Sanierung

putztechnische Risssanierung

Putzbedingte Risse werden entweder anstrichtechnisch oder putztechnisch instandgesetzt. Bei der putztechnischen Risssanierung werden dünn- und dickschichtige Systeme sowie mineralische und organisch gebundene Systeme unterschieden. Diese können bewehrt oder unbewehrt (mit oder ohne Armierung) ausgeführt werden und haben großen Einfluss darauf, ob Risse nur überdeckt (statischer Riss: ∆w = 0) oder überbrückt (dynamischer Riss: ∆w > 0) werden.

Mit mineralischen Oberputzen (ohne Armierung) können beruhigte Risse mit Rissbreiten < 0,1 mm überdeckt werden, da diese Variante keine rissüberbrückende Wirkung hat. Die Alternative stellt ein mineralisches Putzsystem, bestehend aus Unter- und Oberputz, dar. Diese Variante kann für putzbedingte Risse mit einer Rissbreitenänderung von max. 0,2 mm eingesetzt werden. Bei einem geeigneten Unterputz kann anstelle des mineralischen Oberputzes auch ein Siliconharz- oder Kunstharzputz verwendet werden. Nach erfolgter Einzelrissbehandlung können auch konstruktiv bedingte Risse mit dieser Variante überarbeitet werden. Gleiches gilt für die Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Stein-Putz-Rissen. Dieses System wird häufig zur Risssanierung alter Wärmedämm-Verbundsysteme eingesetzt, bei denen Verarbeitungsfehler bei der Gewebeüberlappung oder bei der Diagonalarmierung im Eckbereich festgestellt wurden. Gleiches gilt, wenn die Rissbildung auf eine zu geringe Schichtdicke der Armierung und/oder falsche Lage des Armierungsgewebes im Unterputz (insbesondere bei Dickschichtsystemen) zurück zu führen ist. Sind keine offenen Plattenstöße des Dämmstoffes vorhanden, ist eine Risssanierung durch Überarbeitung der Fläche mit einer neuen Armierungsschicht und einem Oberputz ausreichend. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Schichtdicke der Armierungsschicht mindestens 4 mm beträgt und das Armierungsgewebe nass in nass und mittig eingebettet und mindestens 10 cm breit überlappt wird.

Das gleiche System zur putztechnischen Risssanierung kommt bei einer organisch gebundenen Armierungsschicht und einem Kunstharzputz zur Anwendung. Im Gegensatz zur mineralischen Variante können mit dem dispersionsgebundenen Unter- und Oberputz Risse mit einer Rissbreitenänderung von 0,5 mm saniert werden. Durch eine zusätzliche Gewebearmierung kann das Dehnungsverhalten deutlich verbessert werden, so dass auch dynamische Risse mit einer Rissbreitenänderung von 0,5 mm rissüberbrückend saniert werden können. Aufgrund seiner hohen Elastizität eignet sich dieses Verfahren besonders gut zur Sanierung gerissener Wärmedämm-Verbundsysteme, deren Rissbildung auf eine zu geringe Schichtdicke des Unterputzes und/oder eine falsche Gewebearmierung zurück zu führen ist. Nach erfolgter Einzelrissbehandlung können mit dieser Variante auch konstruktiv bedingte Risse überarbeitet werden. Bei feuchten Untergründen und Altbeschichtungen mit niedrigem Diffusionswiderstand muss die Eignung durch eine bauphysikalische Berechnung nachgewiesen werden.

Die Armierungsschicht nimmt bei der putztechnischen Risssanierung eine Schlüsselfunktion ein. Sie übernimmt unmittelbar über dem Riss die punktuelle Zugspannung aus dem Untergrund und überträgt diese über das Armierungsgewebe in die Fläche. Hierzu muss die Gewebearmierung (auch als Putzbewehrung bezeichnet) oberflächennah und faltenfrei in der Armierungsschicht eingebettet sein. Die Armierungsgewebe müssen im Normalfall 10 cm breit an den Stößen überlappen bzw. 20 cm, wenn ein Materialwechsel im Untergrund überbrückt wird. In der Regel konzentriert sich die Beanspruchung der Armierungsgewebe auf Zugspannungen, allerdings können auch Scherspannungen auftreten. Im Hinblick auf die Zugspannung haben Armierungsgewebe die größte Wirksamkeit bei einer Beanspruchung, die parallel zu den Kette- und Schuss-Fäden (Gewebe) stattfindet. In der Praxis liegen die Zugspannungen allerdings nicht immer in dieser idealen Ausrichtung vor, sondern können auch diagonal auftreten. Typisches Beispiel ist die Flächenarmierung im Fenster- oder Türsturzbereich, in dem keine zusätzliche Diagonalarmierung eingebettet wurde. Die Zugspannung liegt dann in Richtung der Maschendiagonalen vor. Das Problem ist, dass die Zugspannung vom Armierungsgewebe bei einem diagonalen Angriff der Zugkräfte nur noch bedingt aufgenommen und in der Fläche verteilt werden kann und somit die Kraftübertragung deutlich geringer ist. Darüber hinaus müssen Scherspannungen genannt werden, da die Rissflankenverschiebung auch zwei- oder dreidimensional stattfinden kann. Typische Risse aus parallel auftretenden Scherspannungen sind z. B. Deckenschubrisse, Anschlüsse bei Rollladenkästen sowie bei Materialwechsel im Untergrund. Beim Versatz der Rissflanken können Armierungsgewebe der Scherspannung kaum etwas entgegensetzen.

Der Vollständigkeit wegen sollen auch Wärmedämmputze genannt werden, auch wenn es sich bei diesen Putzsystemen um keine klassischen Systeme zur Risssanierung handelt. Diese Putzsysteme basieren auf dem Prinzip der Entkopplung und können bei thermisch bedingten Rissen mit Rissbreitenänderungen bis 0,5 mm sowie den Stein-Putz-Rissen eingesetzt werden. Hauptsächlich dienen Wärmedämmputze dazu, thermisch bedingte Risse zu reduzieren. Hierzu werden zusätzlich Putzträger auf dem Untergrund befestigt, um eine Entkopplung vom Untergrund sicherzustellen.