Horizontale und/oder vertikale Fugen in einem Mauerwerk unterliegen verschiedenen mechanischen, statischen und bauphysikalischen Beanspruchungen. Je nach Stein und/oder Mauerwerkskonstruktion wirkt sich dies auf die unterschiedlichen Eigenschaften von Mauer- und Fugenmörtel aus. Hierzu gehören z. B. die Druckfestigkeit, Haftscherfestigkeit, Längs- und Querdehnungsmodul sowie die Wasseraufnahme und das daraus resultierende hygrothermische Schwind- und Dehnungsverhalten. Beeinflusst werden diese Eigenschaften u. a. durch Art und Menge des eingesetzten Bindemittels. Ein höherer Anteil an hydraulischen Bindemitteln wie z. B. Zement oder hochhydraulischen Kalk führt zu einer höheren Druckfestigkeit des abgebundenen Mörtels von bis zu 30 N/mm². Zum Vergleich: Mörtel mit karbonatisch härtenden Bindemitteln wie z. B. Luftkalk oder Wasserkalk erreichen eine deutlich geringere Druckfestigkeit von 2 bis max. 5 N/mm².
Die Festigkeit hat in Verbindung mit der Wasseraufnahme des Fugenmörtels einen erheblichen Einfluss auf den Schadensmechanismus. Ein Absanden der Fugenoberfläche bis hin zum Auswaschen der kompletten Fuge können die Folgen eines Fugenmörtels mit geringer Festigkeit sein. Zeigt der Fugenmörtel dagegen eine hohe Festigkeit, kommt es häufig zu einer Rissbildung im Fugenquerschnitt und/oder zu großflächigen Ablösungen an den Steinflanken – bis hin zu einem Abplatzen der Steinkanten. Durch eindringendes Niederschlagswasser kann es vor allem bei Frost-Tau-Wechsel zu einer Zerstörung der Steinoberfläche kommen. Allerdings finden diese Schadensmechanismen nicht nur auf der Oberfläche der Fassade statt. Gerade bei einer Schlagregenbelastung können offene Fugen und Undichtigkeiten in der Gebäudehülle zu einer Durchfeuchtung Der Begriff der Durchfeuchtung wird in Bezug auf Neu- und Altbauten sowie im Rahmen der Bauwerkserhaltung sehr vielfältig benutzt. Im der Baukonstruktion führen. Nicht ohne Grund muss z. B. bei einer Innendämmung die Schlagregendichtheit der Fassade sichergestellt sein.
Daher ist je nach Umfang der geplanten Fugensanierung vorab eine Bauzustandsanalyse durchzuführen und die Schäden in Art und Ausmaß zu dokumentieren bzw. die Ursache hierfür zu analysieren. Im Einzelfall können neben einfachen Vor-Ort-Untersuchungen am Gebäude weiterführende Mörtelanalysen (Feuchte- und Salzgehalt, Zusammensetzung, Gipsanteile etc.) und/oder auch am Stein (Festigkeit, Wasseraufnahme) notwendig sein.
Im ersten Schritt geht es um das Entfernen der alten Fuge, in Fachkreisen auch Entfugung genannt. Hierbei gilt die Faustregel: Doppelte Fugenbreite. In der Regel entspricht dies einer Fugentiefe von 2,5 bis 3 cm (1,5 cm gelten als Mindesttiefe). Je nach Festigkeit des Fugenmörtels und der Steinflanken erfolgt dies mit einem Handmeißel, Fugeisen oder kleinen pressluftgetriebenen Meißel (Fugenfräse). Wenn eine „Flex“ zum Entfernen der Fugen eingesetzt wird, ist höchste Sorgfalt geboten. Für diese Fälle gibt es spezielle dünnwandige und segmentierte Trennscheiben (Schwingfräsen, Fingerfräsen). Um eine Staubentwicklung zu vermeiden, können die Geräte zusätzlich mit einer Absaugvorrichtung ausgestattet werden.
Für eine ausreichende Flankenhaftung des neuen Fugenmörtels ist eine gut gereinigte Fuge ausschlaggebend. Deshalb werden die Fugen abgesaugt oder mit Druckluft ausgeblasen und in Abhängigkeit zur Wasseraufnahme mit Wasser benetzt. Ein alter Fugenmörtel kann sehr trocken sein und somit eine hohe Wasseraufnahme besitzen. Diese würde dem frischen Fugenmörtel das Wasser entziehen, so dass dieser „verbrennt“ und ggf. rissig trocknet. Klinkersteine z. B. nehmen dagegen so gut wie kein Wasser auf und können daher nicht zum Anziehen des Fugenmörtels beitragen. Der verwendete Fugenmörtel muss deshalb auch ohne den Stein gut anziehen. Hersteller von Fugenmörteln bieten daher unterschiedliche Qualitäten an, die auf das Saugverhalten der Steine abgestimmt sind. Die Fuge sollte vor dem Einbringen des neuen Fugenmörtels mattfeucht, aber nicht nass, sein.
Die Konsistenz des neuen Fugenmörtels sollte je nach Saugfähigkeit der Fuge und/oder des Steins erdfeucht bis leicht plastisch sein. Zunächst wird der Fugenmörtel mit dem kurzen Fugeisen in die senkrechten Stoßfugen und anschließend mit dem langen Fugeisen in die waagerechten Lagerfugen eingebracht und leicht verdichtet. Je nach Fugentiefe kann es erforderlich sein, die Verfugung in zwei Arbeitsgängen auszuführen. Durch die Verdichtung der ersten Lage werden Hohlräume vermieden. Die Verfugung eines Sichtmauerwerkes erfolgt von oben nach unten. Ideale Verarbeitungsbedingungen sind bei bewölktem Wetter. Ein angemischter Fugenmörtel sollte innerhalb einer Stunde verarbeitet werden. Zur Unterstützung dient ein Fugbrett, von dem der Fugenmörtel in die Fuge geschoben und eingepresst wird.
Nach dem Ansteifen des Fugenmörtels erfolgt die Ausformung der Fuge. Egal, welche Fugenform zur Ausführung kommt: in jedem Fall muss anfallendes Regenwasser ungehindert abfließen können und darf sich nicht in Vertiefungen ansammeln. Hierzu sollte die fertige Fuge möglichst steinbündig mit der Steinoberfläche abschließen und darf max. 2 mm einrücken. Durch das Ausformen wird der Fugenmörtel etwas nachverdichtet, wodurch evtl. vorhandene Schwindrisse geschlossen und evtl. dünne Sinterschichten an der Oberfläche entstehen können, durch die sich in Nuancen der Farbton der Fuge verändern kann. Außerdem kann es zu ungünstigen Bindemittelanreicherungen an der Oberfläche der Fuge kommen.
Für die Fugensanierung eines bestehenden Sichtmauerwerkes gibt es nicht den universellen Fugenmörtel, sondern jeweils auf die speziellen Eigenschaften der Steine (u. a. Festigkeiten, Wasseraufnahme) abgestimmte Fugenmörtel. Die Bandbreite reicht von zementgebundenen Fugenmörteln mit hoher Festigkeit und hoher Wasserabweisung bis hin zu Trass-Kalk-gebundenen Fugenmörteln mit geringer Festigkeit sowie einer niedrigen Wasseraufnahme und einem hohen Wasserdampfdiffusionsvermögen. Letztere werden z. B. bei Natursteinen eingesetzt.
Bis der Fugenmörtel endgültig durchgetrocknet bzw. abgebunden oder gehärtet ist, sollte das Mauerwerk vor Regen und starker Sonneneinstrahlung sowie Wind geschützt werden. Wenn dies nicht sichergestellt werden kann, müssen vor allem hydraulisch gebundene Fugenmörtel ggf. mit Wasser benetzt werden, um ein Verbrennen zu verhindern. Anschließend wird die Oberfläche mit einer geeigneten Bürste vorsichtig gereinigt. Nasse Schwämme Eine spezielle Art von Pilzen sind die Schwämme, die auch als Holz- oder Hausfäulen bezeichnet werden und zu den holzzerstörenden und/oder säurehaltige Reiniger sind hierfür ungeeignet, da sich Schlieren auf den Steinen bilden können.
Um die Wasseraufnahme zu reduzieren, wird häufig empfohlen, das Sichtmauerwerk abschließend zu hydrophobieren. Experten raten allerdings von einer generellen Empfehlung ab und sehen eine Hydrophobierung immer nur einzelfallbezogen. In jedem Fall sollten vorab Musterflächen angelegt werden.