Typ-IV-Allergie (Spät-Typ)

Bei der Typ-IV- Allergie Als Allergie (griechisch αλλεργία, „die Fremdreaktion“, von altgriechisch ἄλλος allos, „anders, fremd“ und ἔργον ergon, „die Arbeit, Reaktion“) versteht man handelt es sich um eine verzögerte allergische Reaktion, da sich die Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die erst nach 12 bis 72 Stunden bemerkbar machen. Deshalb wird dieser Allergietyp auch als verzögerter Reaktionstyp oder Spät-Typ bezeichnet. Antikörper Antikörper sind im Organismus vorkommende Proteinmoleküle, von denen es viele Millionen verschiedene Typen gibt. Antikörper werden von Lymphozyten (bestimmten weißen wie bei der Typ-I-Allergie oder der Typ-III-Allergie spielen bei dieser Allergie keine wesentliche Rolle. Für die Antwort des Immunsystems sind ausschließlich so genannte T-Lymphozyten T-Zellen sind Teil der weißen Blutzellen und dienen der Immunabwehr. Siehe T-Zellen. verantwortlich. Hierbei handelt es sich um Zellen, die für die spezifische zelluläre Immunabwehr verantwortlich sind. Deshalb wird diese allergische Reaktion auch als zellvermittelte oder zelluläre Immunität Als Immunität wird die erworbene, spezifische Unempfindlichkeit gegenüber bestimmten Krankheiten oder anders ausgedrückt der Zustand der Unempfindlichkeit bzw. einer deutlich bezeichnet.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Allergietypen findet bei der Typ-IV-Allergie eine Immunabwehr gegen lang anhaltende Allergene statt. Beim Eindringen dieser Allergene bildet das Immunsystem Der Begriff Immunsystem ist aus dem Lateinischen immunis (= verschont oder unberührt) abgeleitet. Es ist ein komplexes System zur Abwehr keine spezifischen Antikörper, sondern aktiviert zur Beseitigung der Eindringlinge seine Abwehrzellen. Hierbei werden die eingedrungenen Allergene (Antigene) an die Körperzellen angelagert und aktivieren dadurch die körpereigene Immunabwehr: die T- Lymphozyten Lymphozyten gehören zur Gruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten); sind beteiligt an entzündlichen Reaktionen, auch Immunreaktionen und allergischen Reaktionen. Aufgrund ihrer , eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, mit denen weitere Abwehrzellen angelockt und aktiviert werden. Dadurch werden spezielle Botenstoffe freigesetzt, die Makrophagen Makrophagen (Abk. MΦ) gehören zu den Fresszellen (Phagozyten) und sind als Leukozyten (weiße Blutkörperchen) Zellen des Immunsystems. Sie dienen der ( Fresszellen Der Immunologe unterscheidet zwischen der angeborenen Immunität bzw. dem natürlichen Immunsystem auf der einen und eine erworbene Immunität bzw. ein ) im Immunsystem aktiviert und Zellen infiltriert. Bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen Die Stoffe, die das menschliche Immunsystem reizen und eine Allergie auslösen, werden als Allergene (oder auch als Antigene oder Fremdstoffe) „erinnern“ sich die T-Lymphozyten an die voraus gegangene Sensibilisierung Leitet der Körper bei einem Erstkontakt mit einem Stoff eine falsche, weil unnötige, Abwehrmaßnahme ein, spricht man von Sensibilisierung. Der und lösen eine für die Typ-IV-Allergie typische Überempfindlichkeitsreaktion ►siehe Allergie aus. Die Typ-IV-Allergie kann prinzipiell jedes Organ befallen, allerdings treten die allergischen Reaktionen vor allem durch eine Schwellung und Rötung auf der Haut sowie einen Juckreiz auf. Auslöser sind z. B. einige Arten der Mykobakterien Mykobakterien gehören zur Gattung gram-positiver, unbeweglicher Bakterien, die der Actinomyceten-Gruppe zugeordnet werden. Das charakteristische Merkmal der Mykobakterien ist ihre Zellwand, wie z. B. Mycobacterium tuberculosis und Mycobacterium leprae. Die Identifizierung der allergieauslösenden Substanz erfolgt über einen Expositionstest (z. B. „Prick-Test“ und „Patch-Test“).

Ein typischer Vertreter der Typ-IV-Allergie ist die exogen allergische Alveolitis Unter der exogen allergischen Alveolitis (kurz EAA) wird eine entzündliche (allergische) Reaktion der Lungenbläschen (Lungengewebe) bis hin zum asthmatischen Anfall ( EAA Siehe exogen allergische Alveolitis. ). Bei dieser an sich eher seltenen Lungenerkrankung spielen Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer und andere Bioaerosole Bio-Aerosole sind in der Luft fein verteilte kleine biologische Teilchen wie Sporen oder mikrobielle Stäube wie z. B. MVOC (vgl. eine große Rolle. Die allergene Substanzen befinden sich u. a. in den biogenen Stäuben, Schimmelpilzsporen und anderen mikrobiellen Partikeln. Mögliche mikrobiell kontaminierte Quellen sind z. B. Luftbefeuchter und Klimaanlagen, aber auch Exkremente von Vögeln und anderen Haustieren. Durch das Einatmen der Allergene von Schimmelpilzen, Hefepilzen und thermophilen Actinomyceten kommt es zu einer Entzündung des Lungengewebes, meistens der Lungenbläschen Siehe Alveolen. ( Alveolen Der Begriff Alveolen wurde aus dem Lateinischen (alveolus = kleine Mulde) abgeleitet und ist der medizinische Begriff für die Lungenbläschen. ). Hierfür muss bei betroffenen Menschen eine genetisch bedingte Veranlagung in Form einer Übersensibilität vorhanden sein. Deshalb wird die exogen allergische Alveolitis Alveolitis bezeichnet eine Lungenerkrankung, die in zwei Formen auftreten kann: als diffuse-fibrosierende Alveolitis (eine Erkrankung des Lungengewebes und der Lungenbläschen auch als Hypersensitivitäts-Pneumonitis bezeichnet. Die allergische Reaktion kann sich in Form von Husten, Fieber, über Atemnot bis hin zu Schüttelfrost zeigen. Bei einem chronischen Verlauf kann die exogen allergische Alveolitis in eine so genannte Lungenfibrose übergehen. Neben biogenen Stäuben, Schimmelpilzsporen und anderen mikrobiellen Partikeln müssen noch chemische Substanzen wie z. B. Isocyanate Isocyanate sind Ester der Isocyansäure und Ausgangsprodukte u. a. für Polyurethan-Kunststoffe. Hierbei handelt es sich um sehr reaktionsstarke organische Verbindungen , Methylmethacrylat als Auslöser genannt werden.

Immunologen und Allergologen unterscheiden bei der exogen allergischen Alveolitis zwischen der akuten Form (Auftreten der grippeähnlichen Symptome nach 6 bis 12 Stunden), der subakuten Form (ähnliche Beschwerden treten allmählich über Tage bis Wochen auf) und einer chronischen Form (grippeähnliche Beschwerden bis fibrotischer Verlauf über mehrere Monate).

Nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es keinen einzelnen Befund, der die Diagnose einer exogen allergischen Alveolitis eindeutig erlauben würde. Daher muss die Diagnose unter Einbeziehung verschiedener diagnostischer Verfahren nach dem Ausschlussverfahren erfolgen.

Die Exogen Allergische Alveolitis sollte in erster Linie von der toxischen Alveolitis (Organic Dust Toxic Syndrome) abgegrenzt werden. Generell gilt, dass bei einigen Krankheitsbildern wie z. B. der allergischen bronchopulmonalen Aspergillose Besondere Bedeutung im Zusammenhang mit Schimmelpilzinfektionen hat die Aspergillose. Hierbei handelt es sich um eine Mykose, die durch Aspergillus-Arten verursacht , der chronischen Bronchitis Entzündung der Bronchien oder auch der toxischen Alveolitis eine Zuordnung zwischen einer Allergie sowie den reizenden und/oder toxischen Wirkungen (Intoxikationen) nicht immer eindeutig gegeben ist. Allerdings werden alle diese Erkrankungen mit dem Einatmen von sehr hohen Konzentrationen biogener Stäube und Schimmelpilzsporen (109 pro m³ Luft) sowie Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle (1 bis 2 µg pro m³ Luft) in Verbindung gebracht, wie sie in privat genutzten Innenräumen nicht vorkommen.