein leicht saures Milieu. Das Spektrum reicht von einem pH-Wert Mit dieser Maßzahl wird die Stärke einer Säure oder Lauge bezeichnet, d. h. der pH-Wert sagt aus, wie sauer bzw. von 3 bis 8. Einige Arten sind in der Lage, sich auch unter einem pH-Wert von 3 zu vermehren.
Von den über 1.500 bekannten Hefen oder Hefepilzen sind die meisten ungefährlich oder sogar nützlich. Nur etwa 20 Arten sind für den Menschen pathogen Alles, was eine Krankheit auslösen kann, wird als pathogen bezeichnet. (krankmachend). Der bekannteste Vertreter ist Candida albicans Candida albicans ist ein Pilz, der zu der Gruppe der Hefepilze gehört. Dieser Pilz ist bei Menschen häufig auf den . Besonders gefährlich können die Arten Candida tropicalis, Candida krusei, Candida famata und Candida glabrata. In Einzelfällen können Erreger der humanpathogenen Hefe Candida albicans sogar lebensbedrohliche Formen annehmen. Neben diesen Candida-Arten können auch andere Hefen wie z. B. Cryptococcus neoformans Dieser Pilz ist eine Hefe. Er lässt sich auf einem Spezialnährboden züchten. Dort bildet er schleimige, kremig aussehende Kolonien. Dieser , Blastoschizomyces capitatus, Rhodotorula rubra, Hansenula anomala und Trichosporon beigelii zu schweren Erkrankungen führen.
Für gesunde Menschen stellen Hefen oder Hefepilze kein Gesundheitsrisiko dar, da ein starkes Immunsystem Der Begriff Immunsystem ist aus dem Lateinischen immunis (= verschont oder unberührt) abgeleitet. Es ist ein komplexes System zur Abwehr eine Vermehrung verhindert. Gesundheitliche Beschwerden durch deren Allergene treten nur bei immungeschwächten Menschen auf. Kommt es bei immunsupprimierten Menschen über einen längeren Zeitraum und einer erhöhten Konzentration zu einer Einwirkung der Toxine (von griech. = Pfeilgift) allgemeine Bezeichnung für Giftstoffe, die von Bakterien, Pflanzen oder Tieren ausgeschieden werden oder beim Zerfall von , können im Einzelfall auch schwere Erkrankungen auftreten, die so genannte Dermatophytose Die Dermatophytose ist eine Erkrankung der Haut und ihrer Anhangsgebilde (in seltenen Fällen auch subkutaner Gewebe), die durch so genannte . Diese werden meistens über direkten Körperkontakt, so genannte Schmierinfektionen, allgemeine Ansteckung Siehe Infektion. oder Nahrungsmittel übertragen. Erste Anzeichen sind weißliche Beläge im Mund, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt in Form von Bauchschmerzen und starke Blähungen oder allergische Reaktionen z. B. durch Hautjucken bis hin zu Ekzemen. Da Hefen oder Hefepilze im Gegensatz zu Schimmelpilzen keine ausgeprägten Sporen bilden, sind sie in der Luft kaum vertreten. Infolgedessen werden von ihnen keine Probleme der Atemwege, Bronchien, Lunge oder Nebenhöhlen verursacht.
Im Vergleich zu den Bakterien ist die Bedeutung der Hefen zu vernachlässigen, auch wenn Experten wieder mit einer Zunahme von Infektionen durch Hefen rechnen. Vor allem an Arbeitsplätzen, wo speziell Hefen eingesetzt werden wie z. B. in Bäckereien, Brauereien oder Destillerien treten häufig Gesundheitsprobleme der Mitarbeiter auf. Bekanntestes Beispiel ist das so genannte Bäckerasthma, das durch die Hefe Saccharomyces cerevisiae (Backhefe) und deren produziertes Enzym Enolase ausgelöst wird. Aber auch die Candidose ist eine weit verbreitete Hefeinfektion.