Die gesundheitliche Bewertung von Schimmelpilzen (und Bakterien) in privat genutzten Innenräumen ist ein äußerst schwieriges Thema. Dies hat multikausale und komplexe Ursachen.
Einer der wichtigsten Gründe liegt darin, dass es nach wie vor für mikrobiellen Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, in privat genutzten Innenräumen keine gesetzlichen Grenz-, Richt- oder Orientierungswerte Orientierungswerte sind der Oberbegriff für Hintergrund- oder Referenzwerte, mit deren Hilfe man sich „an etwas orientieren“ kann. Dies kann zum gibt, bei deren Überschreitung ein Automatismus einsetzt. Aus nachfolgenden Gründen wird es diese „Normierung“ von privat genutzten Innenräumen auch nicht geben können. Zum einen sind privat genutzte Innenräume nicht isoliert von der Außenwelt, so dass über Türen und Fenster sowie Lüftungsöffnungen auch biogene Stäube, Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. aus der Außenluft in Innenräume eindringen. Hinzu kommt, dass die mikrobielle Belastung von außen nicht konstant ist. Die so genannte Hintergrundbelastung Nicht zu vermeidende, ständig vorhandene Kontamination der Raumluft, Oberfläche oder Baustoffe. verändert sich durch jahreszeitliche und/oder witterungsbedingte Einflüsse sowie regionale Unterschiede oder individuelle Expositionsquellen wie z. B. Landwirtschaft, Deponien oder Kompostanlagen im unmittelbaren Umfeld der Gebäude.
Hinzu kommt, dass in der Außenluft genauso wie auch der Innenraumluft keine isolierten Schimmelpilzarten auftreten, sondern so genannte Mischexpositionen – also verschiedene Schimmelpilzarten und -gattungen in unterschiedlichen Konzentrationen. Außerdem spielt die so genannte Flugfähigkeit der Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. unterschiedlicher Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer eine große Rolle, da sich einige Spezies eher im Staub Staub ist die Sammelbezeichnung für feste Teilchen (Partikel), die in der Luft längere Zeit verteilt bleiben (schweben) oder sich binnen und Bodennähe ansammeln, andere wiederum in der Luft schweben. Diese werden durch die Atmung aufgenommen und können gesundheitliche Beschwerden wie allergene, reizende oder toxische Wirkungen verursachen. Allerdings ist auch unter Experten umstritten, welche mikrobiellen Partikel oder biologischen Substanzen tatsächlich gesundheitliche Beschwerden auslösen können. Denn immer häufiger sind es nicht die Bestandteile der Schimmelpilze selbst wie Sporen, Hyphen (aus dem griech. = das Gewebte) meistens verwendet für fadenförmige, evtl. verzweigte, Schimmelpilzzelle. Die Hyphen dienen der Ernährung oder der oder Myzelien, die im menschlichen Immunsystem unterschiedliche Irritationen verursachen, sondern Stoffwechselprodukte wie Mykotoxine und/oder MVOC. Hierzu muss man wissen, dass viele Schimmelpilze eher unscheinbar und in ihrer Außenwirkung harmlos sind und erst durch äußere Einflüsse wie z. B. Biozide in einen Stress versetzt werden und diese Stoffe produzieren und ausstoßen, um sich gegen ihre Feinde zu wehren. Durch derartige Aktionen können Innenraumbelastungen auch künstlich in die Höhe getrieben werden.
Außerdem können gesundheitliche Beschwerden nicht nur von lebenden Sporen verursacht werden, sondern auch von bereits toten oder abgetöteten. Die Betonung liegt auf „können“, da jeder Mensch auf diese Exposition (von lat. exponere, expositum = herausstellen, aussetzen) Grad der Gefährdung für einen Organismus, der sich aus der Häufigkeit und Intensität anders reagiert. Ursächlich hierfür ist die individuelle Konstitution Körperliche und seelische Verfassung, Widerstandskraft eines Lebewesens, anlagebedingte "Gesamtverfassung". ( Prädisposition Die Empfänglichkeit einer Person für eine bestimmte Erkrankung. und Disposition). Ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Schimmelpilzen (Ursache) und möglichen gesundheitlichen Effekten (Wirkung) kann unter realen Bedingungen nahezu nicht hergestellt werden, da viel zu viele individuelle Einflussfaktoren eine eindeutige Dosis-Wirkungsbeziehung verhindern. Diese wäre nur theoretisch über so genannte Ausschlusskriterien möglich, aber immens aufwändig und selbst dann nicht fehlerfrei. Schließlich sind in Innenräumen auch andere Schadstoffe Schadstoffe sind definiert als chemische Elemente oder Verbindungen mit nachgewiesener oder vermuteter schädigenden Wirkung auf Mensch und Umwelt (Tier, Pflanze nachweisbar, die ähnliche Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die verursachen können. Unstrittig ist, dass beim derzeitigen Kenntnisstand und der Vielzahl individueller Einflüsse ein kausaler Zusammenhang zwischen einem mikrobiellen Befall und der sich daraus konkret abzuleitenden gesundheitlichen Risiken nicht herstellen lässt. Selbst die zahlreichen Leitfäden verschiedener Verbände und Institutionen haben daran nichts geändert, da deren Empfehlungen immer nur generell und nie auf den Einzelfall bezogen sind. Da die individuelle Empfindlichkeit von betroffenen Menschen und die Exposition gegenüber biogenen Stäuben, Schimmelpilzsporen und anderen mikrobiellen Partikeln stark variieren, können keine konkreten und auf den Einzelfall abgestimmte Grenz-, Richt- oder Orientierungswerte festgelegt werden. Eine gesundheitliche Risikobewertung für den Einzelfall ist generell nicht möglich. Von „offizieller Seite“ werden diese Fälle nur als bedenklich eingestuft, die grundsätzlich saniert werden sollen.
Fatal wäre, die Gefährdung Die Gefährdung entsteht durch ein räumliches und/oder zeitliches Zusammentreffen eines verletzungs- bzw. krankheitsbewirkenden Faktors einer Gefahrenquelle und beschreibt einen Zustand durch einen Schimmelpilzbefall an der Größe, der Form oder der Farbe festzumachen. Ein kleinstflächiger Befall durch Pathogene Pathogene sind Krankheitserreger (beispielsweise Viren), die durch parasitische Lebensweise Krankheiten verursachen. Parasiten sind häufig, aber nicht zwangsläufig, Pathogene. Schimmelpilze kann genauso Gesundheitsbeschwerden verursachen wie ein großflächiger Befall u. U. vernachlässigt werden kann. Es kommt auf die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen und vor allen auf die Bewertung an.
Bekannt und unstrittig können Schimmelpilze unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen verursachen. Allerdings treten diese nicht zwangsläufig bei jedem Menschen auf und selbst bei den Menschen, die auf biogene Stäube, Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel „reagieren“, zeigen sich diese Reaktionen nicht einheitlich. Spezielle Risikogruppen reagieren bereits auf kleinste Anzeichen. Unspezifische Symptome und subjektives Empfinden erschweren zusätzlich eine sachliche und objektive Bewertung. Diese inhomogene Situation, kombiniert mit gefährlichem Halbwissen und der Angst der Betroffenen wird von Sachverständigen und Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen ausgenutzt, um „Geschäfte zu machen“. Nicht selten wird das Problem völlig überzogen, um sich dann als „Retter des Problems“ zu präsentieren. Bilder von Menschen in Ganzkörper-Schutzanzügen mit Atemschutzmaske bei der Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Schimmelpilzen verunsichern Betroffene und verstärken diesen Eindruck.
Undifferenzierte Pauschalaussagen zur Gefährlichkeit und möglichen Gesundheitsrisiken von Schimmelpilzen dienen in erster Linie den Auftragsbüchern von Sachverständigen, Laboren, Herstellern und Sanierungsfirmen. Kurzum: bei der Analyse Unter Analyse werden allgemein Untersuchungen verstanden, die das Zusammenspiel und die Abhängigkeit (Ursache-Wirkung) zwischen der Art, dem Ort und dem , Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzschäden ist die Verhältnismäßigkeit abhandengekommen. Kleinere Flächen, die mit umwelttypischen Schimmelpilzen befallen sind und mit wenig Aufwand, häufig selbst in Eigenleistung, beseitigt werden können, werden in ihrer Wirkung völlig unnötig aufgebauscht und Gesundheitsrisiken konstruiert, die jeglicher Grundlage entbehren. Gleichzeitig – quasi als krasser Gegenentwurf – gibt es unzählige Fälle, bei denen eine sorgfältige Analyse und Bewertung, entsprechende Schutzmaßnahmen Schutzmaßnahmen vor und während der Schimmelpilzsanierung werden in zwei Kategorien unterteilt: Schutzmaßnahmen in den Räumen (Sanierungsbereich) sowie die persönliche Schutzausrüstung und eine angemessene Sanierung angezeigt wären, bei denen Schimmelpilzbefall einfach „überstrichen“ wird. Die „Pinselsanierung“ mit einer hoch alkalischen oder bioziden „Anti- Schimmel Umgangssprachlicher Begriff für Schimmelpilze. -Farbe“ erfolgt schnell und günstig, ohne das eigentliche Problem wirklich erkannt und infolgedessen auch nicht beseitigt zu haben. Oftmals mit dem Ergebnis, dass dieses Problem zeitversetzt wieder auftritt und den nächsten Auftrag einer Pinselsanierung auslöst.
Bei diesen Sanierungen – genau genommen sind es nur kosmetische Maßnahmen – sind Auftraggeber und Auftragnehmer oftmals nicht mal bekannt, dass Schimmelpilze nicht nur in Form eines sichtbaren Befalls auftreten, sondern auch als nicht sichtbarer Befall oder verdeckten Befall. Gesundheitliche Beschwerden können auch auftreten, ohne dass ein Mikrobieller Befall Als Mikroorganismen werden eine Reihe sehr unterschiedlicher Organismen bezeichnet, deren charakteristische Eigenschaft ihre geringe Größe ist. Sie werden ausgehend von sichtbar ist. Umgekehrt kann ein massiver Schimmelpilzbefall vorliegen, ohne dass eine Gesundheitsgefahr von ihm ausgehen muss. Daher gilt bei Schimmelpilzen immer eine differenzierte und sachliche Betrachtung des Einzelfalls. Dies hilft, unbegründeten Ängsten auf der einen Seite und einer nicht zu rechtfertigenden Verharmlosung auf der anderen Seite wirksam entgegen zu treten. Grundsätzlich wird Schimmelpilzbefall in privat genutzten Innenräumen lt. Umweltbundesamt Zu den Aufgaben des Umweltbundesamtes (UBA) gehören u. a. die wissenschaftliche Unterstützung und Beratung des BMU und der Bundesregierung in ( UBA Siehe Umweltbundesamt. ) als hygienisches Problem eingestuft und sollte nach dem Vorsorgeprinzip unbedingt minimiert werden sollte.
Erstaunlich ist, dass die vielen und zum Teil widersprüchlichen Aussagen über mögliche Gesundheitsrisiken, die von Schimmelpilzen ausgehen, in der Regel nicht von Medizinern stammen, sondern von Bausachverständigen, Sanierungsfirmen oder Herstellern von Produkten zur Schimmelpilzsanierung Das Ziel einer Schimmelpilzsanierung ist die Herstellung eines „hygienischen Normalzustandes“. Vor der eigentlichen Sanierung sind die Ursachen für einen Schimmelpilzbefall . Dabei gibt es z. B. vom Robert Koch Institut (Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin Die Umweltmedizin ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich mit dem Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit befasst. Die Lehre “) oder der Gesellschaft für Hygiene Das Wort Hygiene stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „eine der Gesundheit zuträgliche Kunst“. Es ist von , Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP) mit der AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen“ wissenschaftlich fundierte Studien über Schimmelpilze und deren gesundheitliche Bewertung. Allerdings sind diese Publikationen für Nicht-Mediziner schwer verständlich geschrieben und erfordern solides medizinisches Grundwissen. Nicht besonders förderlich ist, dass es auch unter Medizinern keine abgestimmte Lehrmeinung zu gesundheitlichen Risiken durch Schimmelpilze gibt.