Die Calciumcarbid-Methode Siehe CM-Methode/-verfahren (oder CM-Messung) ist ein chemisches Feuchtemessverfahren. Die Methode gilt seit 2016 durch die Anerkennung durch viele Fachverbände als anerkannte Regel der Technik Siehe allgemein anerkannte Regeln der Technik. und ist als einziges Verfahren gerichtlich zugelassen.
Für diese Methode wird ein spezielles CM-Gerät (Druckflasche mit einem Manometer Das Manometer, oder auch Druckmessgerät, dient zur Messung des physikalischen Drucks in Flüssigkeiten oder Gasen. ) eingesetzt, mit dem der Wassergehalt mithilfe einer chemischen Reaktion bestimmt wird. Die Materialproben von 50 bis 100 Gramm werden entnommen, zerkleinert, eingewogen und in ein metallisches Druckgefäß gefüllt. Anschließend gibt man Stahlkugeln und eine Glasampulle mit Calciumcarbid dazu. Das Gefäß wird mit einem Manometer verschlossen und geschüttelt. Dadurch zerstören die Stahlkugeln die Glasampulle, so dass das Calciumcarbid mit der feuchten Materialprobe Siehe Untersuchungsmethoden in Kontakt kommt und nach folgender Gleichung in Acetylen umgesetzt wird:
CaC2 + 2 H2O → Ca(OH)2 + C2H2
Das Wasser der Materialprobe verbindet sich mit dem Calciumcarbid, so dass gasförmiges Acetylen entsteht. Hierbei ist die Menge des entstehenden Acetylens ein Maß für das in der Probe enthaltene Wasser, da das Gas einen Druck verursacht, der am Manometer abgelesen werden kann. Aus einer Eichkurve kann direkt aus dem Gasdruck der Feuchtegehalt der Materialprobe abgeleitet werden. Die Bestimmung des Feuchtegehalts erfolgt hierbei mit Bezug auf die Probenmasse. Die gemessenen Werte liegen in der Regel etwas unter der tatsächlichen Feuchtigkeit, wobei diese Abweichungen von 1 bis 2% vernachlässigt werden können. Die CM-Messung ist gut geeignet, um gleich vor Ort einfache oder vororientierende Messungen durchzuführen.
Dennoch ist die CM-Messung nicht unumstritten, da Anwendungsfehler wie z. B. das Wiegen von zu kleinen Probemengen oder auch eine unzureichende Reaktion der Probe mit dem Calciumcarbid zu fehlerhaften Messergebnissen führen kann. Hinzu kommt, dass bereits beim Zerkleinern der Materialprobe je nach klimatischen Bedingungen Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufgenommen werden kann oder verdunstet.
Große Beliebtheit hat die CM-Messung bei der Restfeuchtebestimmung von dampfdichten Belägen. Nach den Regelwerken dürfen z. B. Estriche nur eine bestimmte Restfeuchte aufweisen, um eine Belegreife zu haben. Erst dann dürfen Fußbodenbeläge wie z. B. Fliesen aufgebracht werden. Allerdings kursieren im Markt noch empfohlene Grenzwerte für die Belegreife, die bei den heute verwendeten Estrichmischungen (CEM II-Zement statt CEM I-Zement, verändertes Wasser-/Zement-Verhältnis) nicht mehr zutreffen.
Einen ähnlichen Mechanismus nutzt man bei dem so genannten Karl-Fischer-Verfahren. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein chemisches Feuchtemessverfahren, bei dem eine chemische Reaktion von Stoffen mit Wasser herbeigeführt und analysiert wird. Diese Messmethode basiert darauf, dass bei der Titration der zerkleinerten Probe mit der Karl-Fischer-Tinktur folgende Reaktion abläuft:
2 H2O + SO2 + J2→SO4 + 2J + 4H (in Abwesenheit von Alkoholen)
Jod, Schwefeldioxid und Wasser verbinden sich zu Schwefelsäure und Jodwasserstoff, wobei die braune Färbung des Jods verloren geht. Ist das Ende der Titration erreicht, verfärbt sich die Probe bräunlich, so dass der Zeitpunkt visuell bestimmt werden kann. Die bis zum Ende der Titration zugegebene Menge der Karl-Fischer-Lösung ist ein Maß für den Feuchtegehalt der Probe. Mit dieser Messmethode lassen sich bereits Spuren von Wasser nachweisen. Bei Anwendung des Verfahrens bei Festkörpern ist eine Pulverisierung der Probe unbedingt erforderlich.
Die Anwendung der CM-Messung und des Karl-Fischer-Verfahrens bedarf einiger Erfahrung, da die benötigte Menge der Materialprobe vom Feuchtegehalt der Probe abhängt. Bei der Zerkleinerung der Materialprobe entweicht, insbesondere bei harten Baustoffen, sehr leicht Materialfeuchte, wodurch Messfehler entstehen können.