toxische Wirkungen (Intoxikationen)

Nach wissenschaftlich abgesichertem Kenntnisstand verursachen biogene Stäube inkl. der von Schimmelpilzen produzierten Mykotoxine  und/oder MVOC), aktive (viable) oder inaktive (non-viable) Schimmelpilzsporen sowie andere mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. (z. B. Hyphen (aus dem griech. = das Gewebte) meistens verwendet für fadenförmige, evtl. verzweigte, Schimmelpilzzelle. Die Hyphen dienen der Ernährung oder der , Myzelien) neben allergischen Reaktionen bei entsprechend ausgeprägter Exposition (von lat. exponere, expositum = herausstellen, aussetzen) Grad der Gefährdung für einen Organismus, der sich aus der Häufigkeit und Intensität auch reizende und/oder toxische Wirkungen.

Die Toxische Wirkung Schimmelpilze können ebenso wie ihre Zerfallsprodukte aus der Zellwand (Glukane) auf Haut und Schleimhäute durch Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus Epithelzellen einer Substanz hängt von deren Giftigkeit sowie Dauer und Häufigkeit sowie Exposition (Menge und Art der Aufnahme) ab und hat somit sowohl eine qualitative als auch quantitative Bedeutung. Die Aufnahme kann z. B. Oral Durch den Mund oder den Mund betreffend. (Mund), inhalativ (Atmung) oder dermal (Haut) erfolgen. Bei einer Vergiftung Siehe Intoxikation. wird unterschieden zwischen einer akuten und chronischen Intoxikation Als Intoxikation wird die schädliche Einwirkung pflanzlicher, tierischer, bakterieller, chemischer oder sonstiger Gifte auf den Organismus bezeichnet. In Bezug auf . Eine akute Intoxikation wird durch eine einmalige oder kurze Exposition gegenüber der Noxe Schädigende Einwirkung, Schädlichkeit, krankheitserregende Ursache. ausgelöst. Die Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die können unmittelbar nach der Exposition auftreten oder zeitverzögert. Eine chronische Intoxikation wird dagegen durch eine wiederholte oder länger anhaltende Exposition gegenüber der Noxe ausgelöst. Die Dosis kann hierbei auch sehr geringfügig sein, da eine Intoxikation häufig ein schleichender Prozess ist, bei dem sich die toxische Substanz im Organismus über einen längeren Zeitraum akkumuliert. Dies erschwert den kausalen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Symptomen und der ursprünglichen Intoxikation.

Intoxikationen durch biogene Stäube, Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel werden fast ausschließlich an Arbeitsplätzen nachgewiesen, an denen produktionstechnisch bedingt über einen längeren Zeitraum sehr hohe Schimmelpilzkonzentrationen von mehr als 108 bis 1010 Kolonie Unter Kolonie wird in der Mikrobiologie die aus einem Keim (beispielsweise einer Zelle oder einer Spore) durch Wachstum oder Vermehrung Bildende Einheiten ( KBE Sobald sich ein einzelliger Mikroorganismus mehrere hundertfach durch Zellteilung vermehrt hat, wird er als Kolonie auf dem Nährboden mit bloßem ) pro m3 Luft auftreten. Hierzu gehören z. B. landwirtschaftliche Betriebe, Gärtnereien, Deponien und Kompostanlagen. In privat genutzten Innenräumen oder auch wohnähnliche Innenräume wie z. B. Büroräume, Kindergärten und dgl. werden in der Regel die hierfür mindestens notwendigen Konzentrationen von mehr als 106 Kolonie Bildende Einheiten (KBE) pro m3 Luft nicht gemessen. Nur in bestimmten Ausnahmefällen können biogene Stäube auch in privat genutzten Innenräumen eine hohe toxische Wirkung verursachen, z. B. wenn sich hohe Konzentrationen von Mykotoxinen oder Endotoxinen in der Innenraumluft befinden. Häufig findet dies statt, wenn z. B. Bauteile oder Hohlräume nach sporadischen Wasserschäden zu einem späteren Zeitraum geöffnet werden oder u. U. bei Abbrucharbeiten.

Das Einatmen von diesen mikrobiellen Stäuben kann eine Toxische Alveolitis Die toxische Alveolitis ist eine Form der toxischen Reaktion (Mykotoxikose) und zeigt sich als grippeähnliche, akute Erkrankung mit den Symptomen auslösen. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Lungenalveolen, die durch die Inhalation Einatmung von Medikamenten zur Behandlung oder auch von Narkosemitteln. Aber auch das unbeabsichtigte Einatmen von Giftgasen oder anderen Schadstoffen wird der Toxine (von griech. = Pfeilgift) allgemeine Bezeichnung für Giftstoffe, die von Bakterien, Pflanzen oder Tieren ausgeschieden werden oder beim Zerfall von ( Mykotoxine Von etwa 300 Schimmelpilzarten ist bekannt, dass sie Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) bilden. Hierbei handelt es sich um für den Menschen zum und/oder Endotoxine) ausgelöst wird. Die grippeähnlichen Symptome wie z. B. Kopfschmerzen, Husten, Schnupfen Symptom der Typ-I-Allergie. und Fieber sowie selten mit Durchfall oder Müdigkeit und Erschöpfungszuständen zeigen sich 4 bis 12 Stunden nach der Exposition und dürfen nicht mit der Exogen Allergischen Alveolitis Alveolitis bezeichnet eine Lungenerkrankung, die in zwei Formen auftreten kann: als diffuse-fibrosierende Alveolitis (eine Erkrankung des Lungengewebes und der Lungenbläschen ( EAA Siehe exogen allergische Alveolitis. ) verwechselt werden, bei der es sich um eine allergische Reaktion einer Typ-IV-Allergie handelt. Im Gegensatz zur allergischen Alveolitis kann die toxische Alveolitis, die auch als Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS) bezeichnet wird, nicht in eine Fibrose der Lunge münden.

In seltenen Fällen kann es vorwiegend bei Kindern zu einer Diffusen pulmonalen Hämorrhagie kommen. Ursächlich für diese auch als „Toxic Mold Syndrom“ bezeichnete Lungenblutung waren die am stärksten toxischen Verbindungen Trichothecene Trichothecene bilden eine Familie chemisch verwandter Mykotoxine (Giftstoffe), die von bestimmten Schimmelpilzarten gebildet werden. Hierzu gehören Stachybotrys chartarum (atra), Fusarium und Gliotoxin Gliotoxin ist ein Mykotoxin, das von verschiedenen saprophilen Schimmelpilz-Gattungen produziert wird, speziell von Aspergillus fumigatus und Aspergillus terreus, aber auch . Die inhalative Aufnahme erfolgt über die Konidien und andere Partikel des Schimmelpilzes Stachybotrys Stachybotrys ist ein zelluloseabbauender Schimmelpilz. Vor allem Stachybotrys chartarum (alte Bezeichnung atra) gilt als typischer Feuchtepilz, da er meist nach chartarum. Belastbare Statistiken gibt es hierzu allerdings nicht.

Neben den toxischen Substanzen der Mykotoxine ( Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer ) und Endotoxine ( Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle ) sowie den flüchtigen organischen Verbindungen der Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse ( MVOC Abkürzung für microbial volatile organic compounds = mikrobielle flüchtige organische Verbindungen. Bei Auftreten von Schimmelpilzen infolge von Feuchtigkeitsschäden oder bei ) müssen zudem toxische Substanzen in der Zellwand Eine Zellwand ist eine aus Polymeren aufgebaute Hülle, die in der Regel die Zellen von Bakterien, Archaeen, Pflanzen und Pilzen wie z. B. 1,3-ß-D-Glucan genannt werden, die bei allen Schimmelpilzen vorkommen. Diese können verschiedene toxische Wirkungen verursachen. Am häufigsten zeigen sich die Entzündungsreaktionen auf der Schleimhaut, dagegen selten in den oberen Atemwegen.

Insgesamt besteht zu den toxischen Wirkungen durch Mykotoxine, Endotoxine, MVOC und Zellwandbestanteilen noch Forschungsbedarf, da bislang zu wenig Erkenntnisse vorliegen und Einzelfälle nicht automatisch verallgemeinert werden dürfen. Fakt ist, dass die gemessenen Konzentrationen in privat genutzten Innenräumen zu niedrig sind, um akute toxische Wirkungen auszulösen. Über evtl. Wechselwirkungen mit anderen Gesundheitsbeschwerden wird immer mal wieder berichtet, ohne dass es hierfür wissenschaftliche Nachweise gibt.

Systemische Intoxikationen durch Mykotoxine über einen längeren Zeitraum werden als Mykotoxikosen Vergiftungskrankheiten, die durch Schimmelpilze auftreten. Durch die Aufnahme von Mykotoxinen (Schimmelpilzgifte) werden auf den Organismus reizende oder sogar toxische Wirkungen bezeichnet. Diese sind allerdings bisher nur über die Aufnahme von schimmelpilzbelasteten Nahrungsmitteln bekannt. Über die Intoxikation durch die inhalative Aufnahme in privat genutzten Innenräumen liegen bisher keine gesicherten Erkenntnisse vor. Mykotoxine sind nicht flüchtig und brauchen eine Trägersubstanz. Dies bedeutet, dass sie in der Innenraumluft nur gebunden an Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. , Zellfragmenten und anderen Partikeln vorkommen.

Nach Aussagen des Umweltbundesamtes ( UBA Siehe Umweltbundesamt. ) scheint ein Zusammenhang von Mykotoxinen und systemischen Intoxikationen nach aktuellem Kenntnisstand nicht gegeben zu sein. Allerdings räumt das UBA ein, dass zu den gesundheitlichen Wirkungen bei langfristiger Exposition sowie zu den Wechselwirkungen verschiedene Toxine bislang keine Erkenntnisse vorliegen und weiterer Forschungsbedarf besteht. Zumal die verschiedenen Toxine nicht nur organischer Herkunft sind, sondern auch anorganische Toxine ähnliche Symptome hervorrufen können.