Die Zusammenhänge und der Nachweis zwischen einem Schimmelpilzbefall und -wachstum in privat genutzten Innenräumen und möglichen Gesundheitsbeschwerden oder -risiken sind äußerst komplex und haben multikausale Ursachen. Bekannt ist, dass Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen auslösen können, allerdings nicht alle Arten und Gattungen gleichermaßen. Gleiches gilt für die Raumnutzer. Menschen reagieren aufgrund ihrer individuellen Konstitution Körperliche und seelische Verfassung, Widerstandskraft eines Lebewesens, anlagebedingte "Gesamtverfassung". ( Prädisposition Die Empfänglichkeit einer Person für eine bestimmte Erkrankung. und Disposition) unterschiedlich auf mikrobiellen Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, , so genannte Risikogruppen sind besonders betroffen. Da biogene Stäube, Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. auch außerhalb von privat genutzten Innenräumen auftreten, ist ein kausaler Zusammenhang kaum möglich. Auch deshalb hat der Gesetzgeber bis heute keine Grenz-, Richt- oder Orientierungswerte Orientierungswerte sind der Oberbegriff für Hintergrund- oder Referenzwerte, mit deren Hilfe man sich „an etwas orientieren“ kann. Dies kann zum für privat genutzte Innenräume festgelegt und wird dies auch in den nächsten Jahren nicht können. Dies führt mitunter dazu, dass unterschiedliche Interessengruppen den Zustand individuell für sich nutzen und zum Teil kontroverse Diskussionen und sehr eigenwillige Interpretationen den Markt und vor allem die Betroffenen verunsichern.
Aus diesem Grund haben die „Innenraumhygiene-Kommission“ des Umweltbundesamtes ( UBA Siehe Umweltbundesamt. ), die Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin Die Umweltmedizin ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich mit dem Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit befasst. Die Lehre “ des Robert Koch-Institutes und die Gesellschaft für Hygiene Das Wort Hygiene stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „eine der Gesundheit zuträgliche Kunst“. Es ist von , Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP) bereits vor 15 Jahren erste Publikationen veröffentlicht, um das Thema aus medizinischer Sicht zu versachlichen. Besonders hervorzuheben ist die AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie, die im April 2016 veröffentlicht wurde. Im aktuellen Leitfaden „Zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Schimmelbefall in Gebäuden“ des Umweltbundesamtes (UBA) werden Gesundheitsrisiken, -beschwerden und -erkrankungen, die durch Schimmelpilze und andere Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse (z. B. Bakterien) verursacht werden, in folgende Kategorien unterteilt:
- Sensibilisierung Leitet der Körper bei einem Erstkontakt mit einem Stoff eine falsche, weil unnötige, Abwehrmaßnahme ein, spricht man von Sensibilisierung. Der und Allergien
- Reizende Wirkungen auf Schleimhäute und Atemwege
- Toxische Wirkungen (Intoxikationen)
- Infektionen
- Geruchsbelästigungen
- Befindlichkeitsstörungen
Deutlich ausführlicher sind die Hinweise für die medizinische Diagnostik bei Schimmelpilzbefall in der Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen“ der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften). Arbeitsplatzbezogene Erkrankungen, Pilzerkrankungen der Haut oder auch die Aufnahme von Schimmelpilzen oder deren Bestandteile z. B. über Lebensmittel sind nicht Gegenstand der AWMF-Leitlinie.
In allen diesen Veröffentlichungen wird darauf hingewiesen, dass nach derzeitigem Stand die diagnostischen Methoden zur Erfassung von gesundheitlichen Wirkungen von Schimmelpilzen unzureichend entwickelt, nicht ausreichend genau und deshalb noch nicht standardisiert sind. Eine quantitative gesundheitliche Risikobewertung ist daher nicht möglich. Allerdings sind sich Umweltmediziner und Allergologen einig, dass Schimmelpilzbefall und -wachstum in privat genutzten Innenräumen aufgrund der potentiellen Gesundheitsgefährdung aus hygienisch-präventiver Sicht als bedenklich einzustufen und nach dem Vorsorgeprinzip grundsätzlich nicht zu tolerieren sind. Des Weiteren weisen Mediziner darauf hin, dass eine Bestimmung der Schimmelpilzarten für eine medizinische Diagnostik in der Regel nicht zielführend sind. Sinnvoll können diese in Ausnahmen wie z. B. bei einer Infektionsgefährdung von bestimmten Risikogruppen sein. Zu diesen gehören Menschen mit einer Immunschwäche, bei der das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) unterdrückt (supprimiert) wird. Ursächlich müssen nicht immer chronische Krankheiten sein. Auch Medikamente oder besondere Belastungen können zur Schwächung des Immunsystems beitragen. Grundsätzlich gilt, dass privat genutzte Innenräume bei Menschen mit einer Immunschwäche immer in einem hygienisch einwandfreien Zustand sein sollten.
Zu den unspezifischen Symptomen und Auffälligkeiten, potenziellen Gesundheitsrisiken sowie Gesundheitsbeschwerden und Krankheitsbilder, die im Zusammenhang mit biogenen Stäuben (inkl. Mykotoxinen oder MVOC), aktiven (viable) oder inaktiven (non-viable) Schimmelpilzsporen und anderen mikrobiellen Partikeln (z. B. Myzelien) in Innenräumen bei entsprechend ausgeprägter Exposition (von lat. exponere, expositum = herausstellen, aussetzen) Grad der Gefährdung für einen Organismus, der sich aus der Häufigkeit und Intensität auftreten können, gehören lt. AWMF-Leitlinie:
- Allergien
- Typ-I- Allergie Als Allergie (griechisch αλλεργία, „die Fremdreaktion“, von altgriechisch ἄλλος allos, „anders, fremd“ und ἔργον ergon, „die Arbeit, Reaktion“) versteht man (z. B. allergische Rhinitis Eine Rhinitis ist ein Schnupfen, der unterschiedliche Ursachen haben kann. Von einer allergischen Rhinitis spricht man, wenn sie allergischen Ursprungs , Asthma bronchiale Anfälle von Atemnot mit besonders erschwerter Ausatmung, verursacht durch eine Schwellung der Bronchialschleimhaut, die Absonderung eines zähen Schleims aus den , Atopisches Ekzem Der Begriff Ekzem wurde aus dem Griechischen (έκζεμα ekzema = „Aufgegangenes“) abgeleitet. Es handelt sich um eine Hauterkrankung, die sich )
- Typ-I- und Typ-III-Allergie (z. B. Allergische Bronchopulmonale Aspergillose Siehe Aspergillose. )
- Typ-III- und Typ-IV-Allergie (z. B. exogen allergische Alveolitis Unter der exogen allergischen Alveolitis (kurz EAA) wird eine entzündliche (allergische) Reaktion der Lungenbläschen (Lungengewebe) bis hin zum asthmatischen Anfall )
- Reizende Wirkungen
- an Schleimhäuten (z. B. Mucous Membrane Irritation Reizung oder Zustand des Gereizt seins; oft in der Form des Adjektivs "irritativ" = eine Reizung verursachend verwendet. Beispiel: irritative )
- der Atemwege (z. B. chronische Bronchitis Entzündung der Bronchien )
- Intoxikationen (z. B. Toxische Alveolitis Die toxische Alveolitis ist eine Form der toxischen Reaktion (Mykotoxikose) und zeigt sich als grippeähnliche, akute Erkrankung mit den Symptomen , Organic Dust Toxic Syndrome)
- Infektionen
- Mykosen (z. B. invasive Aspergillosen, Aspergillom Ein Aspergillom (auch als Aspergillus-Myzetom bezeichnet) ist die kolonialisierte Form der Aspergillose (Schimmelpilzinfektion). Diese kann an verschiedenen Organen wie z. )
- Mykotoxikosen Vergiftungskrankheiten, die durch Schimmelpilze auftreten. Durch die Aufnahme von Mykotoxinen (Schimmelpilzgifte) werden auf den Organismus reizende oder sogar toxische Wirkungen
- Geruchswirkungen durch MVOC Abkürzung für microbial volatile organic compounds = mikrobielle flüchtige organische Verbindungen. Bei Auftreten von Schimmelpilzen infolge von Feuchtigkeitsschäden oder bei / OVOC
- Befindlichkeitsstörungen durch neurotoxische Effekte
Nach dem wissenschaftlich abgesicherten Kenntnisstand werden Schimmelpilz assoziierte Gesundheitsstörungen in privat genutzten Innenräumen vor allem durch allergische Reaktionen sowie reizende Wirkungen der Schleimhäute sowie der Atemwege verursacht. Toxische Wirkungen werden nur durch sehr hohe Konzentrationen von Bioaerosolen verursacht, die in privat genutzten Innenräumen in der Regel nicht vorkommen. Infektionen durch Schimmelpilze kommen in privat genutzten Innenräumen äußerst selten vor. In diesen Ausnahmefällen müssen mehrere ungünstige Einflussfaktoren aufeinanderstoßen und spezifische Schimmelpilzarten wie Aspergillus fumigatus Der Aspergillus fumigatus ist als Schimmelpilz weltweit verbreitet und ausgesprochen thermotolerant. Dies bedeutet, dass diese Art in einem weiten Temperaturspektrum in hoher Konzentration auf Menschen mit einer Immunschwäche treffen.
Die unterschiedlichen Gesundheitseffekte, die durch heterogene biogene Stäube inkl. der Stoffwechselprodukte wie Mykotoxine Von etwa 300 Schimmelpilzarten ist bekannt, dass sie Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) bilden. Hierbei handelt es sich um für den Menschen zum oder MVOC sowie den aktiven (viable) oder inaktiven (non-viable) Schimmelpilzsporen und anderen mikrobiellen Partikeln (z. B. Myzelien) in Innenräumen bei entsprechend ausgeprägter Exposition auftreten können, sind nicht durch einfache Mechanismen oder eins-zu-eins-Beziehungen erklärbar. Umweltmediziner und Allergologen sind sich einig, dass allergologische sowie nicht IgE-vermittelte immunologische Mechanismen genauso ineinanderwirken wie toxische und immunmodulierende Mechanismen. Genauso räumen sie ein, dass es bislang weitestgehend unklar ist, welche biologischen S