Sanierung

Abdichtung von Innenräumen

Die Planung und Ausführung von Abdichtungen in Innenräumen wie z. B. häusliche Bäder wird in Deutschland seit 2018 über die DIN 18534 „Abdichtung von Innenräumen“ geregelt. Besonders wichtig für die Planung der Abdichtung sind die Wassereinwirkungsklassen, die mit der jeweiligen Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse und dem jeweiligen Nutzungszweck zusammenhängen. Außerdem müssen die Rissklassen sowie Fugentypen berücksichtigt werden. Die DIN 18534 gliedert sich in sechs Teile.

  • Teil 1 Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze
  • Teil 2 Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen
  • Teil 3 Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-F)
  • Teil 4 Abdichtung mit Gussasphalt oder Asphaltmastix
  • Teil 5 Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-B)
  • Teil 6 Abdichtung mit plattenförmigen Abdichtungsstoffen im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-P)

Auch wenn die DIN 18534 häufig nur mit der Abdichtung in privat genutzten Innenräumen wie das häusliche Bad in Verbindung gebracht wird, gilt die Norm auch für die Abdichtung von allen Wand- und Bodenflächen in gewerblichen Feucht- und Nassräumen wie z. B. öffentliche Bäder und Duschanlagen, Saunen und Umgänge von Schwimmbecken und Behälter, gewerbliche Küchen oder Produktionsflächen, auf die Wasser in unterschiedlichen Beanspruchungen einwirken und sich Wasser auf maximal 10 cm anstauen kann. Die Norm gilt allerdings nicht für Bauteile aus WU-Beton.

Eine Besonderheit zu allen anderen Teilen der Normenreihe DIN 18531 bis 18535 besteht darin, dass in der DIN 18534 „Abdichtung von Innenräumen“ ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass für die sach- und fachgerechte Umsetzung der Norm alle beteiligten Gewerke gemeinsam verantwortlich sind – ob nun für die Ausführung der Abdichtung selbst oder für das Verlegen und Verfugen von Fliesen und Platten oder von nachträglichen Installationen.

Große Bedeutung für die Planung und Ausführung der Abdichtung in Innenräumen haben die neu eingeführten Wassereinwirkungsklassen nach DIN 18534, die im Zusammenhang mit der jeweiligen Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse und dem jeweiligen Nutzungszweck stehen und nicht mit den Wassereinwirkungsklassen nach DIN 18533 verwechselt werden dürfen. Im Gegensatz zur alten Norm (DIN 18195 Teil 7), in der die Intensität der Wassereinwirkung nur in „mäßig“ und „hoch“ unterteilt wurde, wird die Wasserbeanspruchung nun in vier Klassen eingeteilt:

  • Wassereinwirkungsklasse W0-I (gering): die niedrigste Wassereinwirkungsklasse bezieht sich auf privat genutzte Badezimmer mit einer Badewanne oder auf eine Gästetoilette. In der Regel liegt eine geringe Beanspruchung der Abdichtung durch nicht drückendes Wasser vor. Hierzu zählen z. B. Wandflächen in Bädern außerhalb der Dusche sowie Bodenflächen ohne Ablauf. Wenn ausreichend wasserabweisende Oberflächen vorhanden sind, ist keine Abdichtung nach Norm notwendig.
  • Wassereinwirkungsklasse W1-I (mäßig): eine mäßige Wasserbeanspruchung liegt innerhalb von privat genutzten Bädern vor, wenn die Bodenflächen mit einem Bodenablauf ausgestattet sind, so dass sich kein Wasser anstauen kann. Hierzu zählen z. B. Wandflächen in Bädern über Dusche und Wanne sowie außerhalb des Duschbereichs. Eine Abdichtung nach Norm ist nicht notwendig.
  • Wassereinwirkungsklasse W2-I (hoch): die Einstufung findet Anwendung in öffentlichen Bädern und Duschanlagen, wo eine hohe Beanspruchung an Wand- und Bodenflächen besteht. Hierbei handelt es sich um nicht drückendes Wasser im Innenbereich wie z. B. bei Bodenflächen in Räumen mit bodengleichen Duschanlagen oder Wandflächen von Duschen in gewerblich genutzten Räumen. Eine Abdichtung nach Norm ist zwingend erforderlich.
  • Wassereinwirkungsklasse W3-I (sehr hoch): die höchste Beanspruchung findet in gewerblichen oder industriellen Innenräumen statt. Hierzu zählen Wäschereien, gewerbliche Küchen und Produktionsräume z. B. in der Lebensmittelverarbeitung. In diesen bestehen nicht nur sehr hohe Beanspruchungen durch nicht drückendes Wasser, sondern vor allem durch den Einsatz von chemischen Stoffen z. B. für Reinigung, Entfettung oder Desinfektion Aufgabe der Desinfektion ist das gezielte Abtöten oder Inaktivieren der pathogenen Mikroorganismen. Desinfektionsverfahren können mit verschiedenen physikalischen und chemischen Methoden .

Neben den Wassereinwirkungsklassen (W0-I bis W3-I) hängt die Planung und Ausführung der jeweiligen Abdichtungsart und der Abdichtungsstoffe von den Rissklassen (R1-I bis R3-I) sowie den Fugentypen (F1-I bis F3-I) ab. Somit soll sichergestellt werden, dass zu erwartende Rissbreitenveränderungen durch den jeweiligen Abdichtungsstoff vollständig überbrückt und somit die Dichtheit der Abdichtung gewährleistet wird. Bei der Klassifizierung der Rissbreiten unterscheidet man drei Kategorien:

  • R1-I bis ca. 0,2 mm Rissbreite
  • R2-I bis ca. 0,5 mm Rissbreite
  • R3-I bis ca. 1,0 mm Rissbreite

Bei der Klassifizierung der Fugentypen wird unterschieden:

  • F1-I sind z. B. Anschlussfugen, Rand- oder Feldbegrenzungsfugen
  • F2-I sind Fugen zwischen zwei verschiedenen Elementen wie z. B. zwischen dem abzudichtenden Untergrund und einem Einbauteil oder einer Durchdringung
  • F3-I sind Fugen im Tragwerk, also so genannte Bauwerksfugen

Außerdem sieht die DIN 18534 eine Gefälleausbildung vor, um stehendes Wasser auf den Abdichtungen zu vermeiden. Hiervon ist abzusehen, wenn sich dadurch die Rutschgefahr und somit ein Unfallrisiko unverhältnismäßig erhöhen würde oder anfallendes Wasser anderweitig abgeführt werden kann. Im Normalfall wird ein Gefälle von den Türen weg zum Bodenablauf ausgeführt. Daher ist in Bereichen, in denen eine Wassereinwirkung nach W3-I vorliegt, eine Rinne im Türbereich einzuplanen. Außerdem wäre sinnvoll, wenn die Bodenfläche im Badezimmer mindestens 1 cm tiefer liegen würde als in den angrenzenden Innenräumen, um sicherzustellen, dass das Wasser nicht in diese Innenräume abläuft.




In der Norm wird explizit erwähnt, dass eine Fugenabdichtung mit speziellen Abdichtungsstoffen zu erfolgen hat und einfache Dichtstoff- und Silikonfugen hierfür nicht ausreichen bzw. keine Abdichtung nach den Regeln der Technik darstellen. Dies gilt auch für die einfachen Dichtstofffugen mit Silikon in der Dusche oder am Wannenrand, die als Schönheits- oder Wartungsfugen einzustufen sind und keine Abdichtung im Sinne der Norm darstellen. Ein so genannter Schnittschutz bei den Abdichtungen ist in der Norm nicht vorgesehen. Dennoch ist dieser empfehlenswert, um sicherzustellen, dass die Abdichtung z. B. im Rahmen von Schönheitsreparaturen an der Fuge nicht beschädigt wird.

Ungewöhnlich sind zudem die Vorgaben in der DIN 18534, dass Abdichtungen in Innenräumen mindestens für die vorgesehene Nutzungsdauer Unter der Nutzungsdauer wird die Zeitspanne verstanden, in der Gebäude bzw. bauliche Anlagen erfahrungsgemäß wirtschaftlich eingesetzt oder genutzt werden können. zu halten haben. Angesichts der Tatsache, dass man im Durchschnitt von einer Nutzungsdauer privat genutzter Bäder von ca. 20 Jahren ausgeht, muss auch die Abdichtung über diesen Zeitraum sichergestellt werden. Bei der Planung und Ausführung von Abdichtungen in privat genutzten Bädern muss das Zusammenspiel unterschiedlicher Wasserbeanspruchung beachtet werden, da neben Spritz- und Oberflächenwasser Oberflächenwasser ist das Gegenteil von Grundwasser. Es bezeichnet offenes und ungebundenes Wasser auf der Erdoberfläche. Dazu zählen oberirdische Flüsse, Seen auch Wasserdampf Als Wasserdampf wird das in der Erdatmosphäre im gasförmigen Aggregatzustand enthaltene nicht sichtbare Wasser bezeichnet. In die Luft gelangt Wasserdampf gleichzeitig auftreten kann.

Je nach Beanspruchung sind infolgedessen die Abdichtungen in der Küche, im Bad oder Toilette sowie der Waschküche auf die DIN 18534 abzustimmen. Selbst bei den kleinsten Wasserbeanspruchungen sind die Abdichtungen der Bodenflächen an den aufgehenden Wänden mindestens 5 cm nach oben und die der Wandflächen mindestens 20 cm über die höchste Wasserentnahmestelle fortzuführen – jeweils unter Berücksichtigung der individuell vorliegenden Wassereinwirkungsklassen. Duschen in privat genutzten Bädern entsprechen in der Regel einer Wassereinwirkungsklasse W2-I. Je nach Art der Dusche wird unterschieden: bei bodengleichen Duschen wird die komplette Bodenfläche der Wassereinwirkungsklasse W2-I zugeordnet, bei Duschen mit Wannen (Duschtassen) werden die Bodenflächen außerhalb der Duschen der Klasse W1-I zugeordnet. Im Hinblick auf die Abdichtung von Badewannen macht die Norm sehr konkrete Vorgaben. So dürfen bei Abdichtungen unter der Wanne in diesem Bereich nur Wasserleitungen verlaufen, die für die Funktion der Wanne unbedingt erforderlich sind. Dies bedeutet, dass außer Zulauf und Ablauf keine weiteren Leitungen unter der Wanne verlaufen dürfen.

Die Anwendung der verschiedenen Abdichtungsstoffe gemäß DIN 18534 sind in den Normteilen 2 bis 6 geregelt. Für nahezu alle Wassereinwirkungsklassen eignen sich Bitumenbahnen in einer einlagigen Ausführung, mit Ausnahme der Wassereinwirkungsklasse W3-I, wenn gleichzeitig die Rissklasse R3-I vorliegt: dann muss die Abdichtung verstärkt werden. In diesem Fall gibt es die Optionen, entweder zwei Lagen Bitumenbahn oder eine Kombination aus Bitumenbahn und Kunststoff-/Elastomerbahn auszuführen.

Flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe kommen nach Teil 3 der DIN 18534 im Verbund zum Einsatz. Verbundstoffe sind Fliesen oder Platten. Hierbei muss unbedingt die jeweilige Mindesttrockenschichtdicke eingehalten werden, um alle Anforderungen an die Abdichtung langfristig sicherzustellen. Die Mindesttrockenschichtdicke beträgt bei Polymerdispersionen 0,5 mm, bei Reaktionsharzabdichtungen 1,0 mm und bei Kunststoff-Mörtelkombinationen 2,0 mm.

Bahnenförmige Abdichtungsstoffe im Verbund mit Fliesen oder Platten werden nur bis zur Wassereinwirkungsklasse W2-I in Kombination mit der Rissklasse R1-I zugelassen. Mit entsprechenden qualifizierten Nachweisen kann eine Abdichtung im Verbund mit Boden-/Wandbekleidungen (AIV-P) jedoch auch bei höheren Rissklassen angewendet werden.

Für die höchste Einstufung – also der Wassereinwirkungsklasse W3-I für gewerblich bzw. industriell genutzte Innenräume – gilt eine Dokumentationspflicht der Abdichtung inkl. einer Dokumentation über die Messung der Nassschichtdicke und dem Materialverbrauch.

Neben der DIN 18534 gibt es auch in anderen Teilen der Abdichtungsnorm relevante Hinweise, die für die Abdichtung von Innenräumen relevant sind. Hierzu gehört die DIN 18531 „Abdichtung von Balkonen, Loggien und Laubengänge“ oder die DIN 18535 „Abdichtung von Schwimmbecken und Wasserspeicher“.

Die Abdichtung von Innenräumen darf nicht mit den Innenabdichtungen verwechselt werden.