Sanierung

Sanierung alter Bitumen-Dickbeschichtungen

In Deutschland wurden die ersten teerhaltigen Heißanstriche vor über 100 Jahren zur Abdichtung erdberührter Bauteile eingesetzt. Bituminöse Heiß- oder Kaltanstriche gibt es ebenfalls schon seit über 80 Jahren und Bitumen-Dickbeschichtungen seit ca. 60 Jahren, anfänglich Lösemittelhaltig Wasser ist das bekannteste Lösemittel. Dennoch sind im allgemeinen Sprachgebrauch unter dem Begriff Lösemittel die organischen Lösemittel gemeint. Deshalb werden . Infolgedessen wurden mehrere Hundert Millionen Quadratmeter mit diesen teer- oder bitumenhaltigen Materialien abgedichtet. Zwangsläufig trifft man daher immer öfter auf diese Altbeschichtungen, wenn alte Kellerwände freigelegt und neu abgedichtet werden müssen.

Unabhängig davon gibt es zahlreiche Schadensfälle mit Bitumen-Dickbeschichtungen, die zu Durchfeuchtungen und Feuchteschäden geführt haben. Diese können auf

  • eine Fehleinschätzung des ursprünglichen Lastfalls (heute Wassereinwirkungsklasse),
  • ein Unterschreiten der Mindestschichtdicke (Trockenschichtdicke),
  • eine fehlende Durchtrocknung von einkomponentigen Dickbeschichtungen bei hoher Untergrund- und/oder Luftfeuchte bzw. bei einer zu schnellen Ausführung der Schutzschichten,
  • eine fehlerhafte Ausführung von Bewegungsfugen, Durchdringungen sowie An- und Abschlüssen von Einbauteilen,
  • eine nicht vorgenommene oder unsachgemäße Ausführung der Hohlkehle,
  • das Durchstanzen aufgrund ungeeigneter Schutzmaßnahmen Schutzmaßnahmen vor und während der Schimmelpilzsanierung werden in zwei Kategorien unterteilt: Schutzmaßnahmen in den Räumen (Sanierungsbereich) sowie die persönliche Schutzausrüstung (perforieren durch eine Noppenfolie),
  • punktuelle Fehlstellen (Leckagen) aufgrund einlagiger Verarbeitung,
  • ein Abriss der Abdichtung bei nachträglichen Setzungen/Verformungen der Schutzschichten,
  • mangelhafte Untergrundvorbehandlung (nicht ausreichende Untergrundhaftung)

zurückgeführt werden, wobei auch mehrere dieser Ursachen gleichzeitig auftreten können.

Eine der häufigsten Schadensursachen ist die Unterschreitung der Mindestschichtdicke (Trockenschichtdicke) aufgrund eines kaum wahrnehmbaren Steinkantenversatzes im Mauerwerk, wenn kein Ausgleichsputz aufgetragen und die Abdichtung direkt auf das Mauerwerk aufgetragen wurde. In der Praxis ist es üblich, dieses „Problem“ mit einer Kratzspachtelung zu lösen. Diese Vorgehensweise stellt allerdings keine Lösung dar, weil mit einer Kratzspachtelung naturgemäß nur die Vertiefungen geschlossen werden. Das Problem vorspringender Kanten lässt sich mit einer spachtelbaren Abdichtung, die selbst auch nur in wenigen Millimetern aufgetragen wird, nicht beheben. Die Kratzspachtelung wird „kratzend über Grate und Spitzen der Bauteiloberfläche abgezogen“. Anschließend sind die Vertiefungen mit Bitumen-Dickbeschichtungen ausgefüllt, die Kanten und der Steinversatz sind aber immer noch vorhanden. Eine wirkliche Lösung stellen daher nur Ausgleichsputze oder Dichtungsschlämmen dar.

Die zweithäufigste Schadensursache liegt in der fehlenden Durchtrocknung. Anstatt Bitumen-Dickbeschichtungen in zwei Lagen aufzubringen, wird die Nassschichtdicke in einem Arbeitsgang aufgetragen und das Gewebe in die obere Lage eingebettet und glattgezogen. Wenn anschließend die Perimeterdämmung gleich noch in die frische Abdichtungsschicht eingedrückt wird, sind Schäden vorprogrammiert. Kommt es beim Anfüllen der Baugrube zu Setzungen und Verformungen, reißt die Schutzschicht die Abdichtung mit ab. Ein ähnliches Problem ergibt sich, wenn einkomponentige Bitumen-Dickbeschichtungen noch nicht vollständig durchgetrocknet sind und zum Kleben der Perimeter-Dämmplatten zweikomponentige Bitumen-Dickbeschichtungen eingesetzt werden. Der Kleber hat aufgrund der hydraulischen Komponente eine höhere Festigkeit als der weichere Untergrund. Beim Anfüllen der Baugrube kommt es im Bereich der Verklebung zu einem Durchstanzen der Abdichtung.

Müssen diese Altbeschichtungen saniert werden, stellt sich zunächst die Frage, ob es sich um teer- oder bitumenhaltige Untergründe handelt. Unterschiede liegen nicht nur in der Herstellung beider Materialien: während Teer in großen Mengen bei der Koksgewinnung für die Stahlerzeugung angefallen ist, wird Bitumen aus Erdöl gewonnen. Das Hauptproblem bei Teer ist, dass sich mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ( PAK PAK ist ein Akronym für Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese entstehen bei der unvollständigen Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle oder ) Giftstoffe in der Altbeschichtung befinden, die nicht freigesetzt werden dürfen. Daher sollte zunächst ein Bitumen-/Teer-Test durchgeführt werden. Hierfür stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Beim Wischtest wird ein mit Benzin benetztes weißes Tuch über den Untergrund gerieben. Wenn sich das Tuch braun verfärbt, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Bitumen. Bleibt das Tuch dagegen ohne Verfärbungen, kann es sich um Teer handeln. Eine andere Möglichkeit stellt der Bruchkantentest dar. Wenn die frischen Bruchkanten glänzend sind, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Teer. Weit verbreitet ist auch der Geruchstest. Wenn eine frische Bruchkante kräftig und unangenehm bis beißend riecht, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Teer. Stellt man dagegen keinen Geruch Der Begriff Geruch kommt aus dem Lateinischen (Olfactus = Geruch) und beschreibt die Interpretation von Erregungen, die von Chemorezeptoren im dar, kann von Bitumen ausgegangen werden. Eine eher unbekannte Prüfung stellt der Lösemitteltest dar. Hierzu wird eine weiße lösemittelhaltige Farbe auf den Untergrund aufgetragen. Schlägt der Untergrund durch (Braunfärbung), handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Teer. Bleibt die Farbe dagegen weiß, kann von Bitumen ausgegangen werden.

Teer stellt keinen geeigneten Untergrund dar und muss komplett entfernt werden. Hierfür muss der Untergrund abgefräst, gesandstrahlt oder flammgestrahlt werden. Alte Bitumenuntergründe, die eine ausreichende Untergrundhaftung aufweisen, können dagegen überarbeitet werden. Daher muss die Untergrundhaftung z. B. mittels Gitterschnitt überprüft werden. Ist diese gegeben, wird auf die alte Bitumen-Dickbeschichtung eine hoch vergütete mineralische Haftbrücke (Kratzspachtelung) aufgetragen. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, in die frische Kratzspachtelung einen feinkörnigen Quarzsand einzustreuen. Nach Aushärtung der Kratzspachtelung kann die erste Lage der neuen Abdichtung aufgetragen werden und eine Gewebearmierung eingebettet werden. Nach der vollständigen Durchtrocknung kann die zweite Abdichtungsschicht aufgetragen werden.