Sanierung

Rissklassen

Die Planung und Ausführung von Abdichtungen erdberührter Bauteile wie z. B. Keller wird in Deutschland seit 2017 über die DIN 18533 geregelt. Besonders wichtig für die Planung der Abdichtung sind die Wassereinwirkungsklassen, die Rissklassen und Raumnutzungsklassen. Die DIN 18533 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“ gliedert sich in drei Teile. Teil 1 regelt die Anforderungen sowie Planungs- und Ausführungsgrundsätze. Teil 2 enthält bauartspezifische Regeln für die Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen und Teil 3 für die Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen.

Die Norm gilt für die Abdichtung gegen

  • Bodenfeuchte,
  • nicht drückendes Wasser,
  • von außen drückendes Wasser,
  • nicht drückendes Wasser auf erdüberschütteten Decken sowie
  • Spritzwasser am Wandsockel und Kapillarwasser in und unter Wänden (Querschnittsabdichtung).

Die Norm gilt nicht für

  • die Abdichtung von Bauwerken im Umgang mit wassergefährdeten Stoffen nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG),
  • die nachträgliche Abdichtung in der Bauwerksinstandsetzung sowie
  • die Abdichtung wasserundurchlässiger Bauteile (WU-Beton).

Für die Planung und Ausführung von Abdichtungsmaßnahmen müssen die Eigenschaften des abzudichtenden Untergrundes bekannt sein und insbesondere die Wahrscheinlichkeit möglicher Rissbildungen berücksichtigt werden. Diese hat unmittelbare Auswirkung auf die Auswahl der geeigneten Abdichtungsstoffe. Schließlich dürfen Baustoffe ihre abdichtende Funktion auch dann nicht verlieren, wenn es im Untergrund zu Bewegungen und infolgedessen zu Rissbildungen kommt. Daher sind Rissbildungen von Bedeutung, die erst nach dem Aufbringen der Abdichtung entstehen sowie nachträgliche Rissbreitenänderungen bereits bestehender Risse. Diese muss die Abdichtung überbrücken können. Für die Auswahl der richtigen Abdichtungssysteme unterscheidet die DIN 18533 folgende Risseinwirkungsklassen:

  • R1-E (gering) ≤ 0,2 mm Rissbreitenänderung (in der Regel unvermeidbare Rissbildungen/Rissbreitenänderungen in üblichen Untergründen wie Mauerwerk, Bodenplatten unter Querschnittsabdichtungen, Stahlbeton ohne nennenswerte Zwang- und Biegebeanspruchung)
  • R2-E (mäßig) ≤ 0,5 mm Rissbreitenänderung (z. B. in geschlossenen Fugen von Fertigbauteilen, Materialübergängen, Mauerwerk oder Stahlbeton mit nennenswerter Zwang-, Zug- und Biegebeanspruchung)
  • R3-E (hoch) ≤ 1,0 mm Rissbreitenänderung und/oder einem Rissversatz ≤ 0,5 mm (z. B. Aufstandsfugen von erddruckbelastetem Mauerwerk auf Bodenplatten oder Rissbildungen an tragenden Bauteilen durch sporadische Erschütterungen)
  • R4-E (sehr hoch) ≤ 5,0 mm Rissbreitenänderung und/oder einem Rissversatz ≤ 2,0 mm (z. B. durch starke Erschütterungen durch Baugrundsetzungen oder Erdbeben).

Diesen Risseinwirkungsklassen stehen wiederum vier Rissüberbrückungsklassen gegenüber, in denen die rissüberbrückenden Eigenschaften der Abdichtungsstoffe definiert sind:

  • RÜ1-E (gering) bis zu ≤ 0,2 mm Rissüberbrückung
  • RÜ2-E (mäßig) bis zu 0,5 mm Rissüberbrückung
  • RÜ3-E (hoch) bis zu ≤ 1,0 mm Rissüberbrückung bei einem maximalen Rissversatz von 0,5 mm
  • RÜ4-E (sehr hoch) bis zu 5,0 mm Rissüberbrückung bei einem maximalen Rissversatz von 2,0 mm.

Die Abdichtungsstoffe sind in den Teilen 2 und 3 der DIN 18533 jeweils bestimmten Rissüberbrückungsklassen zugeordnet, die wiederum mit den Rissklassen korrelieren. Dies bedeutet, dass z. B. ein Bauteil mit einer Rissklasse R3-E nur mit einem Abdichtungsstoff abgedichtet werden darf, der die Anforderungen an die Rissüberbrückungsklasse RÜ3-E erfüllt.

Bei der Planung und Ausführung von Abdichtungen im Bereich von Bewegungsfugen müssen die unterschiedlichen Einwirkungen aus dem Flankenversatz berücksichtigt werden. Diese können ein-, zwei- und dreidimensional (senkrecht zur Abdichtungsebene durch Scherung sowie längs in Abdichtungsebene durch Dehnung oder Stauchung sowie durch Verzerrung) auftreten. Nach der Art der Bewegung werden unterschieden:

  • Fugen-Typ I für langsame, einmalige oder selten wiederholte Bewegungen
  • Fugen-Typ II für schnelle, häufig wiederholende Bewegungen (Verkehr, Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur )

Hierzu wurden in der DIN 18533 Teil 1 fünf Verformungsklassen für Bewegungsfugen definiert. Aus den in alle drei Richtungen maximal zu erwartenden Bewegungen ist die resultierende Verformung zu ermitteln.