Der Sockel als verbindendes Bauteil zwischen der Fassade und dem erdberührten Bereich ist über das ganze Jahr verteilt einer Vielzahl von physikalischen, chemischen, (mikro)biologischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt. Neben den Niederschlägen in Form von Regen oder Schlagregen wird der Sockel durch Oberflächen- und/oder Spritzwasser, Schnee und Schneematsch sowie Hagel, Frost sowie Frost-Tau-Wechsel beansprucht. Je nach Baukonstruktion kann taupunktbedingtes Kondenswasser auftreten. Außerdem ist der Sockel gegenüber der Abdichtung im erdberührten Bereich starker Sonneneinstrahlung, Temperaturschwankungen und mechanischen Beanspruchungen (Stoßen, Treten, Schrammen usw.) ausgesetzt. Durch Spritzwasser wird der Sockel zudem verschmutzt, was wiederum ideale Voraussetzungen (Feuchtigkeit und Nährstoffe Nährstoffe dürfen weder mit den Begriffen Nährboden oder Nährmedien verwechselt werden. Mit Nährstoffe werden die Partikel bezeichnet, die sich als ) für mikrobiellen Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, durch Algen Algen stellen keine systematische Bezeichnung dar und sind pflanzenartige Lebewesen, die aber nicht den Pflanzen zugeordnet werden können. Sie umfassen und Pilze Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle schafft. In den Wintermonaten wird der Sockel zudem durch Streusalze belastet. Hierbei muss beachtet werden, dass der Sockel nicht nur der „Fußpunkt“ einer Fassade ist, sondern auch der spritzwasserbelastete Teil einer Fassade dazugezählt werden muss, da die Belastungen die gleichen sind. Hierzu gehören z. B. Balkone und Terrassen, Vordächer und dgl.
Neben den äußeren Einflussfaktoren wird der Sockel zusätzlich durch seine Bauweise beansprucht. Der Sockel kann fließend von der Fassade in den erdberührten Bereich übergehen, wobei man dies meistens nur durch Farbunterschiede und/oder Strukturwechsel wahrnimmt, kann aber auch zurückgesetzt oder vorspringend sein. Soll der Sockel optisch abgesetzt werden, kommen unabhängig seiner Form Materialübergänge hinzu. Außerdem spielt im Neubau die Art der Baukonstruktion eine entscheidende Rolle, da die Sockelabdichtung bei einem zweischaligen Sichtmauerwerk anders ausgeführt wird als bei einer verputzten Fassade (Mauerwerk oder Wärmedämm-Verbundsysteme) oder im Holzbau. Ganz entscheidend ist, ob die Abdichtung erdberührter Bauteile bereits in den Sockel hinein ausgeführt wurde oder die Sockelabdichtung separat ausgeführt und an die bestehende Kellerabdichtung herangeführt werden muss. In dem Zusammenhang spielt eine Rolle, dass nicht alle Abdichtungsstoffe UV-beständig sind.
Allein diese kurze Aufstellung zeigt, dass es nicht den einen Sockel gibt und dem entsprechend auch nicht die eine Sockelabdichtung geben kann. Jede Sockelabdichtung muss individuell geplant und ausgeführt werden. Jeder der genannten Einflussfaktoren hat Auswirkungen auf die Abdichtungsart und den geeigneten Abdichtungsstoff. Ein zusätzliches Problem besteht darin, dass bei der Abdichtung im Neubau die endgültige Oberkante des Geländes noch nicht feststeht. Im Altbau dagegen kann der Sockelbereich feuchte- und/oder salzbelastet sein, so dass an die Abdichtung besondere Anforderungen gestellt und flankierende Maßnahmen notwendig werden.
Der Sockel ist aber nicht nur ein stark beanspruchtes Bauteil und Schnittstelle zwischen verschiedenen Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften, sondern auch zwischen verschiedenen Gewerken – und dies nicht nur in der vertikalen Betrachtung der Gebäudehülle wie Bauunternehmen oder Bautenschützer (Keller) und Maler oder Stuckateure (Fassade), sondern auch in Bezug auf angrenzende Gewerke wie Garten- und Landschaftsbauer. Der Sockel wird somit zum „Treffpunkt“ unterschiedlicher Gewerke und somit unterschiedlicher Interessen und Arbeitsweisen. Bei fehlender Abstimmung sind Fehler und Mängel vorprogrammiert – und dies an einem der schadensträchtigen Bauteile. Um dies zu vermeiden, wurde bereits vor Jahren eine gewerkeübergreifende Sockelrichtlinie unter Einbeziehung verschiedener Fachverbände erarbeitet.
Mit der Einführung der DIN 18533 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“ wurde eigens für den Gebäudesockel die Wassereinwirkungsklasse W4-E eingeführt. Neben der Abdichtung gegen Kapillarwasser in und unter Wänden ist auch die Abdichtung gegen Spritzwasser und Bodenfeuchte im Sockelbereich definiert. Im Gegensatz zur alten DIN 18195 „Bauwerksabdichtung“ wurden mit den rissüberbrückenden, mineralischen Dichtungsschlämmen neue Abdichtungsstoffe aufgenommen, die speziell in der Sockelabdichtung bereits seit vielen Jahren eingesetzt wurden.
Nach der DIN 18533 muss eine Sockelabdichtung bis 30 cm über die Geländeoberkante ausgeführt werden. Der Übergang zwischen der Sockelabdichtung und der Abdichtung erdberührter Bauteile sollte sich mindestens 10 besser 15 cm überlappen. Bei der Überlappung ist darauf zu achten, dass die jeweiligen Mindestschichtdicken je Abdichtungsschicht nicht unterschritten werden, also die Summe beider Schichtdicken beträgt. Beim oberen Abschluss der Abdichtung muss sichergestellt werden, dass Wasser nicht hinter die Abdichtung laufen kann. Bei der optischen Gestaltung eines Sockels z. B. mit keramischen Fliesen und Platten, Natursteinbeläge und -riemchen oder eine Vormauerung mit Klinkern und dgl. muss die Abdichtung hinter der Bekleidung ausgeführt werden. Das Gleiche gilt, wenn eine Perimeterdämmung aus dem erdberührten Bereich im Sockelbereich weitergeführt wird. In allen Fällen muss sichergestellt werden, dass die von der Fassade ablaufenden Niederschläge nur auf oder vor der Abdichtung versickern können. Neben der Abdichtung sollte die Wasserbeanspruchung immer auch durch konstruktive Maßnahmen vom Sockel weggeführt werden. Neben einem ausreichenden Gefälle gehört hierzu ein Kiesbett bzw. eine kapillarbrechende Schicht.
Neben den technisch-funktionalen Anforderungen an einen Sockel werden auch architektonische und/oder visuelle Ansprüche gestellt. Hierbei wird zwischen der unteren und oberen Sockellinie unterschieden. Die untere Sockellinie ist identisch mit der finalen Geländeoberkante. Die obere Sockellinie kann dagegen ein gestalterisches Element sein und den Sockel zur Fassade abgrenzen. Hierfür stehen neben den bereits erwähnten Bekleidungen mit keramischen Fliesen und Platten, Natursteinbeläge und -riemchen oder eine Vormauerung mit Klinkern und dgl. vor allem putztechnische Lösungen wie z. B. Buntsteinputze zur Verfügung, aber auch spezielle Filzputze, die anschließend gestrichen werden. Die Schlussbeschichtungen müssen einen ausreichenden Spritzwasserschutz aufweisen und in Bezug auf ihre Festigkeit auf den Abdichtungsstoff abgestimmt sein. Hierbei handelt es sich allerdings um keine Sockelabdichtung, sondern nur um den Feuchteschutz der Schlussbeschichtung.
Die üblichen Schlussbeschichtungen haften weder auf bahnenförmigen Abdichtungsstoffen noch auf Bitumen-Dickbeschichtungen aufgrund ihrer thermoplastischen Eigenschaften. Im Einzelfall werden Haftbrücken oder Putzträger aufgebracht, um eine ausreichende Untergrundhaftung sicherzustellen. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Abdichtungsschicht nicht beschädigt wird. Alternativ werden die bereits erwähnten rissüberbrückenden, mineralischen Dichtungsschlämmen eingesetzt, mit denen normkonform eine Sockelabdichtung erzielt werden kann, oder so genannte Reaktiv- oder Hybridabdichtungen. Hierbei handelt es sich um flexible polymermodifizierte Dickbeschichtungen – eine Mischung aus einer hoch elastischen Dickbeschichtung und einer mineralischen Komponente. Somit kombiniert man die Vorteile der hochflexiblen Bitumen-Dickbeschichtungen mit den Vorteilen mineralischer Dichtungsschlämmen, da die Abdichtungsstoffe nicht nur schneller durchtrocknen und auf nahezu allen (auch feuchten) Untergründen eingesetzt werden können, sondern vor allem mit fast allen Schlussbeschichtungen überarbeitet werden können.
Die Sockelabdichtung bei einem zweischaligen Sichtmauerwerk gestaltet sich deutlich komplizierter als bei einer Putzfassade. Die Abdichtung aus dem erdberührten Bereich wird bis zur Geländeoberkante herangeführt und dann hinter dem Sichtmauerwerk am aufgehenden Mauerwerl fortgeführt. Den Feuchteschutz im Spritzwasserbereich muss der Ziegel bzw. Klinker im Zusammenspiel mit dem Fugenmörtel übernehmen. Häufig werden im Sockelbereich zusätzlich transparente Imprägnierungen z. B. mit Hydrophobierungscremes eingesetzt, um den Feuchteschutz zu erhöhen. Die Sockelausbildung im Holzrahmenbau kann gemäß der DIN 68800 „ Holzschutz Alle Maßnahmen zur Verlängerung der Haltbarkeit von Holzgegenständen und Holzbauteilen werden unter dem Begriff Holzschutz zusammengefasst, insbesondere Maßnahmen gegen eine “ in drei verschiedenen Ausführungsvarianten erfolgen: entweder mit einem Abstand von mehr als 150 bzw. 300 mm zwischen Geländeoberkante und Unterkante Schwellholz oder mit mehr als 50 mm bei einer Bauwerksabdichtung nach DIN 18533.
Bei der nachträglichen Vertikalabdichtung im Rahmen der Altbausanierung stößt man immer öfter auf alte bituminöse Abdichtungen (Teer- oder Bitumenanstriche sowie Bitumen-Dickbeschichtungen), die normalerweise restlos entfernt werden müssen. Unter Umständen können diese allerdings überarbeitet werden, wenn einige Vorgaben bei der Sanierung beachtet werden.
Besonders kompliziert ist die Sockelabdichtung im Altbau, wenn das Mauerwerk feuchte- und/oder salzbelastet ist. Abdichtungsstoffe weisen naturgemäß genau die entgegen gesetzten Eigenschaften auf, die für die Instandsetzung eines feuchte- und/oder salzbelasteten Mauerwerks notwendig wären. Abdichtungsstoffe sind wasserdicht und weisen eine sehr geringe Wasserdampfdiffusion Als Diffusion (lat. = ausbreiten) wird ein physikalischer Vorgang des Vermischens bzw. eine durch Konzentrationsunterschiede hervorgerufene, gegenseitige Durchdringung zweier oder auf. Außerdem verfügen sie über ein sehr dichtes Baustoffgefüge und eine hohe Festigkeit und sind hoch elastisch. Wenn diese Abdichtungsstoffe auf das Mauerwerk aufgebracht werden, wird die Feuchtigkeit im Wandquerschnitt „eingeschlossen“ oder kapillar nach oben transportiert. Das heißt, dass der Feuchteschaden verlagert wird. Um eine Verlagerung zu verhindern, muss eine nachträgliche Horizontalabdichtung eingebracht werden.
Für die Instandsetzung von feuchte- und/oder salzbelasteten Mauerwerken hingegen sind Baustoffe geeignet, die über eine hohe Wasserdampfdiffusion verfügen, über eine geringe Wasseraufnahme und dennoch über eine gewisse Kapillarität Die Saugfähigkeit eines (Bau)Stoffes gegenüber Wasser und anderen Flüssigkeiten wird als Kapillarität bezeichnet. Die kapillare Leitfähigkeit hängt im Wesentlichen von und vor allem über ein sehr offenporiges Gefüge, in dem sich bauschädigende Salze Salze bestehen aus positiv geladenen und negativ geladenen Ionen. Zwischen diesen Ionen liegen ionische Verbindungen vor. Salz hat eine kubische einlagern können. Ideal sind Sanierputze, die speziell für diese Anwendung entwickelt wurden, allerdings für die Sockelabdichtung ungeeignet sind. Entsprechende Empfehlungen liefert das Merkblatt 4-9 „Abdichten und Instandsetzen von Gebäude- und Bauteilsockeln“ der Wissenschaftlich-Technischen-Arbeitsgemeinschaft e.V (WTA).