Untersuchungen

Durchführung der Probeentnahme

Die Qualität der mikrobiologischen Untersuchungen  wird u. a. durch eine professionelle Probenahme Entnahme von Material zu Untersuchungszwecken. bestimmt. Diese ist in Art und Umfang vom Einzelfall abhängig. Da unterschiedliche Untersuchungsmethoden angewendet werden können, gibt es kein Universalverfahren für die Probenahme von Schimmelpilzsporen, mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. (z. B. Myzel Das Myzel (auch Myzelium oder im Plural Myzelien genannt) ist ein Pilzgeflecht und wird durch die Gesamtheit eines aus verzweigten ) sowie Stoffwechselprodukte (z. B. Mykotoxine Von etwa 300 Schimmelpilzarten ist bekannt, dass sie Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) bilden. Hierbei handelt es sich um für den Menschen zum ). Für ein repräsentatives Messergebnis muss vorab geklärt sein, wofür die Proben benötigt werden, da in Abhängigkeit hierzu, aber auch zu den unterschiedlichen Untersuchungsmethoden, verschiedene Probenarten wie z. B. Kontaktprobe Probenahme zur Untersuchung einer mit Schimmelpilzen befallenen Oberfläche. Hierzu wird ein Klebefilm auf eine zu beprobende Oberfläche leicht aufgedrückt. An auf Klebefilm oder durch Abstrich Mit einem sterilen Wattetupfer genommene Probe. , Abklatschprobe Abklatschproben werden im Allgemeinen für den Nachweis von Schimmelpilzbefall auf Oberflächen verwendet. Dazu wird ein geeignetes, präpariertes Nährmedium auf die auf Nährmedium, Staubproben, Luftproben, Materialproben, Sedimentationsproben u. a. herangezogen werden können. Bei größeren Sanierungen empfiehlt sich, im Rahmen der Innenraumdiagnostik die Probenahme im Vorfeld systematisch zu planen, festzulegen und abzustimmen. Neben der Zielsetzung der Probenahme gehört hierzu eine umfangreiche Dokumentation der Entnahmestellen, die Erfassung der raumklimatischen Bedingungen und sonstigen „Auffälligkeiten“ sowie die Festlegung der anschließenden Untersuchungsmethoden.

Ausgangspunkt für mikrobiologische Untersuchungen ist in der Regel ein Mikrobieller Befall Als Mikroorganismen werden eine Reihe sehr unterschiedlicher Organismen bezeichnet, deren charakteristische Eigenschaft ihre geringe Größe ist. Sie werden ausgehend von . Der Begriff „ Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, “ wird in der Praxis für zwei unterschiedliche Situationen synonym verwendet. Da die Unterscheidung auch für die Probenahme relevant sein kann, soll dieser kurz erklärt werden. Von einem Befall spricht man in der Regel, wenn Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer (oder Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle ) auf Oberflächen nachweisbar sind. Der Begriff kann allerdings schnell zu einem Missverständnis führen, da er etwas „Aktives“ suggeriert und synonym für Bewuchs Unter Bewuchs wird allgemein der strukturierte bzw. stoffwechselaktive Befall durch Mikroorganismen wie z. B. Bakterien oder Schimmelpilze auf oder unter verwendet wird. Ein mikrobieller Bewuchs liegt allerdings nur vor, wenn sich im Rahmen der mikroskopischen Untersuchungen mikrobielle Partikel wie z. B. ein Myzel (wurzelähnlich) und Konidien tragende Hyphen (aus dem griech. = das Gewebte) meistens verwendet für fadenförmige, evtl. verzweigte, Schimmelpilzzelle. Die Hyphen dienen der Ernährung oder der (Sporenträger) nachweisen lassen oder es zu einer deutlichen „Rasenbildung“ auf Nährmedien In der Mikrobiologie sind Nährmedien Kultursubstrate für Mikroorganismen. Die Nährmedien enthalten alle lebenswichtigen Nährstoffe in verwertbarer Form. Definierte oder synthetische im Rahmen der Kultivierung Unter Kultivierung versteht der Mikrobiologe die Schaffung und das Aufrechterhalten von Bedingungen, die ein optimales Wachstum von Mikroorganismen ermöglichen. Symbolisch kommt. Ist dies nicht der Fall, sollte man von einer mikrobiellen Verunreinigung oder Kontamination Verunreinigung, Verschmutzung, Verseuchung mit Schadstoffen; z. B. von Räumen, Gegenständen, Nahrungsmitteln oder auch der Umwelt. sprechen. Anlass für mikrobiologische Untersuchungen können aber auch typische Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die für Schimmelpilze (oder Bakterien) sein wie z. B. Gerüche oder gesundheitliche Beschwerden. In diesen Fällen geht es um den Nachweis von Stoffwechselprodukten wie z. B. MVOC Abkürzung für microbial volatile organic compounds = mikrobielle flüchtige organische Verbindungen. Bei Auftreten von Schimmelpilzen infolge von Feuchtigkeitsschäden oder bei und somit von mikrobiellen Belastungen.

Um repräsentative Messergebnisse zu erzielen, müssen bei der Probenahme eine Reihe von Einflussfaktoren beachtet werden. Hierzu gehören in Anlehnung an die Wachstumsursachen und den Lebenszyklus z. B. das regional und/oder jahreszeitlich unterschiedliche Auftreten von Schimmelpilzen. Außerdem muss der Probenehmer ein gewisses mikrobiologisches Grundverständnis mitbringen und z. B. wissen, dass es Schimmelpilzarten gibt, die als Feuchte- Indikatoren Im Rahmen der Schimmelpilzanamnese und -diagnostik bedient man sich häufig so genannter Indikatoren. Diese können sich einerseits auf Feuchtigkeit beziehen, gelten, da sie ein überdurchschnittlich hohes Feuchteangebot benötigen und häufig im Umfeld zu einem sporadischen Wasserschaden Siehe sporadische Wasserschäden. nachgewiesen werden. Ebenfalls hilfreich sind Kenntnisse über die unterschiedliche Flugfähigkeit verschiedener Schimmelpilzen, da diese direkt Einfluss auf die Art und Höhe der Probenahme nehmen. Gleiches gilt für die Inkubationszeit Der Begriff wurde aus dem Lateinischen (incubare = ausbrüten) abgeleitet und ist die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch einer Infektionskrankheit. , die sich je nach Schimmelpilzart zwischen wenigen Tagen und bis zu zwei Wochen unterscheidet und somit Auswirkungen auf den Lebenszyklus der Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse haben kann. Gerade nach einem sporadischen Wasserschaden ist der Zeitpunkt der Probenahme essenziell um sicherzustellen, dass sich Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel bereits ausgebildet haben und durch die Probe erfasst werden. Auch die so genannte „Stresssituation“, denen Mikroorganismen unterliegen können, sollte dem Probenehmer bekannt sein. Man kennt diese z. B., wenn sich Schimmelpilze (oder Bakterien) z. B. durch eine Veränderung des pH-Wertes, einen plötzlichen Temperaturanstieg oder auch Desinfektionsmittel Desinfektionsmittel werden zum Abtöten von krankheitserregenden Mikroorganismen und Viren eingesetzt. Alkohole wirken bakterizid und fungizid, haben aber keinerlei Wirkungen gegen Sporen. bedroht fühlen und zur Abwehr überdurchschnittlich hohe Mengen z. B. an Mykotoxinen produzieren und ausstoßen. Eine derartige Stresssituation kann auch bei einer Probenahme auftreten.

Weiterhin spielt das Umfeld eine Rolle, da eine Innenraumbelastung nur im Vergleich zur normalen Hintergrundbelastung Nicht zu vermeidende, ständig vorhandene Kontamination der Raumluft, Oberfläche oder Baustoffe. stattfinden kann und dem entsprechend eine Außenluftprobe als Referenzwert Ein Referenzwert dient häufig als Maßstab für die Prüfung der Angemessenheit von Maßnahmen und darf nicht mit einem Grenzwert oder genommen werden muss. Wesentlichen Einfluss auf Art und Umfang der Probenahme hat die Art des Befalls: liegt also ein sichtbarer Befall, ein nicht sichtbarer Befall oder ein verdeckter Befall vor bzw. muss damit gerechnet werden, dass alle drei Arten vorliegen können. Ebenfalls nicht unerheblich ist, ob neben den Arten eines Befalls evtl. auch Symptome wie typische Gerüche und/oder gesundheitliche Beschwerden vorliegen, die auf das Vorhandensein von Schimmelpilzen (und/oder Bakterien) schließen lassen. Dies wiederum kann Auswirkungen auf die Art der Nährmedien haben, so dass der Probenehmer ein gewisses Grundverständnis für Laboranalytik benötigt. Je nachdem, wofür die Proben und Messergebnisse benötigt werden, spielt zudem eine wesentliche Rolle, ob die anschließenden Untersuchungsmethoden den allgemein anerkannten Regeln der Technik oder mindestens dem Stand der Technik entsprechen, also z. B. gerichtlich anerkannt sein müssen.

Entsprechende Hinweise liefert die DIN ISO 16000 „Innenraumluftverunreinigungen“ und gibt Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Probenahme- und Nachweisverfahren. Bei der richtigen Auswahl geeigneter Proben für die anschließende Untersuchung muss beachtet werden, dass es neben kultivierbaren auch nicht kultivierbare Schimmelpilzsporen gibt. Beide können eine allergene, reizende oder Toxische Wirkung Schimmelpilze können ebenso wie ihre Zerfallsprodukte aus der Zellwand (Glukane) auf Haut und Schleimhäute durch Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus Epithelzellen haben. Deshalb wurden Verfahren entwickelt, mit denen sich nicht nur die kultivierbaren, sondern auch nicht kultivierbaren, Schimmelpilze Mikroskopisch In der Biologie bedeutet der Begriff mikroskopisch, dass ein Gegenstand z. B. ein Fruchtkörper nur mit einem technischen Hilfsgerät z. nachweisen lassen und somit Auswirkungen auf die Art der Proben haben.

In Vorbereitung der Probenahme und -aufbereitung müssen einige Punkte beachtet werden. So dürfen die zu untersuchenden Innenräume je nach Art der Probenahme (z. B. Luftprobe) innerhalb von 1 bis 2 Tagen nicht gelüftet werden. Umstritten sind die Empfehlungen, ob man zusätzliche Quellen für mikrobielle Belastung wie z. B. Biomüll, prädestinierte Pflanzen oder auch Haustiere vor der letzten Lüftung Lüftung in einem Gebäude ist unentbehrlich. Sie ist eine Grundanforderung an die Nutzbarkeit von Räumen und Gebäuden, die bei der aus dem zu untersuchenden Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. entfernen oder fernhalten soll. Schließlich können diese eine Schimmelpilzbelastung verursachen, auf der anderen Seite gehören diese „Verursacher“ zum normalen Umfeld und müssen mit erfasst werden. Soll eine Staubprobe genommen werden, darf kein Durchzug beim Lüften entstehen. Sollen Kontakt- oder Materialproben genommen werden, dürfen die Oberflächen innerhalb der letzten 2 Wochen nicht gereinigt und/oder desinfiziert werden.

Für die Bewertung der Messergebnisse ist wichtig, dass neben den Proben aus dem Innenraum auch eine Referenzprobe der Außenluft genommen wird. Erst der Vergleich zwischen Außenluft und Innenraumluft ergibt die so genannte Hintergrundbelastung, also die „normale“ Schimmelpilzkonzentration in der Raumluft. Die Innenraumdiagnostik misst und bewertet nur die Differenz. Denn auch eine hohe Schimmelpilzkonzentration in Innenräumen kann als „normal“ gelten, wenn diese den Werten der Außenluft entsprechen. Gerade in den Sommermonaten wird häufig von einigen Schimmelpilzarten wie z. B. dem Cladosporium Cladosporium ist ein Schimmelpilz, der sowohl in der Außen- als auch in der Innenluft häufig anzutreffen ist. Mit 60 bis eine überdurchschnittlich hohe Konzentration an Schimmelpilzsporen nachgewiesen. Dass, diese dann auch in der Luft von Innenräumen nachgewiesen werden, ist normal. Schließlich kommt es aufgrund von Lüftung u. a. zu einem Luftaustausch zwischen der Innenluft mit der Außenluft. Ziel der Untersuchungen ist es demnach, anhand der Schimmelpilzgattungen und -arten sowie der Konzentrationen eine Bewertung vorzunehmen, ob die Quelle für eine mikrobielle Belastung außenbedingt oder innenraumindiziert ist.

Damit die Außenluftprobe repräsentativ ist, muss diese unter „normalen“ Bedingungen genommen werden. Neben den bereits erwähnten regionalen und/oder jahreszeitlich bedingten Unterschieden gilt dies auch für das Wetter, da sich z. B. nach einem starken Gewitterregen und/oder bei extremen Windverhältnissen deutlich mehr Schimmelpilzporen in der Luft befinden als bei ruhigem Wetter. Außerdem können auch die örtlichen Gegebenheiten einen großen Einfluss ausüben. Hiermit ist das Umfeld eines Gebäudes gemeint, mit dem eine Außenluftprobe verfälscht werden kann. Hierzu zählen lokale Schimmelpilzquellen wie z. B. Bio- oder Mülltonnen sowie Gartenkompost unmittelbar am Gebäude oder größere Kompostanlagen, Deponien oder landwirtschaftliche Betriebe in der unmittelbaren Umgebung. Im Regelfall werden Außenluftproben von innen genommen, wobei das Messgerät mindestens einen Meter aus dem Fenster gehalten werden sollte. Sollte sich eine Probe der Außenluft als schwierig gestalten, kann man alternativ auch eine Referenzprobe aus anderen Innenräumen nehmen. Dies muss dann nur in der Bewertung entsprechend berücksichtigt werden.

Proben dürfen bei der Entnahme, Aufbereitung, Verpackung und Transport nicht durch den Probenehmer selbst oder andere Einflussfaktoren verändert oder verunreinigt werden. Probenahmen können im Einzelfall z. B. bei Materialproben beim Verdacht eines verdeckten Befalls mit einer Bauteilöffnung verbunden sein. Diese kann nicht nur im rechtlichen Kontext problematisch sein, sondern ggf. auch unter gesundheitlichen Aspekten. Das Öffnen einer Wand- oder Deckenverkleidung, der Fußbodenkonstruktion oder auch das Anheben von Teppichböden kann unter Umständen eine überdurchschnittlich hohe Konzentration an Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. und dgl. aufwirbeln, die ggf. allergene, reizende oder toxische Wirkung haben können. Daher sind Schutzmaßnahmen Schutzmaßnahmen vor und während der Schimmelpilzsanierung werden in zwei Kategorien unterteilt: Schutzmaßnahmen in den Räumen (Sanierungsbereich) sowie die persönliche Schutzausrüstung zu ergreifen, die den Probenehmer und ggf. alle anderen Personen im Raum schützen.