Holzzerstörende Pilze
Fast alle holzzerstörenden Pilze Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle gehören zur Gruppe der Basidiomyceten. Sie besitzen ein vielfach verzweigtes System von Zellfäden meist farblose, nicht mit dem bloßen Auge sichtbare Fäden, die Schimmelpilze in ihrer Wachstumsphase bilden. ( Hyphen (aus dem griech. = das Gewebte) meistens verwendet für fadenförmige, evtl. verzweigte, Schimmelpilzzelle. Die Hyphen dienen der Ernährung oder der ), die in ihrer Gesamtheit als Myzel Das Myzel (auch Myzelium oder im Plural Myzelien genannt) ist ein Pilzgeflecht und wird durch die Gesamtheit eines aus verzweigten bezeichnet werden. Wenn sich mehrere Hyphen aneinander lagern, entstehen Stränge. Zum Aufschluss des Holzes scheiden die Hyphenspitzen Fermente Siehe Enzyme. und Enzyme Enzyme sind spezialisierte organische Substanzen, meist Polymere aus Aminosäuren, die als Biokatalysatoren wirken und im Stoffwechsel der Lebewesen fast alle ab. Holz besteht aus den drei wesentlichen Bestandteilen Zellulose, Hemizellulose und Lignin Lignin ist neben Cellulose und Hemicellulose einer der Hauptbestandteile der Zellwand höherer Pflanzen. Mengenmäßig handelt es sich bei diesem Polymer sowie darüber hinaus aus Mineralsalzen, Wasser, Harzen, Gerbstoffen und anderen Stoffen wie Eiweiß, Fett usw. Es gibt nun Pilze, die die Zellulose angreifen und mit der Zeit abbauen und Pilze, die nur das Lignin zerstören. Beim Abbau der Zellulose wird praktisch die Wand oder das tragende Gerüst des Holzes zerstört. Das Holz bricht würfelförmig und zerbröselt bei der Hammerschlagprobe mit dem Spitzhammer. Holzzerstörende Pilze (oft auch als Schwämme Eine spezielle Art von Pilzen sind die Schwämme, die auch als Holz- oder Hausfäulen bezeichnet werden und zu den holzzerstörenden bezeichnet) treten in verschiedenen Unterarten auf. Sie werden nach der Verteilung des Myzels im Holz in Substrat Für das Wachstum von Mikroorganismen geeigneter Nährboden oder ggf. auch Oberflächen bzw. Untergründe. - und Oberflächenpilze unterschieden. Die wichtigsten Hausfäulen werden durch Oberflächenpilze verursacht. Die Substratpilze sind normalerweise äußerlich erst bei Fruchtkörperbildung zu erkennen. Im fortgeschrittenen Stadium entwickeln sich auf der Holzoberfläche Fruchtkörper Der Fruchtkörper stellt das Endprodukt eines Pilzgewächses dar. Das Aussehen der im Innenbereich festgestellten (Schimmel)Pilze kann sich wie folgt unterscheiden: . Diese sind sehr unterschiedlich in Farbe und Aufbau (watteartiger Überzug bis geweihförmige Gebilde). Es gibt mehrjährige Fruchtkörper, die sich ähnlich den Jahresringen ausbreiten. In vielen Fällen gestattet der Fruchtkörper zwar die Bestimmung der Pilzart, jedoch sind die Fruchtkörper einer Pilzart je nach Wuchsbedingungen und Alter so unterschiedlich, dass zur Bestimmung der Pilzart anhand von Fruchtkörpern sehr viel Erfahrung und Fachkompetenz gehört.
Nach dem Schadensbild werden die Pilze in Weiß- oder Braunfäule Der durch zelluloseverwertende Pilze hervorgerufene Abbau des Holzes wird als Braunfäule (oder auch als Destruktionsfäule) bezeichnet. Die verbleibende Holzsubstanz wird unterschieden. Beide Arten haben aber nicht nur ein unterschiedliches Aussehen, sondern sie greifen das Holz auch unterschiedlich an.
Die Braunfäule ( Destruktionsfäule Siehe Holzzerstörende Pilze. ) zerstört zunächst die Zellulose aus der Holzsubstanz. Die Hauptbestandteile des Holzes sind helle und dunkle Substanzen. Da Zellulose zu den hellen zählt, bleiben die bräunlichen Substanzen zurück. Entsprechend verfärbt sich das befallene Holz dunkel bis braun und es werden Risse sichtbar, die längs, radial und tangential verlaufen (wie im verkohlten Holz).
Korrosionsfäule wird durch Pilze verursacht, die vorzugsweise das Lignin angreifen bzw. abbauen ( Weißfäule Der durch lignin- und zelluloseverwertende Pilze hervorgerufene Abbau des Holzes, bei der die verbleibende Holzsubstanz eine weiße Färbung annimmt, wird ). Das Zellgerüst des Holzes bleibt erhalten und das Holz kann trotz Festigkeitsabfalls unter Umständen noch für bestimmte Zwecke eingesetzt werden. Einige Pilze greifen aber auch beide Holzbestandteile gleichzeitig an. In diesem Fall liegt die so genannte Simultanfäule Siehe Holzzerstörende Pilze vor.
Braunfäule (Destruktionsfäule) und Weißfäule (Korrosionsfäule) sind überwiegend in alten Holzbalkendecken anzutreffen, wobei die Tragbalken unter den Nassräumen wie Bädern, Küchen und Waschräumen besonders gefährdet sind. Einhergehend mit der über Jahre oder Jahrzehnte dauernden Fäulnis Im Gegensatz zur Fäule wird unter Fäulnis die Zersetzung organischer Substanzen durch Mikroorganismen (einschließlich der Pilze) verstanden. Allgemein und umgangssprachlich ist in der Regel eine erhöhte Holzfeuchtigkeit an der betroffenen Stelle festzustellen. Da es in diesem Bereich zu einer verstärkten Durchbiegung der Balken infolge der Verrottung kommen kann, werden dann Aufdopplungen notwendig. Werden derartige Aufdopplungen bei der Aufnahme eines Holzfußbodens festgestellt, ist immer Vorsicht geboten.
Nach dem Vorkommen oder dem Befallsort können die Pilze auch in Stamm-, Lager- und Hausfäulen unterteilt werden. Da unter den Pilzen die Hausfäulen die bedeutendste Rolle spielen, wird auf die anderen beiden Pilze nicht näher eingegangen. In die Kategorie der Braunfäule sind die
Blättlinge
Blättlinge sind Basidiomyceten, deren Fruchtkörper ein lamellenförmiges Hymenophor (Hymenienträger) ausbilden. Der Begriff wurde in Anlehnung an den Begriff Porling geschaffen
einzustufen, auch Gloeophyllum-Arten (franz.= lencite) genannt. Dieser holzzerstörende Pilz bildet als Substratpilz in der Regel kein sichtbares Oberflächenmyzel. Ein Myzel kann aber z. B. zwischen eng anliegenden Brettern oder in Holzspalten beobachtet werden. Die Fruchtkörper besitzen diverse, eher kleine Formen. Sie werden vorwiegend in Trockenrissen und an den Stirnseiten des befallenen Holzes gebildet. Als Entwicklungs- oder
Wachstumsbedingungen
Siehe Wachstumsvoraussetzungen.
können minimal 5 und maximal 35 °C (optimales Wachstum bei ca. 30 °C) sowie eine Holzfeuchtigkeit von unter 40% angesetzt werden.
Eine andere Kategorie der Braunfäule ist der Weiße Porenschwamm, der auch als Poria vaillanti (franz. = poria) bezeichnet wird. Das Myzel besteht aus weißen, zum Teil kräftigen Strängen mit eisblumenartigem Aussehen. Im Gegensatz zum Echten
Hausschwamm
Als Hausschwamm wird allgemein der so genannte Serpula lacrymans bezeichnet, ein Basidiomycetes der Ordnung Poriales. Er ist ein weitverbreiteter und
bleiben diese weiß und werden im trockenen Zustand nicht spröde. Dieser Typ der Braunfäule bildet eher kleine, dünnhäutige Fruchtkörper mit gut erkennbaren Poren. Er entwickelt sich im Temperaturbereich von 3 bis 36 °C, wobei das Optimum bei ca. 26 bis 27 °C liegt. Die erforderliche Holzfeuchtigkeit für das Wachstum des weißen Porenschwamms liegt bei 35 bis 45%. Diese Pilze befallen vorwiegend Nadelholz, das dabei in kubische Stücke zerfällt.
Der Weiße Porenschwamm ist zwar der gefährlichste Holzzerstörer, wird aber in Gebäuden seltener angetroffen als der Echte Hausschwamm oder der Kellerschwamm Siehe Holzzerstörende Pilze , der auch als Coniophora puteana (franz.= coniophore des caves) oder als Brauner Warzenschwamm bezeichnet wird. Im Gegensatz zum Hausschwamm besitzt diese Braunfäule ein nur schwach entwickeltes Myzel, das zum Beginn weiß und mit zunehmenden Alter graubraun bis dunkelbraun wird. Die Fruchtkörper besitzen eine dünne, gelbbraune, krustenartige Haut, die im trockenen Zustand sehr brüchig ist. Wachstum des Weißen Porenschwamms findet im Temperaturbereich von 5 bis 35 °C (Optimum 22 bis 26 °C) und bei einer Holzfeuchtigkeit von 50 bis 60% statt.
Der Kellerschwamm kann in unsachgemäß verlegten Fußböden innerhalb kurzer Zeit größere Schäden verursachen. Als Befallsursache kann in der Regel in feuchtem Zustand verbautes Holz angesehen werden. Nach dem Echten Hausschwamm ist der Kellerschwamm der bedeutendste holzzerstörende Pilz in Gebäuden, der sowohl im Keller als auch im Dachstuhl (Konstruktion und Holzböden) häufig anzutreffen ist. Die Zerstörungskraft ist groß und steht im Zusammenhang mit dem raschen Wachstum.
Die Braunfäule wird durch den Echten Hausschwamm komplettiert, der auch als Serpula Serpula ist eine weltweit verbreitete und etwa 15 Arten umfassende Gattung der Basidiomycetes der Ordnung Poriales. Bekanntester Vertreter dieser Gattung lacrimans (franz.= mérule pleureuse) bezeichnet wird. Erkennen kann man den Hausschwamm an den weißen, watteartigen Myzelrasen. Die Stränge können bis zu mehreren Metern lang werden und silbrig-graues Aussehen annehmen. Im trockenen Zustand werden die Stränge spröde. Die Fruchtkörper sind fleischig und zäh und bilden eine ein bis zwei Zentimeter dicke, rotbraune Masse mit runder bis elliptischer Form mit weißem Rand. Der echte Hausschwamm entwickelt sich im Temperaturbereich von 5 bis 26 °C (Optimum ca. 18 bis 22 °C) bei einer Holzfeuchtigkeit von 30 bis 50%.
Abschließend ist der Schmetterlingsporling Siehe Holzzerstörende Pilze zu erwähnen, der zu den holzzerstörenden Pilzen der Weißfäule gehört. Seine Bezeichnung lautet auch Coriolus versicolor (franz.= Trametes versicolor). Das Myzel ist meist verborgen im Inneren des Holzes. Die Fruchtkörper sind auffallend schön von brauner, gelbbrauner oder rotbrauner, gestreifter Farbe. Die Form kann entweder dachziegel- oder rosettenartige Erscheinung annehmen. Der Rand ist in der Regel weiß. Die Wachstumsbedingungen sind beim Schmetterlingsporling nicht so stark eingeschränkt wie bei anderen holzzerstörenden Pilzen. Ihm reicht feuchtwarmes Sommerwetter zum Wachstum.
In der Literatur werden darüber hinaus noch der Wilde oder Lila-randige Hausschwamm, der balkenbewohnende Hausschwamm und der gelbrandige Hausschwamm erwähnt. Ihre Identität ist allerdings bis heute umstritten, da sie sich teilweise nur hinsichtlich ihrer Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur - und Feuchteansprüche, nicht aber im Aussehen und in ihrem Charakter, unterscheiden. Entsprechend stößt ihre Zuordnung selbst unter Fachleuten auf erhebliche Schwierigkeiten. Evtl. handelt es sich bei den oben genannten Schwammarten lediglich um eine Unterart oder Varianten des Echten Hausschwamms. Weiterhin kann der Literatur entnommen werden, dass diese Schwammarten eine geringere Zerstörungskraft und Verbreitung besitzen sollen. Eine derartige Klassifizierung und Beschreibung ist deshalb gefährlich und fahrlässig, da nicht einmal ihre Identität eindeutig nachgewiesen ist. Daraus resultiert die Gefahr Die Beurteilung möglicher Gefahren beantwortet die Frage, ob ein Stoff für Mensch oder Umwelt gefährliche Eigenschaften aufweist. Die Klassifizierung gefährlicher , dass diese Schwammarten mit anderen verwechselt werden, für die entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen notwendig wären. Außerdem kann dadurch ein leichter Schwammbefall unterschätzt werden, so dass ein erneutes Wachstum oder ein Wiederbeleben auftreten kann.