Sofortmaßnahmen Sofortmaßnahmen sind vor der eigentlichen Schimmelpilzsanierung notwendig, wenn „Gefahr in Verzug“ besteht und sofort gehandelt werden muss. Je nach Objektbedingungen, (auch als Notmaßnahmen bezeichnet) werden notwendig, wenn „ Gefahr Die Beurteilung möglicher Gefahren beantwortet die Frage, ob ein Stoff für Mensch oder Umwelt gefährliche Eigenschaften aufweist. Die Klassifizierung gefährlicher in Verzug“ ist und unmittelbar gehandelt werden muss, um „Schlimmeres“ oder Unnötiges zu vermeiden. Hierfür gibt es verschiedene Gründe:
- der mikrobielle Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, ist noch im Anfangsstadium und kaum ausgeprägt, das Ausmaß (Fläche) ist kleiner als 0,2 m², die Gefährdungsklasse Bei der Beseitigung von Schimmelpilzbefall (Sanierungs- und Reinigungsarbeiten) entsteht je nach gewähltem Arbeitsverfahren eine mehr oder weniger hohe Staubbelastung. Bei entspricht Null, so dass mit einer Sofortmaßnahme verhindert werden kann, dass eine „Bagatelle“ überhaupt erst zum aufwändigen Sanierungsfall wird („verhindern eines Sanierungsfalls“)
- mit der Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Feuchte- und/oder Schimmelpilzschäden kann aus technischen oder rechtlichen Gründen noch nicht sofort begonnen werden, so dass Sofortmaßnahmen dazu dienen, eine weitere Durchfeuchtung Der Begriff der Durchfeuchtung wird in Bezug auf Neu- und Altbauten sowie im Rahmen der Bauwerkserhaltung sehr vielfältig benutzt. Im und/oder Verbreitung von Schimmelpilzen (und/oder Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle ) in dem betroffenen Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. zu vermeiden („Ausbreitung innerhalb des Innenraumes verhindern“)
- mit der Sanierung von Feuchte- und/oder Schimmelpilzschäden kann aus technischen oder rechtlichen Gründen noch nicht sofort begonnen werden, so dass durch Sofortmaßnahmen verhindert werden soll, dass sich Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer (und/oder Bakterien) aus dem betroffenen Innenraum in andere bisher unbelastete Innenräume verbreiten können („Verbreitung in andere Innenräume vermeiden“)
- in den betroffenen Innenräumen befinden sich Menschen, die auf Schimmelpilzsporen und mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. oder deren Stoffwechselprodukte wie z. B. MVOC Abkürzung für microbial volatile organic compounds = mikrobielle flüchtige organische Verbindungen. Bei Auftreten von Schimmelpilzen infolge von Feuchtigkeitsschäden oder bei oder Mykotoxine Von etwa 300 Schimmelpilzarten ist bekannt, dass sie Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) bilden. Hierbei handelt es sich um für den Menschen zum allergisch reagieren oder einer Risikogruppe (z. B. Immunsuppression, chronische Atemwegserkrankungen) angehören und einer weiteren Exposition (von lat. exponere, expositum = herausstellen, aussetzen) Grad der Gefährdung für einen Organismus, der sich aus der Häufigkeit und Intensität nicht ausgesetzt werden dürfen („Aufenthaltsdauer reduzieren oder Innenräume meiden“)
- das Betreten der mikrobiell belasteten Innenräume wird bis auf Weiteres untersagt bzw. unterliegt nur autorisierten und unterwiesenen Personen, die ggf. entsprechende Schutzbekleidung ( Atemschutz Eine besondere Bedeutung bei der Schimmelpilzsanierung besitzt der Atemschutz bzw. das Tragen spezieller Atemschutzmasken, um die Aufnahme von mikrobiell belasteten und Schutzanzüge) zu tragen haben. Entsprechende Hinweisschilder sind gut sichtbar zu positionieren („Zutrittsbeschränkungen“)
- Information an alle Betroffenen über den aktuellen Stand sowie der geplanten Maßnahmen, um auch Nicht-Fachleute für die besondere Situation zu sensibilisieren und um ein unbewusstes Unterwandern der Sofortmaßnahmen zu verhindern.
Art und Umfang der Sofortmaßnahmen richten sich je nach individueller Situation und können einzeln oder in Kombination notwendig sein. Ausschlaggebend ist u. a. die Dauer der Exposition. Man unterscheidet hierbei eine sporadische Belastung (< 15 Minuten), eine kurzzeitige Belastung (< 1 Stunde) und eine Langzeitbelastung (> 1 bis 8 Stunden).
In den meisten Fällen geht es darum, entweder „saubere Bereiche“ im Sinne von mikrobiell nicht besiedelten Oberflächen (bzw. synonym Gegenstände und/oder Innenräume) vor einer mikrobiellen Kontamination Verunreinigung, Verschmutzung, Verseuchung mit Schadstoffen; z. B. von Räumen, Gegenständen, Nahrungsmitteln oder auch der Umwelt. zu schützen und/oder eine Verbreitung von Schimmelpilzsporen und mikrobielle Partikel in unbelastete Bereiche (so genannter Weißbereich) zu verhindern. Hierzu ist es notwendig, dass mikrobiell nicht besiedelte Oberflächen bzw. Gegenstände geschützt und aus mikrobiell belasteten Innenräumen (so genannter Schwarzbereich Als so genannter Schwarzbereich wird der Arbeitsbereich bezeichnet, in dem erhöhte Schadstoffexpositionen vorhanden oder zu erwarten sind und in dem ) entfernt werden. Hierbei müssen die Oberflächen bzw. Gegenstände vorher gereinigt (absaugen oder feucht abwischen) und anschließend luftdicht verpackt werden. Wenn mikrobiell besiedelte Oberflächen bzw. Gegenstände aus Innenräumen entfernt werden sollen, gilt die gleiche Vorgehensweise. Hierfür werden reißfeste Foliensäcke (z. B. Müllsäcke) verwendet. Beim Verschließen der Säcke sollte die Luft nicht aus den Säcken „herausgedrückt“ werden, um die Freisetzung von Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. und mikrobiellen Partikeln zu vermeiden.
Wenn Gegenstände nicht entfernt werden können, muss der mikrobielle Befall z. B. durch ein luftdichtes Abkleben „isoliert“ oder durch vorsichtiges Überstreichen „gebunden“ oder „eingekapselt“ werden. Hierzu kann man alternativ auch ein Lackspray verwenden. Allerdings besteht die Gefahr der Verwirbelung von Sporen und/oder der Produktion und Freisetzung von MVOC oder Mykotoxinen in Stresssituationen.
Wenn sich mikrobiell nicht besiedelte Gegenstände aus dem Schwarzbereich nicht entfernen lassen (z. B. Einbauschränke), müssen diese vor Ort gereinigt und anschließend luft- und staubdicht verpackt werden. Die Abdeckarbeiten sind sorgfältig durchzuführen und geeignete (reißfeste) Folien zu verwenden. Diese müssen mit geeigneten Klebebändern untereinander und im Übergang zu Wand-Decke sowie Wand-Boden gut verklebt werden. Sollte dies nicht möglich sein, müssen die Folien über geeignete Vorrichtungen z. B. Holzlatten fixiert und eine Be- und Entlüftung vermieden werden. Die Folien im Bodenbereich müssen nach der Verklebung zusätzlich durch geeignete weiche Bauplatten oder Teppiche geschützt werden, damit die Folien nicht während der Sanierung durch Tritt und/oder Herabfallen von Bauschutt beschädigt werden.
Sollen mikrobiell besiedelte Gegenstände entsorgt werden, muss vermieden werden, dass Stäube, Schimmelpilzsporen und mikrobielle Partikel sowie Schadstoffe Schadstoffe sind definiert als chemische Elemente oder Verbindungen mit nachgewiesener oder vermuteter schädigenden Wirkung auf Mensch und Umwelt (Tier, Pflanze beim Transport freigesetzt werden. Hierzu muss der kürzeste Weg nach außen gewählt und der Bereich gegenüber unbelasteten Bereichen abgeschottet werden. Dies beinhaltet auch Schleusen zwischen dem Schwarz- und Weißbereich. Diese kommen vor allem zum Einsatz, wenn besonders gefährliche Schimmelpilzspezies wie z. B. Stachybotrys Stachybotrys ist ein zelluloseabbauender Schimmelpilz. Vor allem Stachybotrys chartarum (alte Bezeichnung atra) gilt als typischer Feuchtepilz, da er meist nach chartarum oder Aspergillus fumigatus Der Aspergillus fumigatus ist als Schimmelpilz weltweit verbreitet und ausgesprochen thermotolerant. Dies bedeutet, dass diese Art in einem weiten Temperaturspektrum nachgewiesen werden. Um eine Sekundärbelastung aufgrund einer Aufwirbelung und Umverteilung von Schimmelpilzsporen und mikrobieller Partikel zu vermeiden, müssen die Schleusen mit Holzlattengerüsten und reißfesten Folien hergestellt werden. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Zugänge auch tatsächlich dicht bleiben. In der Praxis behilft man sich z. B. damit, die untere Seite der Folien im Durchgangsbereich mit einer Holzleiste zu beschweren. Nicht benutzte Türen müssen abgeklebt werden, damit keine Zugluft entsteht. Diese Maßnahme bezieht sich auf alle Schlitze und sonstige Öffnungen. Alternativ können auch so genannte Reißverschlusstüren eingesetzt werden, die sich in der Asbestsanierung bewährt haben.
Zu den Sofortmaßnahmen gehört auch die Minimierung von Stäuben, allerdings nicht mit herkömmlichen Hausstaubsaugern oder normalen Baustaubsaugern. Diese verursachen nur eine unnötige Sekundärbelastung. Zum Einsatz kommen z. B. BIA-geprüfte Industrie-Staubsauger nach DIN EN 60335-2-69 „Besondere Anforderungen für Staubsauger, Kehrsaugmaschinen und Entstauber zur Aufnahme von gesundheitsgefährlichem Staub Staub ist die Sammelbezeichnung für feste Teilchen (Partikel), die in der Luft längere Zeit verteilt bleiben (schweben) oder sich binnen “ mit HEPA-Filtern (K1). Der Reinigungseffekt kann durch entsprechende Bürstenaufsätze noch verstärkt werden. Gering kontaminierte Oberflächen können damit evtl. schon ausreichend gereinigt werden.
Alternativ werden Vorrichtungen zur Luftabsaugung eingesetzt. Diese haben den Vorteil, dass mikrobiell belastete Innenraumluft aus dem Schwarzbereich direkt in den Außenbereich abgeführt wird. Eingesetzt werden spezielle Gebläse mit Luftleistungen von 5.000 bis 10.000 m³ Luft pro Stunde, an die flexible Schläuche mit einem Durchmesser von 25 bis 80 cm und einer Länge bis zu 25 m angeschlossen werden. Noch besser wäre der Einsatz von Unterdruckgeräten mit Feinstaubvorfilter und HEPA-Filter In den letzten Jahren wird zunehmend der Begriff HEPA-Filter verwendet, ohne dass allgemein die Eigenschaften und Unterschiede zu anderen Filtersystemen . Bei diesen Geräten wird die Abluft Als Abluft wird die verbrauchte und belastete Luft (Geruchsstoffe, Feuchtigkeit, CO2 oder sonstige flüchtige organische Gase) bezeichnet, die aus den erst gefiltert und dann an die Außenluft abgegeben. Zur Anwendung kommen HEPA-Filter der Klasse H13 nach DIN EN 1822. Die Luftleistung liegt bei 20.000 bis 25.000 m³ Luft pro Stunde. Sind diese Maßnahmen nicht zielführend, besteht noch die Möglichkeit, in den Kellerräumen einen Unterdruck zu erzeugen, damit sich die mikrobiell belasteten Feinstäube nicht im gesamten Gebäude verteilen können.
Sofortmaßnahmen sind nur temporäre Übergangslösungen und stellen keine Sanierung dar!