Sanierung

Diagnostik und Bewertung

In fäkalienhaltigen Abwässern sowie auf fäkalienhaltigen Oberflächen befinden sich in der Regel sehr hohe Konzentrationen von pathogenen Bakterien sowie infektiösen Viren und parasitischen Einzellern. Deshalb wird bei offensichtlichen Wasserschäden mit Fäkalien auf eine mikrobiologische Untersuchung verzichtet. Diese würde nur bestätigen, was auch ohne Untersuchungen zu über 99,99% feststeht. Liegt dagegen nur der Verdacht einer möglichen Fäkalienbelastung bei einem Wasserschaden Siehe sporadische Wasserschäden. vor, bedient man sich in der Regel des Konzeptes der so genannten Indikatorspezies. Dies bedeutet, dass man in Anlehnung an die „Leitlinien zum Vollzug der §§ 9 und 10 der Trinkwasserverordnung“ (TrinkwV) exemplarisch typische Indikatorkeime wie z. B. Coliforme Bakterien Als coliforme Bakterien (oder coliforme Keime) sind Bakterien, die Bestandteil der normalen Darmflora von Mensch und Tier sind. Ihr Nachweis bestimmt und allein durch den Nachweis von Escherichia coli Escherichia coli ist ein säurebildendes, stäbchenförmiges Bakterium, das im menschlichen und tierischen Darm vorkommt. Benannt wurde es 1919 nach seinem oder Enterokokken von einem Fäkalschaden ausgegangen wird. Denn fäkalienbelastete Abwässer enthalten typischerweise einen hohen Gehalt dieser coliformen Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle . Beide Spezies sind Teil der menschlichen Darmflora (Darmmicrobiota) und können durch Laboruntersuchungen sehr einfach nachgewiesen werden. Allerdings sollten die Untersuchungen zügig erfolgen, da diese Bakterien an eine Umgebungstemperatur von 36 °C (Körpertemperatur im Darm) gewohnt und die Indikatorkeime empfindlicher als die potenziellen Krankheitserreger sind.

Mikrobiologische Untersuchungen können allerdings auch notwendig werden, um z. B. einen fäkalienbelasteten Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. ( Schwarzbereich Als so genannter Schwarzbereich wird der Arbeitsbereich bezeichnet, in dem erhöhte Schadstoffexpositionen vorhanden oder zu erwarten sind und in dem ) von nicht belasteten Innenräumen (Weißbereich) und/oder von anderen Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse abzugrenzen. Denn häufig treten bei fäkalienbelasteten Wasserschäden auch Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer   auf, die den Schwarzbereich ebenfalls belasten. Hinzu kommen bautechnische Untersuchungen wie Feuchtemessungen u. a. in Bereichen, die „nur“ durchfeuchtet und nicht mit Fäkalkeimen belastet sind. Denn in der Regel ist der durchfeuchtete Bereich deutlich größer als der fäkalienbelastete Bereich.

Zum Nachweis von Fäkalkeimen werden Flüssigkeits-, Material- oder Oberflächenproben gemäß DIN EN ISO 16000-1 „Innenraumluftverunreinigungen – Teil 1: Allgemeine Aspekte der Probenahmestrategie“ entnommen. Hierbei sind die Schutz- und Hygienemaßnahmen für den Probenehmer vor allem bei möglichen Bauteilöffnungen zu beachten. Die Probe sollte 12 bis maximal 24 Stunden nach der Probenahme Entnahme von Material zu Untersuchungszwecken. bei einem zertifizierten Labor eintreffen und umgehend untersucht werden. Flüssigkeitsproben müssen auslaufsicher und Material- sowie Oberflächenproben staubdicht verpackt werden. Eine Flüssigkeitsprobe sollte 10 bis 20 ml enthalten und nicht nur aus gut zugänglichen Bereichen, sondern z. B. auch aus Hohlräumen oder mehrschichtigen Fußbodenaufbauten entnommen werden. Eine Materialprobe Siehe Untersuchungsmethoden sollte eine Größe von 5 x 5 oder 10 x 10 cm haben und nicht nur von Oberflächen (z. B. Putz), sondern auch organischen Baustoffen (z. B. Polystyrol) aus der Dämmschicht entnommen werden. Oberflächenproben (z. B. von Fliesen) werden durch Abstrichuntersuchungen durchgeführt. Diese sollten ebenfalls auf einer Fläche von 5 x 5 oder 10 x 10 cm erfolgen. Hierbei muss beachtet werden, dass mit Abstrichproben keine quantitativen Analysen möglich und die meisten coliformen Bakterien auf Austrocknung empfindlich reagieren und daher ggf. auf älteren Oberflächen nicht mehr kultivierbar sind. Die Untersuchung von Raumluftproben, wie dies im Rahmen der Schimmelpilzdiagnostik üblich ist, macht bei einem Fäkalschaden wenig Sinn. Denn der Nachweis von coliformen Bakterien ist in der Regel aufgrund der schnellen Austrocknung und Empfindlichkeit von Escherichia coli oder Enterokokken kaum möglich. Die einzige Ausnahme wäre eine starke Aerosolbildung, deren Wahrscheinlichkeit eher gering ist. Daher wird diese Untersuchungsmethode nicht empfohlen.

Bei der Probenahme ist eine Verschleppung von Keimen und/oder Verunreinigung der Probe ( desinfizieren Desinfizieren beschreibt die Reduktion der Anzahl von Mikroorganismen in der Umgebung mithilfe von chemischen Mitteln und/oder physikalischen Methoden, um alle oder Abflämmen von Werkzeugen) zu vermeiden. Die anschließende Untersuchung erfolgt auf speziellen Nährmedien In der Mikrobiologie sind Nährmedien Kultursubstrate für Mikroorganismen. Die Nährmedien enthalten alle lebenswichtigen Nährstoffe in verwertbarer Form. Definierte oder synthetische , die auf den Nachweis von coliformen Bakterien oder Enterokokken ausgelegt sind. Alternativ werden Nährmedien wie z. B. CASO-Agar CASO-Agar ist eine spezielle Nährlösung für die Anzucht von Schimmelpilzen sowie als Standardmedium zur Erfassung von Bakterien. Mit Cycloheximid wird gewählt, um ein möglichst breites Bakterienspektrum nachzuweisen. Bei dieser speziellen Nährstofflösung handelt es sich um ein Casein-Soja-(Pepton)- Agar Agar ist ein gelbildendes, kolloidales Kohlenhydrat und eignet sich hervorragend als Nährboden zur Zucht der meisten Mikroorganismen. Agar wird aus , das als Standardmedium für die Anzucht und den Nachweis von Bakterien eingesetzt wird. Dieses Vollmedium auf einer Protein (von griech. = erster, vorderster, wichtigster) übliche Bezeichnung für einen einfachen Eiweißkörper, der nur aus Aminosäuren aufgebaut ist. Proteine spielen -Aminosäure-Basis mit Mineralstoffen aus dem Soja weist keine Kohlenhydrate auf, so dass das gleichzeitige Wachstum von Schimmelpilzen gehemmt wird. Dies vereinfacht die Kultivierung Unter Kultivierung versteht der Mikrobiologe die Schaffung und das Aufrechterhalten von Bedingungen, die ein optimales Wachstum von Mikroorganismen ermöglichen. Symbolisch von Bakterien. Der Nachweis und die Identifizierung coliformer Bakterien erfolgt nach DIN EN ISO 9308 „Wasserbeschaffenheit – Zählung von Escherichia coli und coliformen Bakterien“ und von Enterokokken nach der DIN EN ISO 7899 „Wasserbeschaffenheit – Nachweis und Zählung von intestinalen Enterokokken in Oberflächenwasser Oberflächenwasser ist das Gegenteil von Grundwasser. Es bezeichnet offenes und ungebundenes Wasser auf der Erdoberfläche. Dazu zählen oberirdische Flüsse, Seen und Abwasser“. Um den gezielten Nachweis coliformer Bakterien und Enterokokken nicht durch das gleichzeitige Anzüchten anderer Bakterien zu „verunreinigen“, wird das so genannte MPN-Verfahren (most probable number) angewendet. Dieses wird in den genannten DIN-Normen empfohlen.

Mikrobiologische Untersuchungen finden nicht nur vor der Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin statt, sondern auch im Rahmen der Nachuntersuchungen. Diese umfassen z. B. den Nachweis biozider Wirkstoffe im Rahmen der Desinfektion Aufgabe der Desinfektion ist das gezielte Abtöten oder Inaktivieren der pathogenen Mikroorganismen. Desinfektionsverfahren können mit verschiedenen physikalischen und chemischen Methoden und/oder als Erfolgskontrolle Überprüfung, ob das vereinbarte Sanierungsziel erreicht oder die erforderlichen Vorgaben umgesetzt wurden. oder Freimessung Das Ziel einer Freimessung ist eindeutig sicherzustellen, dass alle gesundheitsgefährdenden Stoffe (wie z. B. Schimmelpilzsporen nach einem Wasserschaden) im Rahmen nach Abschluss aller Sanierungsmaßnahmen. Auch hierfür wird das CASO-Agar als Nährmedium eingesetzt. Die Zielsetzung ist der Nachweis, dass alle Bakterien abgetötet wurden. Anders als bei der Schimmelpilzsanierung Das Ziel einer Schimmelpilzsanierung ist die Herstellung eines „hygienischen Normalzustandes“. Vor der eigentlichen Sanierung sind die Ursachen für einen Schimmelpilzbefall kann eine Hintergrundbelastung Nicht zu vermeidende, ständig vorhandene Kontamination der Raumluft, Oberfläche oder Baustoffe. vernachlässigt werden, da alle coliforme Bakterien und Enterokokken auf Oberflächen abzutöten sind. Daher werden als Ziel annähernd keimfreie Oberflächen angestrebt. Da dies aufgrund von Sekundärbefall Der an kleineren Flächen auftretende Sekundärbefall mit Schimmelpilzen kann in den meisten Fällen von den Bewohnern selbst beseitigt werden. Die nicht möglich ist, wird als Zielwert Der Zielwert definiert den Wert, der langfristig erreicht werden muss, um schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu vermeiden. Dieser für eine erfolgreiche Desinfektion lt. VDB (Berufsverband der Deutschen Baubiologen) die Konzentration von 25 Bakterienkolonien je RODAC Bezeichnung für Abklatschplatten und Synonym für Replicate Organism Detection and Counting. -Platte angesehen. Dies entspricht 1 KBE Sobald sich ein einzelliger Mikroorganismus mehrere hundertfach durch Zellteilung vermehrt hat, wird er als Kolonie auf dem Nährboden mit bloßem Bakterien pro cm² Oberfläche. Die Konzentration von 5000 KBE Bakterien pro Gramm Material sollte nicht überschritten werden. Eine Differenzierung der coliformen Bakterien oder Enterokokken ist nicht mehr notwendig. Freimessungen sollten ca. 12 Stunden nach der Desinfektion erfolgen.

Bei einem fäkalienbelasteten Wasserschaden kommt es zu einer Kontamination Verunreinigung, Verschmutzung, Verseuchung mit Schadstoffen; z. B. von Räumen, Gegenständen, Nahrungsmitteln oder auch der Umwelt. durch gefährliche Krankheitserreger wie z. B. infektiösen Viren Viren, abgeleitet aus dem Lateinischen (virus = Schleim, Saft, Gift) werden in der Mikrobiologie genetische Elemente in Form von Nukleinsäuren , pathogenen Bakterien sowie parasitischen Einzellern und Würmern. Aus hygienischen Gründen sind diese unverzüglich und vollständig zu beseitigen. Auch wenn es für privat genutzte Innenräume keine gesetzlichen Richt- oder Grenzwerte gibt, dürfen nach der Sanierung keine Keime mehr nachgewiesen werden, die auf einen Ursprung des fäkalienbelasteten Wasserschadens schließen lassen.

Übrigens: Der Nachweis über Indikatorspezies versagt bei urinbelasteten Wasserschäden z. B. bei Leckagen an oder Überschwemmungen von Urinalen. Denn im so genannten Gelbwasser befinden sich keine typischen Indikatorkeime. Ein erforderlicher Nachweis muss z. B. über stickstoffhaltige Verbindungen (Harnstoff) erfolgen. Harnstoff kann prinzipiell photometrisch nachgewiesen werden.