Untersuchungen

Untersuchungen

Der umgangssprachliche Begriff der Untersuchung wird in Fachkreisen als Diagnostik bezeichnet. Im Kontext der Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Feuchte- und/oder Schimmelpilzschäden spricht man von der Bauwerks- und Innenraumdiagnostik. Die Diagnose (wörtlich „Durchforschung“ im Sinne von „Unterscheidung“, „Durchblick“ oder „Entscheidung“) umfasst eine so genannte Bauzustandsanalyse. Parallelen zur medizinischen Diagnostik sind kein Zufall, da es auch bei der Untersuchung von Gebäuden und Bauschäden Der Begriff des Bauschadens wird unterschiedlich definiert. So werden im 3. Bauschadensbericht der Bundesregierung darunter alle negativen Veränderungen der Bauteileigenschaften letztendlich um Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die (= Schadensbilder) und Befund (= Zustandsbewertung) und Therapie (= Instandsetzung) geht. Die Diagnostik wird unterschieden in die

  • visuelle Diagnostik (optische Analyse Unter Analyse werden allgemein Untersuchungen verstanden, die das Zusammenspiel und die Abhängigkeit (Ursache-Wirkung) zwischen der Art, dem Ort und dem nach äußeren Merkmalen)
  • instrumentelle Diagnostik (messtechnische Analyse vor Ort und/oder in einem Labor)
  • bewertende Diagnostik (Bewertung der diagnostischen Erkenntnisse).

Im Kontext der Diagnostik von Feuchteschäden und/oder Schimmelpilzbefall in privat genutzten Innenräumen werden unterschieden:

Ziel der Untersuchungen ist es, durch objektive Messergebnisse die kausalen Ursachen für Feuchtigkeitsschäden und/oder Schimmelpilzbefall festzustellen. Diese schaffen eine faktenbasierte Grundlage für die Bewertung der Ist-Situation als Ausgangsbasis für eine Sanierung und einer Erfolgskontrolle Überprüfung, ob das vereinbarte Sanierungsziel erreicht oder die erforderlichen Vorgaben umgesetzt wurden. (Soll-Zustand), aber auch über die Ursachen und somit den Verursacher, da dies in bestimmten Fällen von hoher Relevanz sein kann (z. B. bei Rechtsstreitigkeiten zwischen Vermieter und Mieter oder Baufirma und Eigentümer usw.).

Infolgedessen muss sich die Innenraumdiagnostik zunächst mit der Zielsetzung von Untersuchungen auseinandersetzen. In den meisten Fällen fehlt ein ganzheitlicher Ansatz. Der Bausachverständige sucht in der Regel nach bautechnischen Ursachen und benutzt neben diversen Messgeräten auch bauphysikalische Berechnungen. Der Bau- oder Mikrobiologe dagegen nutzt mikrobiologische Untersuchungen, um die Art und Konzentration von mikrobiellem Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, zu bestimmen. Beide Ansätze sind elementar und doch fehlt zu oft der interdisziplinäre Austausch. Während der erste Ansatz eher die Ursachen für einen Feuchteschaden als Grundlage für mikrobiellen Befall identifiziert, fokussiert sich der zweite Ansatz eher auf die Symptome, also die Folgen von zu hoher Feuchtigkeit und anderer Wachstumsbedingungen. Die meisten Untersuchungen konzentrieren sich zu oft nur auf Teilaspekte. Der ganzheitliche Ansatz, eine Untersuchung systematisch aufzubauen und in Ursache und Wirkung zu unterscheiden, fehlt in vielen Fällen.

Dies gilt erst Recht für gesundheitliche Aspekte und medizinische Untersuchungen im Zusammenhang mit Schimmelpilzbefall. Eine medizinische Innenraumdiagnostik findet in Deutschland bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht statt. Betroffene wissen in den meisten Fällen nicht einmal, an wen sie sich bei konkreten Verdachtsmomenten wenden können.

Eine systematische Innenraumdiagnostik beginnt deshalb mit einer Vor-Ort-Besichtigung. Bei dieser visuellen Analyse werden erste Indikationen festgestellt und in einem Begehungsprotokoll festgehalten. Anschließend wird die Zielsetzung der Untersuchungen definiert, also eine Mess- und Analyseplanung erstellt. Diese beinhaltet Art und Umfang verschiedener Untersuchungen, um das Ziel im Vorfeld zu definieren. Es ist eben ein Unterschied, ob z. B. die Ursachen einer zu hohen Feuchtigkeit geklärt werden sollen, die zu einem mikrobiellen Befall geführt haben, oder z. B. die Ursachen für eine Allergie Als Allergie (griechisch αλλεργία, „die Fremdreaktion“, von altgriechisch ἄλλος allos, „anders, fremd“ und ἔργον ergon, „die Arbeit, Reaktion“) versteht man im Zusammenhang mit Schimmelpilzen geklärt werden sollen oder z. B. die Frage im Kontext eines Rechtsstreits geklärt werden muss, ob taupunktbedingtes Kondenswasser eher seine Ursache in baulichen Mängeln oder im Wohn- und Nutzungsverhalten des Bewohners hat oder ob beide Ursachen kausal sind zu welchem Anteil. Allein die Herangehensweise bei einem sichtbaren Befall unterscheidet sich deutlich von der, wenn ein nicht sichtbarer Befall oder versteckter Befall vorliegt.

Zu einer systematischen Innenraumdiagnostik gehört zudem ein Maßnahmen- und Zeitplan sowie dessen Priorisierung. Hierzu kann z. B. die form- und fristgerechte Schadensmeldung an eine Versicherung gehören (z. B. bei einem sporadischen Wasserschaden Siehe sporadische Wasserschäden. ) oder an den Vermieter. Evtl. kann zu diesem Zeitpunkt auch schon die Planung von Sofortmaßnahmen erforderlich werden.

In der Mess- und Analyseplanung wird festgelegt, welche bautechnischen Untersuchungen durchgeführt werden und welche Fragestellung durch deren Messergebnisse beantwortet werden soll. Nicht alle Messverfahren sind für alle Fragestellungen gleichermaßen geeignet. Deshalb muss im Vorfeld definiert werden, welche Feuchtemessungen und welche Temperaturmessungen durchzuführen sind und ob ggf. weiterführende Untersuchungen wie z. B. Thermografie oder auch raumklimatische Messungen oder Messungen über die Luftdichtigkeit oder Leckageortungen notwendig sind. Jede dieser Messungen kann je nach Aufgabenstellung eine hohe Relevanz haben. Daher muss dies im Vorfeld festgelegt werden.

Neben bautechnischen Untersuchungen können auch bauphysikalische Berechnungen notwendig werden, um z. B. die Luftwechselrate Der Austausch der Luft pro Stunde wird als Luftwechselrate β bezeichnet. Die Einheit ist 1/h. Eine Luftwechselrate von 1/h bedeutet, , den Taupunkt Der Taupunkt bezeichnet die Temperatur, bei der die Feuchtigkeit in der Luft an einem Gegenstand kondensiert. Er wird in °C oder den Wärmedurchgangskoeffizienten zu bestimmen, das Feuchteverhalten in Bauteilen zu simulieren und zu visualisieren oder um ein Behaglichkeitsklima zu erstellen. Bauchemische Untersuchungen wie z. B. qualitative und quantitative Salzanalysen können notwendig sein, um den hygroskopischen Feuchtegehalt zu bestimmen.

Bei den mikrobiologischen Untersuchungen geht es in erster Linie um die Bestimmung der Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse – also die Schimmelpilzgattung und deren unterschiedlichen -arten sowie deren Konzentration. In vielen Fällen kann die Messung von Stoffwechselprodukten wie z. B. MVOC oder Mykotoxinen relevant sein, z. B. wenn es um gesundheitliche Belastungen im Zusammenhang mit Risikogruppen und Gefährdungsklassen geht. Hierzu werden je nach Fragestellung und den Vor-Ort-Bedingungen unterschiedliche Untersuchungsmethoden auf unterschiedlichen Proben eingesetzt. Neben standardisierten Untersuchungsmethoden gibt es auch alternative Methoden wie z. B. der Einsatz eines Schimmelpilz-Spürhundes.

Zum Abschluss einer Innenraumdiagnostik gehört auch ein Schimmelpilz-Gutachten. Dieses sollte gewisse Mindestanforderungen erfüllen. In dem Zusammenhang stellt sich oft die Frage nach der Eignung des Sachverständigen und den Anforderungen an ein Untersuchungslabor. Den Abschluss bildet je nach Aufgabenstellung und Beauftragung sowie Qualifikation des Erstellers eine optische und/oder technische und/oder mikrobiologische Bewertung des mikrobiellen Befalls. Eine gesundheitliche Bewertung sollte einem Umweltmediziner, Allergologen oder dgl. vorbehalten bleiben, auch wenn Baubiologen oft dazu neigen, dies zu übernehmen. Eine rechtliche Bewertung sollte ein Fachanwalt vornehmen, auch wenn Bausachverständige fast immer dazu neigen, eine rechtliche Bewertung abzugeben. Denn eine bautechnische Logik muss nicht zwangsläufig mit der Rechtsprechung übereinstimmen. Schon allein der Unterschied zwischen einem Schaden im technischen Sinne und einem Mangel im rechtlichen Sinne zeigt, dass Sachverständige nur für ihren Bereich eine objektive und reproduzierbare Bewertung vornehmen sollten. Diese erfolgt für Sachverständige auf Basis von Regelwerken wie Normen und Richtlinien.

In den meisten Fällen endet die Aufgabe einer Innenraumdiagnostik mit der Übergabe des Gutachtens. Dabei wäre eine „ Freimessung Das Ziel einer Freimessung ist eindeutig sicherzustellen, dass alle gesundheitsgefährdenden Stoffe (wie z. B. Schimmelpilzsporen nach einem Wasserschaden) im Rahmen “ im Sinne einer Qualitätssicherung nach durchgeführter Sanierung essenziell, um einen Abgleich der Soll-Ist-Situation vorzunehmen und um die ursprünglich in der Mess- und Analyseplanung festgelegten Untersuchungen mit den Ergebnissen abzugleichen. Schließlich kann dies im rechtlichen Kontext noch einmal relevant werden, wenn z. B. einige Monate später an den gleichen Stellen erneut Mikrobieller Befall Als Mikroorganismen werden eine Reihe sehr unterschiedlicher Organismen bezeichnet, deren charakteristische Eigenschaft ihre geringe Größe ist. Sie werden ausgehend von festgestellt wird und die Frage zu klären ist, ob es sich um einen neuen oder um einen Wiederbefall handelt und somit Gewährleistungsansprüche gegen den Sanierer auslösen kann. In diesen Fällen wird der Sanierer kaum belegen können, dass der ursprüngliche Schaden vollumfänglich beseitigt wurde.