Fugen sind ein gewollter oder konstruktionsbedingter Zwischenraum zwischen zwei oder mehr Bauteilen oder Baustoffen. Die Ausbildung von Fugen ist notwendig, um spannungsbedingte Risse aufgrund unterschiedlicher hygrothermischer Eigenschaften verschiedener Bauteile oder Baustoffe zu vermeiden. Neben einer vorwiegend technischen Funktion dienen Fugen auch der Gestaltung und haben eine ästhetische Funktion. Das Fugenbild ist das Zusammenspiel aus Anordnung (Muster), Aussehen (Farbe) und Ausführung (Form) von Fugen mit einer bestimmten Oberfläche wie z. B. Fliesen und keramische Beläge oder Naturstein und deren Form. Durch das Fugenbild kann man das Erscheinungsbild von Räumen optisch anders erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind. Schmale Fugen z. B. lassen Wände und Böden flächiger erscheinen, breite Fugen erzeugen dagegen einen eher rustikalen Eindruck. Neben der optischen Funktion haben Fugen vor allem in Feucht- und Nassräumen auch eine hygienische Funktion. Offene Fugen würden für Schmutz Als Schmutz (oder Verschmutzung) werden sämtliche unerwünschte Stoffe (oder Substanzen) einschließlich Produktrückstände mit und ohne Mikroorganismen, Reinigungs- und Desinfektionsmittelrückständen bezeichnet. eine ideale Angriffsfläche bieten. Daher schließt die Fuge nicht nur den Zwischenraum zwischen Fliesen und keramischen Belägen, sondern gleichzeitig ein mögliches hygienisches Problem. Bei kleinflächigen Fliesenformaten bieten Fugen zudem eine rutschhemmende Wirkung und somit sicherheitsrelevante Funktion – einer der Gründe dafür, dass häufig Kleinmosaike mit einem hohen Fugenanteil vor allem in Barfußbereichen verlegt werden.
Je nach Material und Anforderungen werden Fugen entweder starr oder flexibel ausgebildet. Ein typisches Beispiel für eine starre Fuge ist die Verbindung zwischen zwei Fliesen oder keramischen Belägen; typisch für eine flexible Fuge ist die Verbindung zwischen einem Bauteil wie z. B. der Duschtasse oder einer Badewanne und der aufgehenden gefliesten Wand. Dem entsprechend unterscheidet man Fugenmörtel (starr) und Dichtstoffe (flexibel).
Der Fugenmörtel verbindet den Fußbodenbelag kraftschlüssig miteinander, so dass einwirkende Kräfte flächig verteilt und ausgeglichen werden. Der Fugenmörtel übernimmt somit eine wichtige Funktion in der Haltbarkeit des Fußbodenbelages und muss auf die Art (z. B. keramische Fliesen, Feinsteinzeug, Naturstein, Steingut, Mosaik), Fugenbreite und sonstige Anforderungen wie z. B. Beständigkeit gegenüber chemischen Reinigungsmitteln abgestimmt werden. Man unterscheidet Fugenmörtel nach der Art des Bindemittels in reine Zementfugen, flexible Zementfugen, Epoxidharzfugen und Dispersionsfugen.
Fugenmörtel für Fliesen und keramische Beläge an Wand und Boden im Innen- und Außenbereich werden in der DIN EN 13888 „Fugenmörtel für Fliesen und Platten“ geregelt und können auch für andere Beläge wie z. B. Natur- oder Betonwerkstein verwendet werden, wenn die Fugenmörtel für diese Materialien geeignet sind.
Wenn zwischen zwei oder mehreren Bauteilen oder Baustoffen hygrothermische und/oder mechanische Verformungen überbrückt werden müssen, werden so genannte Bewegungs- oder Dehnfugen ausgebildet. In diesen Fällen kommen keine Fugenmörtel zum Einsatz, sondern flexible Dichtstoffe. Nach der Beanspruchungsart unterteilt man Fugen, die nur eine dichtende Funktion haben von Fugen, die neben einer dichtenden Funktion auch einer höheren Zug- und Druckbeanspruchung unterliegen. Letztere müssen anfallende Verformungen ausgleichen und den Feuchteschutz z. B. in Nassräumen oder bei direkter Wasserbeanspruchung sicherstellen. In der Praxis stellt man häufig fest, dass in der Regel aus optischen Gründen die Fugenbreite kleiner dimensioniert und ausgeführt wird als diese rechnerisch ermittelt wurde. Diese Parameter müssen in der Berechnung der Fugenbreite mit einfließen und bei der Auswahl eines geeigneten Dichtstoffs berücksichtigt werden, insbesondere die Bauteilbewegung in Korrelation (von lat. relatio = das Zusammentragen, Beziehung, Verhältnis) beschreibt die Wechselbeziehung funktioneller Art zwischen verschiedenen Organen bzw. Organteilen des Körpers. zur zulässigen Gesamtverformung des Dichtstoffs und somit in Abhängigkeit der jeweiligen Ausdehnungskoeffizienten. Denn das Wechselspiel aus Quellen und Schwinden unterschiedlicher Bauteile und Baustoffe beeinflusst wesentlich die Bauteillängenänderung und das Dehnungsverhalten und kann zu einer zusätzlichen Zugbelastung des Dichtstoffs führen. Ein wesentlicher Kennwert hierbei ist die zulässige Gesamtverformung von Dichtstoffen von 20 bis 25 %, die bei der Planung von Bewegungsfugen sehr häufig vernachlässigt wird. Im Ergebnis daraus kommt es zu einer Überbeanspruchung des Dichtstoffs und in der weiteren Folge zu einer Rissbildung.
In Feucht- und Nassräumen (so genannter Sanitärbereich) kommen Dichtstoffe zum Einsatz. Hierbei wird unterschieden zwischen elastischen und plastischen Dichtstoffen. Für die Auswahl des geeigneten Dichtstoffs sind unterschiedliche Einflussfaktoren wie z. B. Fugenbewegung, Beständigkeit gegenüber UV-Licht, Reinigungs- und Desinfektionsmittel Desinfektionsmittel werden zum Abtöten von krankheitserregenden Mikroorganismen und Viren eingesetzt. Alkohole wirken bakterizid und fungizid, haben aber keinerlei Wirkungen gegen Sporen. sowie Resistenz (von lat. Resistere = sich widersetzen) Als Resistenz wird die Widerstandsfähigkeit des körpereigenen Immunsystems gegen bestimmte Krankheiten bzw. Krankheitserreger oder gegenüber mikrobieller Besiedlung durch Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer und Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle entscheidend. Hauptsächlich kommen plasto-elastische Acryldichtstoffe oder elastische Silikondichtstoffe zum Einsatz. Bei stärkerer Dehnung verformt sich Acryl dauerhaft, während silikonhaltige Dichtstoffe entweder ihre ursprüngliche Form wieder annehmen oder reißen. Für die Auswahl des Dichtstoffs kann auch entscheidend sein, ob dieser überstrichen werden muss/kann. Silikondichtstoffe können im Gegensatz zu Acryldichtstoffe nicht mit Farbe überstrichen werden.
Zum Dichtstoff gehört auch eine darauf abgestimmte Grundierung (oft auch Primer oder Haftvermittler genannt). Diese verbessert die Untergrundhaftung des Dichtstoffes, ersetzt allerdings nicht die vorherige Reinigung der Fugenflanken und Haftflächen! Je nach Fugenausbildung kann zum Dichtstoff auch ein Hinterfüllmaterial gehören. Dieses dient zur Begrenzung der korrekten Fugentiefe des Dichtstoffs, um die jeweils vorgeschriebene Fugendimensionierung sicherzustellen. Außerdem wird dadurch eine Dreiflankenhaftung des Dichtstoffs verhindert, mit dem die Elastizität des Dichtstoffs reduziert werden würde. In der Regel besteht das Hinterfüllmaterial aus einem geschlossenzelligen Rundprofil aus geschäumtem Polyethylen. Das Hinterfüllmaterial muss im komprimierten Zustand eingebaut werden, um einen ausreichenden Widerstand beim Einbringen und Glätten des Dichtstoffs sicherzustellen. Aus diesem Grund hat sich bewährt, dass der Durchmesser des Hinterfüllmaterials etwa 25 bis 30% größer ist als die vorhandene Fugenbreite. Das Hinterfüllmaterial muss ebenfalls mit dem Dichtstoff verträglich sein. Nachdem der Dichtstoff blasenfrei und umlaufend eingebracht wurde, erfolgt das Andrücken und Glätten des Dichtstoffs. Die hierfür eingesetzten Glättmittel gehören ebenfalls zum System, müssen auf den Dichtstoff abgestimmt sein und dürfen keine Verfärbungen verursachen oder Unverträglichkeiten mit dem Dichtstoff aufweisen. Außerdem dürfen Glättmittel keinen Film auf der Oberfläche hinterlassen, durch den die Vernetzung (chemische Reaktion) des Dichtstoffs gestört werden kann.
Auch wenn Fugenmörtel oder Dichtstoffe für Fugen in Feucht- oder Nassräumen eingesetzt werden, stellen sie keine Abdichtung im klassischen Sinn dar! Aus diesem Grund fordert die DIN 18534 „Abdichtung von Innenräumen“ eine Bauwerksabdichtung mit Bitumenbahnen, bituminösen Spachtelmassen, Kunststoffbahnen oder eine so genannte Verbundabdichtung.
Bewegungs- oder Dehnfugen werden nicht ohne Grund als Wartungsfuge bezeichnet. Eine Wartung beinhaltet nicht nur eine regelmäßige Kontrolle der Fugen, sondern auch die rechtzeitige Instandsetzung, bevor eine Fuge ihre Funktionalität verliert und mögliche Bauschäden Der Begriff des Bauschadens wird unterschiedlich definiert. So werden im 3. Bauschadensbericht der Bundesregierung darunter alle negativen Veränderungen der Bauteileigenschaften verursacht. Gerade in Feucht- und Nassräumen können schadhafte Fugen zu einem Wasserschaden Siehe sporadische Wasserschäden. führen und Schimmelpilzbefall verursachen. Während dieser auf einer Silikonfuge z. B. in der Dusche noch sichtbar ist und zeitnah behoben werden kann, stellt sich das Problem z. B. hinter der Wanne, dass dieser Feuchteschaden lange Zeit unentdeckt bleiben kann. Daher hat die Instandhaltung von Fugen in Feucht- und Nassräumen eine hohe Priorität und wird in ihrer Wirkung häufig unterschätzt. Müssen Fugen instandgesetzt werden, unterscheidet man zwei Tätigkeiten: die Reinigung (oder das „Auffrischen“) von intakten Fugen sowie die Erneuerung (oder der Austausch) nicht mehr intakter Fugen. Des Weiteren unterscheidet sich die Fugensanierung von starren Fugenmörteln von der von flexiblen Dichtstoffen.
Durch den vermehrten Einsatz von chemischen Reinigungsmitteln (auch im privaten Bereich) vor allem von sauren Kalksteinreinigern, kommt es aufgrund der darin enthaltenen Essig-, Zitronen- oder Weinsäure zum Angriff der Oberfläche zementgebundener Fugenmörtel. Es liegt in der Natur der Sache, dass Reiniger, die den Kalkschleier entfernen sollen, auch den Kalk im Fugenmörtel angreifen. Im Ergebnis werden Fugen unansehnlich und bekommen hellgraue Schleier, die sich oftmals auf die gesamte Optik des Fliesenbelags auswirken. Wenn die Zementfuge noch intakt ist und nur Verschmutzungen oder Verfärbungen aufweist, kann man diese mit relativ einfachen Mitteln reinigen. Hierzu gibt es spezielle Fugenreiniger, die mit einem Schwamm aufgetragen werden. Nach einer Einwirkzeit von einigen Minuten können Verschmutzungen oder Verfärbungen mit einer weichen Bürste oder einem härteren Schwamm vorsichtig entfernt werden. Bei Bedarf können verschmutzte oder verfärbte Zementfugen auch mit speziellen Fugenfarben nachträglich überstrichen werden. Diese sind in der Regel resistent gegenüber Schimmelpilzbefall und abriebfest.
Fugen aus Acryl- oder Silikondichtstoffen werden mit der Zeit ebenfalls unansehnlich, spröde/rissig und undicht. Aufgrund der Zusammensetzung weisen Silikonfugen zudem häufig schwarze Verfärbungen durch Schimmelpilze und/oder Bakterien auf. Die Idee, Silikonfugen einfach zu überstreichen oder eine neue Schicht Dichtstoff auf den alten aufzutragen, funktioniert hierbei nicht. Die elastische und gleichzeitig glatte, dichte und feuchtigkeitsabweisende Oberfläche des Silikondichtstoffes verhindert, dass andere Materialien darauf dauerhaft haften. Auch wenn Acryldichtstoffe theoretisch überstrichen werden können, sind die Ergebnisse ebenfalls nur kurze Zeit zufriedenstellend. Daher bietet sich bei verschmutzten oder verfärbten Fugen aus Acryl- oder Silikondichtstoffen in der Regel auch nur ein Austausch an. Hierfür werden die alten Fugen vorsichtig ausgekratzt; bei Bedarf kann ein Silikonentferner unterstützen. Nach der gründlichen Reinigung der Fuge wird der neue Dichtstoff eingebracht und je nach Fugenform abgezogen.
Die Erneuerung von Fugenmörteln ist dagegen etwas aufwändiger. Je nach Fugenbreite und -tiefe, Material und Festigkeit sowie Zustand der Fuge müssen zementgebundene Fugen entweder mit einem Cutter, Fugenschneider oder einer speziellen Fugenfräse von oben nach unten entfernt werden. Anschließend muss die Fuge gründlich gereinigt werden. Dies kann z. B. mit einer Fugenbürste und einem Baustaubsauger erfolgen. Je nach Beschaffenheit des Untergrundes werden die Fugen anschließend befeuchtet oder mit einer Grundierung versehen und der Fugenmörtel mit einem Gummiwischer oder Fugenbrett mit Gummilippe diagonal in die Fugen eingebracht. Wichtig ist, dass die Fugen gleichmäßig gefüllt werden und bündig mit der Oberfläche der Fliesen abschließen. Danach wird überschüssiger Fugenmörtel mit einem Schwammbrett entfernt. Neue Fugen müssen 1 bis 2 Tage trocknen, bevor diese belastet werden können. Die vollständige Härtung des zementgebundenen Fugenmörtels dauert dagegen 1 bis 2 Wochen.