Sanierung

Unerwünschte Nebenwirkungen

Neben direkten Gesundheitsgefahren, die durch Biozide verursacht werden, gibt es auch unerwünschte Nebenwirkungen, die zu indirekten Gesundheitsgefahren führen können. Denn Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer haben unterschiedliche Abwehr- bzw. Überlebensstrategien entwickelt, um sich gegen äußere Angriffe zu wehren oder auf ungünstige Umgebungsbedingungen zu reagieren. Je nachdem ändern sie ihre Wachstumsstrategie und/oder produzieren spezifische Stoffwechselprodukte. Seit Jahren ist bekannt, dass Schimmelpilze beim Einsatz von bioziden Wirkstoffen entweder MVOC oder Mykotoxine freisetzen und ihr Umfeld „ Vernebeln Siehe Fogging (Erscheinung) “, um so ihre „Angreifer“ zu bekämpfen. Mikrobiologen sprechen von einer „Stresssituation“, denen Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse ausgesetzt werden. Durch den Einsatz von Fungiziden wird die Produktion und Freisetzung von potenziell gesundheitsschädlichen Mykotoxinen provoziert und Anwender von Biozidprodukten einer Gesundheitsgefährdung ausgesetzt. Nicht ohne Grund werden deshalb auch schon für Sofortmaßnahmen entsprechende Schutz- und Hygienemaßnahmen gefordert. Diese beziehen sich nicht nur auf Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. und mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. , sondern auch auf mikrobiell belastete Stäube, in denen sich MVOC Abkürzung für microbial volatile organic compounds = mikrobielle flüchtige organische Verbindungen. Bei Auftreten von Schimmelpilzen infolge von Feuchtigkeitsschäden oder bei und/oder Mykotoxine Von etwa 300 Schimmelpilzarten ist bekannt, dass sie Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) bilden. Hierbei handelt es sich um für den Menschen zum befinden.

In verschiedenen Laborversuchen konnte lt. Messal u. a. beobachtet werden, dass reaktive Anaerobier Anaerobier ist ein Lebewesen, das ohne Sauerstoff leben kann. Der Stoffwechsel der Anaerobier ermöglicht es ihnen, Energie aus sauerstofffreien Nährstoffen – hierbei handelt es sich um Mikroorganismen, die Schwierigkeiten haben, unter Einwirkung von Sauerstoff zu überleben oder zu wachsen – auf biozide Wirkstoffe mit einer vermehrten Produktion von Mykotoxinen reagierten. Vor allem Aspergillus versicolor Der Aspergillus versicolor ist ein Schimmelpilz, der Getreide, Lebensmittel und verschiedene Fleischprodukte befällt. In Innenräumen wird diese Art häufig in produzierte bei der Einwirkung von Wasserstoffperoxid Starkes, im flüssigen Aggregatzustand befindliches Oxidationsmittel auf der Basis von Wasserstoff und Sauerstoff (H2O2). Wird als Desinfektionsmittel nur in stark vermehrt Aflatoxin Neben den Stoffwechselwegen, die zur Energiegewinnung und zur Bildung neuer Zellmasse benötigt werden (Primärstoffwechsel), zeichnen sich viele Pilze durch ein . Gleiches gilt für den Schimmelpilz Stachybotris chartarum, der nach Einwirkung des bioziden Wirkstoffs vermehrt Satratoxin Satratoxin ist ein sehr potentes Schimmelpilzgift (Mykotoxin), das vom Schimmelpilz Stachybotrys chartarum gebildet werden kann. Der Name Satratoxin geht auf G und H produzierte. Fusarium Fusarium ist ein Schimmelpilz und stellt einen weltweit verbreiteten Bodenbewohner dar. Außerdem bewachsen die verschiedenen Arten alle Getreidesorten und Gräser graminearum und Fusarium verticillioides reagierten nach der Einwirkung von Wasserstoffperoxid mit der Zunahme der Mykotoxine Trichothecene Trichothecene bilden eine Familie chemisch verwandter Mykotoxine (Giftstoffe), die von bestimmten Schimmelpilzarten gebildet werden. Hierzu gehören Stachybotrys chartarum (atra), Fusarium und Fumonisine. Mikrobiologen interpretieren dies als Reaktion auf oxidativen Stress und sehen einen biochemischen Zusammenhang, da durch oxidierende Wirkstoffe eine hohe Trockenheit und Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur im unmittelbaren Habitat der Mikroorganismen erzeugt wird. Durch die vermehrte Produktion von Metaboliten Schimmelpilze nutzen als Nährstoffe für und während des Wachstums anorganische und organische Verbindungen. Diese werden biochemisch umgewandelt, wobei die dabei soll ein Überleben gegen die Sauerstoffradikale sichergestellt werden. Bei den Versuchen wurde zudem festgestellt, dass es zwischen der Produktion und Freisetzung von Mykotoxinen und dem anhand der Biomasse Als Biomasse wird die Gesamtheit der Masse an organischem Material (lebende, tote und zersetzte Organismen) in einem Lebensraum bezeichnet, die quantifizierten Pilzwachstum keine Korrelation (von lat. relatio = das Zusammentragen, Beziehung, Verhältnis) beschreibt die Wechselbeziehung funktioneller Art zwischen verschiedenen Organen bzw. Organteilen des Körpers. der unterschiedlichen Arten gibt. Dies ist dahingehend relevant, da bisher immer davon ausgegangen wurde, dass die Menge produzierter Mykotoxine von der Menge an Biomasse abhängig ist.

Außerdem spielt dies bei der qualitativen Bewertung der Innenraumluft eine Rolle, da es über die Wirkung von Mykotoxinen in Abhängigkeit zu deren Konzentrationen in privat genutzten Innenräumen kaum belastbare Daten gibt. Das Umweltbundesamt Zu den Aufgaben des Umweltbundesamtes (UBA) gehören u. a. die wissenschaftliche Unterstützung und Beratung des BMU und der Bundesregierung in geht zwar davon aus, dass die „üblicherweise“ gemessenen Konzentrationen von Mykotoxinen in „normal“ genutzten Innenräumen eher „unauffällig“ sind. Allerdings ist nach wie vor nicht bekannt, ab welchen Schwellenwerten bei einer inhalativen Exposition (von lat. exponere, expositum = herausstellen, aussetzen) Grad der Gefährdung für einen Organismus, der sich aus der Häufigkeit und Intensität von unterschiedlichen Mykotoxinen mit sensibilisierenden, allergischen, reizenden oder toxischen Wirkungen gerechnet werden muss und/oder wie sich unterschiedliche Mykotoxine bei gleichzeitiger Exposition über Kreuz verhalten bzw. sich auf die Disposition unterschiedlicher Risikogruppen auswirken. Daher kann eine vermehrte Produktion und Freisetzung der potenten Giftstoffe infolge biozider Anwendungen schon allein aus präventiven und hygienischen Gründen nicht toleriert werden. Die vermehrte Produktion und Freisetzung von Mykotoxinen als Folge einer Stresssituation durch biozide Wirkstoffe sowie die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Raumnutzer ist bisher kaum untersucht worden. Gleiches gilt für die kanzerogenen Stoffe, die sich in den Oxidationsprodukten befinden, die bei einer Ozonbehandlung in Innenräumen befinden. Forschungsbedarf besteht ebenfalls über die inhalative Exposition von oxidierten Wirkstoffkombinationen von Hydroperoxid- und Peroxid Chemische Stoffgruppe, deren Eigenschaften durch das Vorhandensein oxidativ wirksamer Nebengruppen wie z. B. Peroxidanionen oder Peroxygruppen geprägt sind. -Gruppen, die sich an bestehende Partikel anlagern und/oder zu neuen Partikeln kondensieren können, was zu einer problematischen Konzentration führen kann. Derartige Reaktionsprodukte haben lt. Messal u. a. einen negativen Einfluss auf die Innenraumluftqualität auch aufgrund ihrer niedrigen Geruchsschwellen.

Mikrobiologen sehen auch einen Zusammenhang zwischen der vermehrten Produktion und Freisetzung von Metaboliten und dem so genannten Biofouling. Hierbei handelt es sich um einen schleim- oder gelartigen Biofilm Biofilme sind eine Kolonieform von Mikroorganismen und anderen partikulären Stoffen, die sich an Oberflächen (Grenzflächen) anlagern können. Es handelt sich , den Schimmelpilze und Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle durch Ausscheidung verschiedener Stoffwechselprodukte bilden. Dieser Biofilm schützt nicht nur die für Mikroorganismen benötigten Wachstumsbedingungen Siehe Wachstumsvoraussetzungen. wie Feuchtigkeit, Nährstoffe Nährstoffe dürfen weder mit den Begriffen Nährboden oder Nährmedien verwechselt werden. Mit Nährstoffe werden die Partikel bezeichnet, die sich als , Temperatur und pH-Wert Mit dieser Maßzahl wird die Stärke einer Säure oder Lauge bezeichnet, d. h. der pH-Wert sagt aus, wie sauer bzw. im Habitat, sondern baut ein Schutzschild auf, um Angriffe von außen wie eben z. B. durch Biozide abzuwehren. Das Faszinierende daran ist, dass der Biofilm erst durch den Einsatz von Bioziden gebildet wird – also biozide Wirkstoffe erst den Schutzmechanismus der Mikroorganismen gegen sich aktivieren. Biofilme haben einige unerwünschte Nebenwirkungen. Durch die klebrige Oberfläche verschmutzen Biofilme mit der Zeit, was zu Verfärbungen und Nährstoffaufnahme durch vorbeiströmende Aerosole (Stäube) führt und einen übelriechenden Geruch Der Begriff Geruch kommt aus dem Lateinischen (Olfactus = Geruch) und beschreibt die Interpretation von Erregungen, die von Chemorezeptoren im nach sich ziehen kann. Durch die Verdichtung der Oberflächenstruktur kann das Diffusionsverhalten und der Feuchtehaushalt im Untergrund beeinflusst werden. Heute gilt als gesichert, dass das Biofouling Das Biofouling ist eine unerwünschte und übermäßige Vermehrung von Mikroorganismen, welche in Biofilmen organisiert auf Oberflächen leben. Das Biofouling kann die Vorstufe zur Biokorrosion Wird eine Bauteiloberfläche bewachsen, können die Folgen für den Baustoff bzw. für die Materialien in zwei Kategorien bzw. nach ihren ist und strukturelle Materialeigenschaften im Untergrund verändert. Hierbei handelt es sich um biochemische Prozesse, mit denen die korrosive Wirkung organischer Säuren wie z. B. Oxal-, Zitronen- und Fumarsäure sowie anorganischer Säuren wie z. B. Salpeter Als Salpeter werden umgangssprachlich Salzausblühungen und Salzschäden an Bauwerken und Bauteilen bezeichnet, wobei es sich ausschließlich um die technischen Salze - und Schwefelsäure, aber auch von Enzymen und biogenen Oxidantien auf die Bindemittelstruktur und das Materialgefüge von Baustoffen beschrieben wird. Während enzymatische Angriffe durch Mikroorganismen bei organischen Materialien wie z. B. Papier, Holz oder organischen Dichtungsstoffen bekannt waren, sind biogene Zersetzungen von Beton oder Klinkersteinen relativ neu. Eine korrosive Wirkung auf Baustoffe und andere Materialien weisen allerdings auch einige biozide Wirkstoffe auf, so dass es diesen „Umweg“ nicht bedarf. Hier sind in erster Linie oxidierende Biozide zu nennen, bei denen es zu unerwünschten Wechselwirkungen mit organischen Untergründen und Verfärbungen von empfindlichen Oberflächen kommen kann.

Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, dass einige Biozide ein genau festgelegtes Anwendungsfenster haben, um ihre Wirkung zu erzielen. Dies bedeutet, dass die Prüfparameter im Labor wie z. B. das Normklima Das Normklima ist eine im DIN-Normenausschuss getroffene Vereinbarung für eine Klimakonstellation, die diversen bauphysikalischen Berechnungen zugrunde liegt. Diese ist abgeleitet mit den realen Bedingungen in der Praxis fast nie vergleichbar sind. Dies führt z. B. dazu, dass sich die Einwirkzeit biozider Wirkstoffe unter 20 °C deutlich verlängert. Selbst Biozidprodukte auf Basis von Wasserstoffperoxid müssten lt. Dr. Constanze Messal u. a. mindestens eine Stunde einwirken, um ihre Wirkung zu erzielen. Davon abgesehen, müssten die meisten Biozide ohnehin in der Regel über mehrere Stunden und in mehreren Intervallen einwirken, um einen bioziden Puffer im oberflächennahen Bereich aufzubauen. Einige Wirkstoffe sind flüchtig, andere bauen sich bei einer hohen Alkalität nicht auf und einige trocknen rein physikalisch, was bei einer hohen Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und (z. B. in Hohlräumen) nicht sichergestellt werden kann.