„Fluch der Pharaonen“
Unter Ägyptologen ist die Bedeutung dieser Flüche umstritten. Im Gegensatz zu den allgemein üblichen Darstellungen, dass die alten Ägypter bewusst den Grabstätten ihrer Pharaonen Nahrungsmittel und dgl. zugegeben haben, damit sich bei der Zersetzung
Bakterien
Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle
und
Pilze
Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle
bilden, mit denen mögliche Eindringlinge abgewehrt werden sollen, weisen Wissenschaftler darauf hin, dass sich die Flüche vorwiegend an die Bediensteten richteten. Diese waren täglich der Versuchung ausgesetzt, die Grabbeigaben zu entwenden. So ist folgender Grabspruch aus der 13. Dynastie bekannt: „Verweist ihn des Tempels, enthebt ihn seines Amtes, ihn und den Sohn seines Sohnes und den Erben seines Erben. Auf Erden sei er ausgestoßen; sein Brot, seine Nahrung, sein geweihtes Fleisch seien ihm genommen. In diesem Tempel soll nichts an seinen Namen erinnern. Ausgelöscht seien seine Schriften im Tempel des Fruchtbarkeitsgottes Min, in der Schatzkammer und in jedem anderen Buch.“
Berühmt geworden ist der „Fluch des Pharao“ (oder auch „Fluch des Tutanchamun“). Dieser wird mit Todesfällen in Verbindung gebracht, die sich in den folgenden Jahren nach der Öffnung des Grabes des Tutanchamun im Jahre 1922 durch den Archäologen Howard Carter ereigneten. Am 4. November 1922 entdeckte Carter den Zugang zum Grab. Einen Tag später wurde der obere Teil einer versiegelten Tür freigelegt. Danach vergingen einige Tage, da Carter mit seiner „offiziellen“ Freilegung warten wollte, bis Lord Carnarvon eintraf, der seine Expedition finanzierte. Der versiegelte Eingang wurde am 25. November geöffnet, der anschließende Gang bis zu einer weiteren versiegelten Tür war bis zum Nachmittag des nächsten Tages in Anwesenheit freigelegt. Am 27. November drang man in den nächsten Raum vor, die so genannte Vorkammer. Am 16. Februar 1923 wurde die eigentliche Grabkammer in Anwesenheit von hochrangigem Publikum, darunter Lord Carnarvon und dessen Tochter, geöffnet. Die Grabkammer war fast vollständig durch einen vergoldeten Holzschrein ausgefüllt, die Wände waren mit religiösen Motiven auf goldfarbenem Hintergrund dekoriert.
Am 5. April 1923 starb Lord Carnarvon, nur ein Jahr später 8 weitere, an der Ausgrabung, Beteiligte. Eine mysteriöse Tontafel, die angeblich bei der Öffnung des Grabes durch Howard Carter gefunden wurde und auf der ein Fluch gestanden haben soll, brachte die Geschichte vom Fluch ins Rollen. Auf der Tontafel soll gestanden haben: „Death shall come on swift wings to him that toucheth the tomb of the pharaoh.” („Der Tod wird auf schnellen Schwingen zu demjenigen kommen, der die Ruhe des Pharao stört.“) Eine andere Übersetzung aus dieser Zeit lautet: „Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharao stört.“ Die archäologische Wissenschaft hält diese Tafel für eine reine Erfindung, da es keinerlei Fotos hiervon gibt, obwohl die Funde im Grab fotografisch dokumentiert und mit Fundnummern registriert wurden. Auch Howard Carters Aufzeichnungen enthalten keinerlei Notizen zu einer derartigen Tontafel.
Trotzdem hatte die damalige Presse nach Lord Carnarvons Tod den Begriff vom Fluch des Pharao geprägt. Demnach werden jenem Fluch Personen als „Opfer“ zugeschrieben, die in irgendeiner Weise an der Ausgrabung beteiligt oder scheinbar mit Gegenständen aus dem Grab in Berührung gekommen waren sowie das Grab besucht hatten. Sie alle starben angeblich keines natürlichen Todes und unter mehr oder weniger mysteriösen Umständen. Im Jahr 1939 zählten so auch Howard Carter und die beiden Ausgrabungszeichner Lindsey Hall und Walter Hauser zu den Opfern. Auch in den folgenden Jahr(zehnt)en kamen immer wieder Leute auf mysteriöse Weise um, die sich in irgendeiner Form mit dem Grab oder der Mumie des Pharao auseinandersetzten.
Als eine der möglichen Ursachen für Lord Carnarvons Tod wurde Gift vermutet, das auf den Grabgegenständen aufgetragen worden ist. Diese Theorie geht auf Veröffentlichungen von Ägyptologen zurück, die von tödlichen Bakterien in Gräbern berichteten. Im Jahre 1962 veröffentlichte Dr. Ezzeddin Taha erstmalig einen Zusammenhang zu einem Schimmelpilz – dem
Aspergillus niger
Der Aspergillus niger ist ein Hauptvertreter der Aspergillus-Gruppe kommt überall vor. Der Schimmelpilz mit seinen schwarz gefärbten Konidien ist ein
. Heute geht man davon aus, dass es der
Aspergillus flavus
Aspergillus flavus ist ein sehr wärmeliebender Schimmelpilz, der überall in Böden und auf Getreide vorkommt. In warmen Gebieten kann der
war, der aufgrund seiner toxischen Wirkung von den alten Ägyptern zum Grabschutz eingesetzt wurde. Der Theorie nach sollen die Pilze der Aspergillus-Gruppe, die nicht nur im Grab Tutanchamuns nachgewiesen wurden, für alle Krankheits- und Todesfälle im Zusammenhang mit weltweiten Graböffnungen verantwortlich sein. Diese Theorie bekam Unterstützung durch Todesfälle nach der Öffnung der Gruft Kasimirs IV. im Krakauer Dom im Jahre 1973, bei der auch 12 an der Untersuchung beteiligte Personen an Organversagen starben. Dieses wurde auf
Toxine
(von griech. = Pfeilgift) allgemeine Bezeichnung für Giftstoffe, die von Bakterien, Pflanzen oder Tieren ausgeschieden werden oder beim Zerfall von
der Aspergillus-Art zurück geführt.
Dennoch gibt es Zweifel und unbeantwortete Fragen sowie widersprüchliche Punkte. So hatten die meisten, der mit dem Fluch in Verbindung gebrachten, Opfer ein Sterbealter von 70 bis 80 Jahren. Dieses lag sogar einige Jahre über dem damaligen Durchschnittsalter. Demzufolge hätte der Grabbesuch sogar eine „lebensverlängernde“ Wirkung. Die Tochter von Lord Carnarvon, die das Grab als eine der Ersten betreten hatte und auch der Öffnung der Grabkammer beiwohnte, starb erst 1980 im Alter von immerhin 79 (!) Jahren. Auch anderen Mitgliedern der Expedition war ein langes Leben beschieden. Des Weiteren werden von Mikrobiologen
Schimmelpilze
Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer
und ihre
Sporen
Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen.
als Todesursache der damaligen Expeditionsmitglieder eher als unwahrscheinlich bezeichnet. Auch wenn die toxischen Eigenschaften einiger Schimmelpilze bekannt und nachgewiesen sind, würden Sporen in einem trockenen Grab keine hundert Jahre überleben, geschweige denn über tausend Jahre. Und aufgrund der Aufzeichnungen von Carter weiß man, dass das Grabinnere „trocken und staubig“ gewesen ist.