allergologische Differentialdiagnostik

Die unterschiedlichen Gesundheitseffekte, die durch heterogene biogene Stäube inkl. der von Schimmelpilzen produzierten Stoffwechselprodukte wie z. B. Mykotoxine oder MVOC sowie aktive (viable) oder inaktive (non-viable) Schimmelpilzsporen und anderen mikrobiellen Partikeln (z. B. Myzelien) in Innenräumen bei entsprechend ausgeprägter Exposition (von lat. exponere, expositum = herausstellen, aussetzen) Grad der Gefährdung für einen Organismus, der sich aus der Häufigkeit und Intensität auftreten können, sind nicht durch einfache Mechanismen oder eins-zu-eins-Beziehungen erklärbar. Allergologen und Umweltmediziner sind sich einig, dass sensibilisierende und allergologische sowie nicht IgE-vermittelte immunologische Mechanismen genauso ineinanderwirken wie reizende, toxische und immunmodulierende Mechanismen.

Durch die Überlagerung dieser unspezifischen gesundheitlichen Effekte räumen sie ein, dass es bislang weitestgehend unklar ist, welche biologischen Substanzen und in welcher Konzentration für die unterschiedlichen Gesundheitsbeschwerden konkret ursächlich sind. Hinzu kommt, dass unspezifische Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die wie z. B. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Husten und Schnupfen Symptom der Typ-I-Allergie. nicht nur durch Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer und/oder Bakterien sowie deren Stoffwechselprodukte (z. B. Endotoxine) verursacht werden können, sondern auch durch andere Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse wie z. B. Milben und/oder Tiere (z. B. Katzenhaare, Vogelkot). Gleiches gilt für chemische Schadstoffe Schadstoffe sind definiert als chemische Elemente oder Verbindungen mit nachgewiesener oder vermuteter schädigenden Wirkung auf Mensch und Umwelt (Tier, Pflanze wie z. B. Biozide ( Fungizide (von lateinisch fungus = Pilz und caedere = töten, vernichten) gehören zur Gruppe der Biozide. Es sind Substanzen unterschiedlicher chemischer , Bakterizide Bakterizide sind Stoffe, die aufgrund ihrer chemischen Struktur gezielt Bakterien innerhalb oder außerhalb des Organismus abtöten. Man unterscheidet dabei Antiseptika , Insektizide Insektizide sind chemische Substanzen, die Insekten und deren Entwicklungsstadien abtöten, vertreiben oder hemmen. Sie müssen mit Bedacht eingesetzt werden, da usw.) oder VOC VOC ist ein Akronym für Volatile Organic Compounds und beschreibt flüchtige organische Verbindungen. Zu dieser heterogen Stoffgruppe gehören unterschiedliche Kohlenwasserstoffe (z. B. Formaldehyd Formaldehyd ist eine stechend riechende Verbindung aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff mit der Formel HCHO oder CH2O und wurde 1867 ) oder andere Noxen (z. B. Tabakrauch). Neben diesen allergene Substanzen in Innenräumen müssen zudem umweltbedingte Allergene wie z. B. Pollen und Gräser genannt werden.

Besonders problematisch ist, dass sich in der Außenluft eine „normale“ Hintergrundbelastung Nicht zu vermeidende, ständig vorhandene Kontamination der Raumluft, Oberfläche oder Baustoffe. durch biogene Stäube, Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. befindet, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Luftqualität in Innenräumen nimmt und Schwankungen durch einen saisonalen Zyklus oder jahreszeitlich bedingte Unterschiede und/oder witterungsbedingte Einflüsse (z. B. nach einem Gewitter) auftreten. Ebenfalls erwiesen ist, dass es regionale Unterschiede gibt z. B. zwischen der Bioaerosolkonzentration in Innenstädten gegenüber dem ländlichen Raum. Hinzu kommen unmittelbare Einflussfaktoren im Umfeld von Gebäuden wie z. B. die landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Feldern und Äckern, Deponien und Kompostanlagen oder Mülltonnen. Weiterhin muss beachtet werden, dass „schimmelpilztypische“ Symptome auch durch beruflich bedingte Expositionen am Arbeitsplatz verursacht werden können oder im privaten Umfeld (z. B. durch eine verunreinigte Klimaanlage in privaten PKW) zu suchen sind. Ein großes Problem für Allergologen und Umweltmediziner besteht darin, dass für die medizinische Diagnostik schimmelpilzassoziierter Gesundheitsbeschwerden bislang nur sehr wenige Allergenextrakte von Schimmelpilzarten an sich zur Verfügung stehen und diese fast ausschließlich nur umwelttypische Schimmelpilzarten der Außenluft umfassen. Dies bedeutet, dass innenraumtypische Schimmelpilzallergenextrakte für die medizinische Diagnostik nur in absoluten Ausnahmen eingesetzt werden können.

Schimmelpilztypische Symptome werden nicht nur durch lebende (oder kultivierbare) Schimmelpilzsporen oder anderen mikrobiellen Partikeln wie z. B. Myzelien verursacht, sondern auch durch abgestorbene oder abgetötete (nicht mehr kultivierbare) Biomasse Als Biomasse wird die Gesamtheit der Masse an organischem Material (lebende, tote und zersetzte Organismen) in einem Lebensraum bezeichnet, die . Dies bedeutet u. a., dass z. B. auch nach Desinfektionsmaßnahmen noch allergene Substanzen vorhanden sein können und gesundheitliche Beschwerden auslösen können. Im Rahmen der Anamnese Als Anamnese wird die professionelle Erfassung, Dokumentation und Sammlung von potenziell relevanten Informationen, Daten und Angaben zu einer Sache durch und Diagnostik muss berücksichtigt werden, dass die Exposition nicht nur inhalativ erfolgen muss, also z. B. durch das Einatmen von biogenen Stäuben oder luftgetragenen Schimmelpilzsporen, sondern die Aufnahme auch perkutan über Hautkontakt und/oder Oral Durch den Mund oder den Mund betreffend. über Lebensmittel erfolgen kann. Allergologen und Umweltmediziner bezeichnen die Untersuchungen und Parameter, die sich mit der äußeren Exposition auseinandersetzen, also den Kontakt außerhalb des menschlichen Körpers, als Umweltmonitoring. Dem gegenüber werden Untersuchungen und Parameter im menschlichen Körper als Biomonitoring bezeichnet. Darauf aufbauend beschreibt eine innere Exposition das Belastungsmonitoring und Effekte der Exposition ein Effektmonitoring.

Alle diese „Möglichkeiten“ müssen im Rahmen der Anamnese und Diagnose berücksichtigt werden und machen eine Abgrenzung von Schimmelpilz assoziierten Gesundheitsbeschwerden von weiteren Innenraumallergenen oder Expositionen aus der Umwelt fast unmöglich. Daher hat sich die allergologische Differentialdiagnostik zur Aufgabe gemacht, die unterschiedlichen Noxen und ihre individuellen Wirkungen auf den menschlichen Organismus zu analysieren und zu bewerten und zielgerichtete Therapien und Behandlungen zu entwickeln. Eine Schwerpunktaufgabe der allergologischen Differentialdiagnostik besteht darin, konkurrierende Allergene zu erfassen und in ihrer zeitlichen und medizinischen Wirkung von Gesundheitsbeschwerden abzugrenzen. Den geringsten Aussagewert haben allgemeine oder unspezifische Symptome wie z. B. Fieber, Kopfschmerzen, Schnupfen oder Husten, die bei einer Vielzahl von Erkrankungen vorkommen können.