Putzbedingte Risse haben ihre Ursachen im Putzsystem selbst oder in dessen Verarbeitung. Diese Risse treten aufgrund ungünstiger Spannungs- und Kräfteverhältnisse ausschließlich in der Putzschicht auf – haben also ihre Ursachen nicht in der Bauwerkskonstruktion oder im Untergrund. Hierbei kann sich der Riss durch die komplette Putzschicht ziehen oder nur im oberflächennahen Bereich befinden.
Putzbedingte Risse entwickeln keine besondere Dynamik und werden deshalb auch als so genannte „beruhigte Risse” bezeichnet. Typische Vertreter dieser Risse sind Sackrisse, Schrumpfrisse, Schwindrisse und Fettrisse. Es gibt unterschiedliche Methoden der Risssanierung, die in den BFS-Merkblättern Nr. 19 „Risse in Außenputzen – Beschichtung und Armierung” und Nr. 19.1 „Risse in unverputztem und verputztem Mauerwerk, in Gipskartonplatten und ähnlichen Stoffen auf Unterkonstruktionen” des Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz (BFS) sowie im WTA-Merkblatt 2-4 „Beurteilung und Instandsetzung gerissener Putze an Fassaden“ der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) beschrieben werden. Eine Norm für die Risssanierung gibt es nicht, dafür aber eine europäische Norm zur Rissüberbrückung von Beschichtungen (DIN EN 1062-7: „Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für mineralische Substrate und Beton im Außenbereich – Teil 7: Bestimmung der rissüberbrückenden Eigenschaften“). Während in den BFS-Merkblättern vor allem die anstrichtechnische Risssanierung beschrieben werden, thematisiert das WTA-Merkblatt vor allem die putztechnische Risssanierung.
Für die Auswahl eines geeigneten Risssanierungssystems ist von elementarer Bedeutung, ob noch Rissbreitenänderungen bzw. Rissflankenbewegungen auftreten (dynamischer Riss: ∆w > 0) oder ob die Risse zur Ruhe gekommen sind (statischer Riss: ∆w = 0). Diese Dynamik muss über den gesamten Jahresverlauf an der Fassade betrachtet werden und kann im Tag-Nacht-Wechsel sowie Sommer-Winter-Zyklus in einem Temperaturbereich von -20 °C bis 70 °C, je nach Hellbezugswert des Farbtons, liegen. Die dadurch verursachten hygrothermisch bedingten Rissbreitenänderungen müssen durch die Elastizität der Beschichtung überbrückt werden, wobei diese über den Beanspruchungszeitraum durch Witterung und Alterung nicht negativ beeinflusst werden darf (spröde). Gerade bei niedrigen Temperaturen nehmen die Rissbreiten zu und die Verformungsfähigkeit elastischer Beschichtungen ab. Deshalb müssen diese über eine ausreichende Kälteelastizität verfügen.
Die Funktionalität einer rissüberbrückenden Beschichtung wird durch verschiedene Kenngrößen wie z. B. dem Spannungs-Dehnungsverhalten der Baustoffe, die Haftung zum Untergrund sowie die Schichtdicke beeinflusst. Im Bereich von Rissen überfordern die Zugkräfte sowie thermische Veränderungen die elastischen Eigenschaften üblicher Beschichtungssysteme erheblich. Neben einer hohen Elastizität der Beschichtung, die durch einen hohen Bindemittelanteil erzielt wird, muss eine Verträglichkeit zum Untergrund gegeben sein. Denn eine hohe Elastizität kann zu einer Oberflächenspannung auf dem Untergrund führen, so dass dieser tragfähig und über eine ausreichende Festigkeit verfügen muss. Elastische Beschichtungen haben eine geringe Wasserdampfdiffusionsfähigkeit, so dass diese auf feuchtebelasteten Untergründen nicht eingesetzt werden dürfen. Zudem müssen Hinterfeuchtungen (z. B. im Bereich der Anschlüsse) unbedingt vermieden werden, da es sonst zu einem Feuchtestau (Blasenbildung) kommen kann.
Putzbedingte Risse können durch anstrich- oder putztechnische Risssanierungssysteme instandgesetzt werden, die dünn- oder dickschichtig, bewehrt oder unbewehrt ausgeführt werden können und auf mineralischer oder organischer Basis sein können. In jedem Fall sollte die Ausführung eines Wärmedämm-Verbundsystems geprüft werden, gerade wenn die Fassade über eine Vielzahl von Rissen verfügt und ohnehin energetisch saniert werden müsste. Auch wenn die Variante aufwändiger ist, stellt ein WDVS eine wirkungsvolle und nachhaltige Art der Risssanierung dar. Schließlich wird nicht nur gleichzeitig der Wärme Wärme (Wärmemenge) ist eine physikalische Größe. In der Thermodynamik ist Wärme eine über Systemgrenzen hinweg transportierte thermische Energie. Wärme ist -, Feuchte-, Brand- und Schallschutz verbessert, sondern auch die hygrothermischen Schwankungen deutlich reduziert.