Untersuchungen

Untersuchungsmethoden

Eines vorab: es gibt nach wie vor kein Universalverfahren, mit dem alle Fragestellungen in der Schimmelpilzdiagnostik beantwortet werden kann.

Die spezifischen Eigenschaften verschiedener Schimmelpilzgattungen und ihrer -arten wie z. B. der Temperaturbereich, der Feuchtigkeitsbedarf, das pH-Spektrum, Nährböden und Sauerstoff sowie deren Wachstumsursachen und Wachstumsphasen, ihr zeitlich und/oder regional unterschiedliches Auftreten sind ursächlich dafür, dass in der Regel verschiedene Untersuchungsmethoden miteinander kombiniert werden. Weiterhin ist relevant, ob ein sichtbarer Befall, nicht sichtbarer Befall oder ein versteckter Befall vorliegt und ob zusätzlich Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die wie z. B. typische Gerüche und/oder gesundheitliche Beschwerden auf die Anwesenheit von Schimmelpilzen schließen lassen. Außerdem muss beachtet werden, dass nur ein Teil der tatsächlich vorhandenen Schimmelpilzsporen kultivierbar sind. Da allerdings allergische und ggf. toxische Wirkungen auch von nicht kultivierbaren Schimmelpilzen ausgehen können, müssen geeignete Untersuchungsmethoden immer nach der Zielsetzung der Schimmelpilzdiagnostik ausgewählt werden. Je nach Auswahl können die Gesamtzellzahl oder die biochemische Aktivität bestimmt oder Kolonie Unter Kolonie wird in der Mikrobiologie die aus einem Keim (beispielsweise einer Zelle oder einer Spore) durch Wachstum oder Vermehrung bildende Einheiten ( KBE Sobald sich ein einzelliger Mikroorganismus mehrere hundertfach durch Zellteilung vermehrt hat, wird er als Kolonie auf dem Nährboden mit bloßem ) angezüchtet werden.

Für die Auswahl einer geeigneten Untersuchungsmethode muss zudem im Vorfeld geklärt werden, wofür die Ergebnisse und deren Bewertung benötigt werden. Geht es bei der Bestimmung der Schimmelpilzart darum, ein mögliches Gesundheitsrisiko auszuschließen oder liegen bereits gesundheitliche Beschwerden vor, für die ein kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden muss? Eine so genannte Gefährdungsbeurteilung hat nicht nur im Zusammenhang mit so genannten Risikogruppen seine Bedeutung, sondern spielt auch im Hinblick auf die Nutzungsklassen im Rahmen der Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin eine wichtige Rolle. Einige Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer gelten als Indikator für versteckte Feuchteschäden. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, ergänzende Raumluftuntersuchungen durchzuführen und/oder einen möglichen Bakterienbefall nachzuweisen. Geht es neben der Untersuchung eines sichtbaren Befalls darum, auch die Möglichkeit eines nicht sichtbaren oder versteckten Befalls auszuschließen? Im Kontext von Rechtsstreitigkeiten müssen die ausgewählten Untersuchungsmethoden zudem anerkannt sein – Ergebnisse dürfen also nicht angreifbar sein. Dem entsprechend kann die Einstufung, welche der zur Verfügung stehenden Verfahren den allgemein anerkannten Regeln der Technik, dem Stand der Technik oder ggf. nur dem Stand der Wissenschaft entsprechen oder ggf. nicht anerkannt sind, eine große Bedeutung besitzen. Entsprechende Hinweise hierzu finden sich in den Regelwerken wie z. B. der DIN EN ISO 16000 Teil 16 bis 21.

Bei den Untersuchungsmethoden werden direkte und indirekte Verfahren unterschieden. Mikrobiologen unterscheiden diese in „viable-Messungen“, bei denen der Nachweis über keimfähige, kultivierbare Pilzsporen auf unterschiedlichen Nährböden sowie der Inkubation Als Inkubation wird die symptomlose Phase bezeichnet. In der Parasitologie ist das die Phase zwischen der Infektion (Ansteckung) und dem bei unterschiedlichen Temperaturen (engl. viable = lebensfähig) erfolgt und in „non-viable-Messungen“, bei denen der Nachweis aller Luftkeime auf beschichteten Objektträgern und deren mykologische Auswertung unter dem Mikroskop erfolgt.

Unter einer Kultivierung Unter Kultivierung versteht der Mikrobiologe die Schaffung und das Aufrechterhalten von Bedingungen, die ein optimales Wachstum von Mikroorganismen ermöglichen. Symbolisch versteht der Mikrobiologe die Schaffung und das Aufrechterhalten von idealen Bedingungen in einem Habitat, in dem ein optimales Wachstum von Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse ermöglicht wird. Symbolisch ist das Anzüchten von „Kulturen“ auf Petrischalen. Hierbei werden verschiedene Kulturen ( Reinkultur Eine Reinkultur ist eine Population aus der Nachkommenschaft einer einzelnen Zelle. Die Methoden für das Anlegen einer Reinkultur sind unterschiedlich, , Anreicherungskultur, Flüssigkultur und Kultur auf festen Nährmedien In der Mikrobiologie sind Nährmedien Kultursubstrate für Mikroorganismen. Die Nährmedien enthalten alle lebenswichtigen Nährstoffe in verwertbarer Form. Definierte oder synthetische ) eingesetzt. Für die Kultivierung werden Luftproben, Materialproben, Oberflächenkontaktproben oder in Ausnahmen auch Staubproben verwendet. Für die Auswahl der geeigneten Proben ist entscheidend, an welchen Stellen welche Untersuchungen durchgeführt werden sollen. Anschließend erfolgt unter Laborbedingungen ein Wachstum der kultivierbaren Schimmelpilze. Die Nährmedien müssen auf die unterschiedlichen Schimmelpilze abgestimmt werden – also ein möglichst breites Spektrum an Arten abdecken.

Einer der wesentlichen Vorteile bei der Mikroskopie Mit Hilfe der Mikroskopie können Luftproben als Abstrich auf einem Klebefilm, Oberflächenkontaktproben, Materialproben sowie Fruchtkörper (Myzel) untersucht werden. Die Untersuchung besteht darin, dass alle Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. und sonstigen mikrobiellen Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. sofort sichtbar sind und eine Identifizierung ohne Zeitverlust erfolgen kann. Die Untersuchung erfolgt mit einem Licht- oder Fluoreszenzmikroskop. Je nach Schimmelpilzart kann mit der Mikroskopie auch bestimmt werden, ob die Sporen noch leben oder bereits abgestorben sind. Für die Mikroskopie werden Luftproben als Abstrich Mit einem sterilen Wattetupfer genommene Probe. auf einem Klebefilm oder Oberflächenkontaktproben sowie Materialproben eingesetzt. Darüber hinaus können auch Fruchtkörper Der Fruchtkörper stellt das Endprodukt eines Pilzgewächses dar. Das Aussehen der im Innenbereich festgestellten (Schimmel)Pilze kann sich wie folgt unterscheiden: ( Myzel Das Myzel (auch Myzelium oder im Plural Myzelien genannt) ist ein Pilzgeflecht und wird durch die Gesamtheit eines aus verzweigten ) entnommen und Mikroskopisch In der Biologie bedeutet der Begriff mikroskopisch, dass ein Gegenstand z. B. ein Fruchtkörper nur mit einem technischen Hilfsgerät z. untersucht werden. Die Beurteilung durch Mikroskopie erfordert viel Erfahrung und Expertise.

Kultivierung und Mikroskopie stellen mit einigen Abstrichen die Standardverfahren unter den Untersuchungsmethoden dar. Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, neben diesen auch ergänzende und/oder alternative Verfahren einzusetzen. Hierzu gehört seit einigen Jahren der Schimmelpilz-Spürhund, der vor allem eingesetzt wird, wenn kein Sichtbarer Befall Bei mikrobiellem Befall werden drei verschiedene Stufen unterschieden: der sichtbare Befall, der nicht sichtbare Befall und der verdeckte oder versteckte zu erkennen ist und keine bautechnischen Auffälligkeiten identifiziert werden konnten, aber dennoch typische Gerüche und/oder gesundheitliche Beschwerden der Bewohner auf das Vorhandensein von Schimmelpilzen schließen lassen. Die gute Spürnase eines trainierten Hundes stellt eine Möglichkeit dar, die Stelle zu lokalisieren. Hilfreich ist, dass die Vierbeiner in der Lage sind die mikrobiell verursachten flüchtigen organischen Verbindungen ( MVOC Abkürzung für microbial volatile organic compounds = mikrobielle flüchtige organische Verbindungen. Bei Auftreten von Schimmelpilzen infolge von Feuchtigkeitsschäden oder bei ) bereits in geringen Konzentrationen zu riechen. Des Weiteren kann der Schimmelpilz-Spürhund seinen Beitrag leisten, um den Schaden durch eine Bauteilöffnung zu minimieren. Eine Bewertung eines Schimmelpilzbefalls und dessen Gefährdung Die Gefährdung entsteht durch ein räumliches und/oder zeitliches Zusammentreffen eines verletzungs- bzw. krankheitsbewirkenden Faktors einer Gefahrenquelle und beschreibt einen Zustand sowie die Entscheidung für eine Sanierung der betroffenen Innenräume darf allerdings nicht ausschließlich auf das Anschlagen und Markieren durch einen Schimmelpilz-Spürhund basieren. Es handelt sich um ergänzende Untersuchungen.

Auch die Untersuchung von Hausstaubproben kann im Einzelfall hilfreich sein, wenn eine mögliche Schimmelpilzbelastung über einen längeren Zeitraum untersucht werden soll. In Fachkreisen spricht man von einem „ Passivsammler Bei dieser Methode der biologischen Probenahme werden Nährmedien im zu untersuchenden Raum ausgelegt. Auf diesen sedimentieren Mikroorganismen aus der Raumluft “, da sich Schimmelpilzsporen mit der Zeit im Hausstaub Hausstaub ist nicht genau definiert, da es verschiedene Definitionen und Interpretationen sowie Einteilungen gibt. Die Größe der Staubpartikel und ihre festsetzen. Das Hauptproblem bei dieser Untersuchungsmethode besteht darin, dass unterschiedliche Staubfragmente (z. B. aus dem Staubsauger, auf oder unter Schränken oder z. B. aus Polstermöbeln und/oder Stoff- und Plüschtieren) oftmals nicht sedimentiert werden. Hinzu kommt, dass bis heute kein standardisiertes Verfahren zur Analytik und Beurteilung von Staubproben entwickelt wurde und infolgedessen auch keines der Verfahren anerkannt ist.

Ähnlich verhält es sich bei der MVOC-Messung. Viele Schimmelpilze können in ihren Wachstumsphasen Das Wachstum der Schimmelpilze durchläuft verschiedene Phasen. In der ersten Phase – der Trophophase – findet die vegetative Entwicklung statt. so genannte MVOC (Microbial Volatile Organic Compounds) produzieren. Einige dieser Verbindungen sind bereits in sehr niedrigen Konzentrationen von wenigen Nanogramm pro Kubikmeter Luft wahrnehmbar. Daher kann die Anwesenheit von MVOC immer auch ein Indikator für einen Schimmelpilzbefall sein. Infolgedessen wird diese Untersuchungsmethode vor allem eingesetzt, wenn kein sichtbarer Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, zu erkennen ist und keine bautechnischen Auffälligkeiten identifiziert werden konnten, aber dennoch typische Gerüche und/oder gesundheitliche Beschwerden der Bewohner auf das Vorhandensein von Schimmelpilzen schließen lassen. Die Schwierigkeit bei MVOC-Messungen besteht darin, dass die gleichen chemischen Verbindungen auch durch andere Quellen wie z. B. Baustoffe oder Reinigungsmittel verursacht werden können. Außerdem muss beachtet werden, dass einige Chemikalien VOC VOC ist ein Akronym für Volatile Organic Compounds und beschreibt flüchtige organische Verbindungen. Zu dieser heterogen Stoffgruppe gehören unterschiedliche Kohlenwasserstoffe produzieren, die einen schimmelpilzähnlichen Geruch Der Begriff Geruch kommt aus dem Lateinischen (Olfactus = Geruch) und beschreibt die Interpretation von Erregungen, die von Chemorezeptoren im aufweisen, aber nichts mit den genannten MVOC gemeinsam haben. Hinzu kommt, dass bis heute kein standardisiertes Verfahren zur Bewertung von MVOC-Messungen entwickelt wurde und infolgedessen auch keines der Verfahren anerkannt ist. Infolgedessen kann eine Bewertung eines Schimmelpilzbefalls und dessen Gefährdung sowie die Entscheidung für eine Sanierung der betroffenen Innenräume nicht ausschließlich auf das Vorhandensein von MVOC getroffen werden. Es handelt sich um eine ergänzende Untersuchungsmethode.

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