Flachdächer

Auch wenn der Name etwas anderes suggeriert, müssen auch Flachdächer ein gewisses Gefälle aufweisen. Man spricht von einem Flachdach, wenn die Dachneigung weniger als 10° beträgt. Um eine ausreichende Entwässerung sicherzustellen, sollte das Gefälle eines Flachdachs mindestens 2% betragen. Beide Angaben – Gefälle oder Dachneigung – sind zulässig, wobei die Neigung in Grad und das Gefälle in Prozent angegeben wird. Ein ausreichendes Gefälle ist für Entwässerung eines Flachdachs unerlässlich. Flachdächer können als begehbare und nicht begehbare sowie begrünte Variante ausgeführt werden. Unterschieden wird außerdem zwischen dem Warmdach (nicht belüftetes Dach), Umkehrdach und Kaltdach (belüftetes Dach), das aufgrund von Konstruktionsmängeln heute nicht mehr gebaut wird.

Unter allen Dachformen unterliegt das Flachdach der stärksten Beanspruchung. Neben witterungsbedingten Einflüssen wie Regen, Schnee und Hagel kommen starke Temperaturwechsel von – 30 °C bis + 90 °C (Tag vs. Nacht sowie Sommer vs. Winter) oder von 10 °C bis 15 °C innerhalb weniger Minuten z. B. nach einem starken Sommergewitter sowie temporäre Perioden mit Hitzestaus oder Eisbildung hinzu. Außerdem werden Flachdächer mechanisch beansprucht durch Windsogkräfte oder durch Bewegungen innerhalb der Unterkonstruktion und/oder durch Druckbelastungen bei genutzten Dachflächen. Neben diesen hygro-thermischen und mechanischen Belastungen kommen noch Umwelteinflüsse wie chemische Belastungen, UV-Strahlen, mikrobielle Belastungen und Schmutzablagerungen sowie bei begrünten Flachdächern auch noch die Bepflanzung hinzu. Allen diesen Belastungen ist das Flachdach schutzlos ausgeliefert und beeinflusst die Funktionalität und Haltbarkeit in erheblichem Maße. Dennoch erfreuen sich Flachdächer aufgrund ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten einer großen Beliebtheit: sie werden als Dachterrasse, Grünfläche oder auch Parkdeck genutzt.


Gleichzeitig birgt ein Flachdach die Gefahr Die Beurteilung möglicher Gefahren beantwortet die Frage, ob ein Stoff für Mensch oder Umwelt gefährliche Eigenschaften aufweist. Die Klassifizierung gefährlicher einer erhöhten Schadensanfälligkeit und somit einer damit verbundenen erhöhten Wartungsintensität. Neben den genannten äußeren Einflüssen werden auch Planungs- bzw. Konstruktions- und Ausführungsfehler für Schäden verantwortlich gemacht. Der häufigste und zugleich gravierendste Schaden an einem Flachdach ist seine Undichtigkeit. Experten vermuten, dass jedes zweite Flachdach bereits von Anfang an undicht ist. Das hauptsächliche Problem eines Flachdaches liegt darin, dass das Wasser nicht (wie z. B. bei einem Schrägdach) von sich aus abfließen kann. Daher sind Entwässerung und Abdichtung eines Flachdachs zentraler Bestandteil der Funktionalität und Haltbarkeit.

Die Entwässerung ist in der DIN EN 12056, Teil 3 „Dachentwässerung, Planung und Bemessung” geregelt und unterscheidet in die Freigefälle- und Unterdruckentwässerung. Von entscheidender Bedeutung ist allerdings, dass eine Notentwässerung für das Flachdach sichergestellt wird. Außerdem muss ein Notüberlauf vorhanden sein, der nicht an das Entwässerungssystem angeschlossen werden darf, sondern frei auf das Grundstück geführt werden muss.

Die Abdichtung wird über die hierfür geltende Norm DIN 18351 geregelt, die in 5 Teile gegliedert ist. Teil 1 gilt für flache oder geneigte Dachflächen, wenn diese nur für Wartungsarbeiten oder zur Pflege betreten werden sowie für Dächer mit extensiver Begrünung. Im Teil 2 sind intensiv begrünte Flachdächer mit einer Anstaubewässerung von bis zu 100 mm, Flachdächer mit Gehwegen oder Dachterrassen geregelt. Dieser Teil gibt auch Hinweise zur Nutzung der Flachdächer, um Beschädigungen an Abdichtungen durch nachträglich installierte Anlagen oder Aufbauten zu vermeiden. Teil 3 widmet sich Schäden an gealterten Dachbahnen, die aufgrund lang anhaltender Frostperioden unter extremer Spannung stehen. Experten sprechen vom so genannten Shatterings (to shatter = zersplittern). Die mechanische Belastung führt zu einer punktuellen Konzentration von Spannung, so dass es zu Schäden kommt. Teil widmet sich der Wartung und Teil 5 auf Balkone, Loggien und Laubengänge.

Hauptproblem bei Flachdächern sind die Anschluss- und Abschlussdetails, an denen sich regelmäßig typische Schäden zeigen und zu Durchfeuchtungen führen. Ungeeignete oder die falsche Kombination unterschiedlicher Materialien können zu Spannungsrissen und Abrissen führen. An den Anschlüssen von Dichtungsbahnen kann es aufgrund eines unterschiedlichen Dehnungsverhaltens infolge kraftschlüssiger Verklebung von Profilen oder Blechen ebenfalls zu Spannungsrissen kommen. Gleiches gilt für fehlende oder falsch ausgeführte Dehnungsfugen oder durch die Übertragung von Bewegungen und Spannungen aus der Unterkonstruktion und/oder der Wärmedämmschicht auf die Abdichtungsebene, wenn eine vollflächige Verklebung einen Bewegungsausgleich unmöglich macht. Risse können auch durch Kerbspannungen bei versprödeten Außenschichten auf der Dachfläche verursacht werden.

Hinzu kommen konstruktive Ursachen, die zu Hinterläufigkeit und Durchfeuchtungen führen wie z. B. ungenügende Aufkantungs- und Anschlusshöhen, eine fehlende Verwahrung der Dichtungskante (Undichtigkeit durch fehlende Mauerabdeckprofile, Kappleisten, undichte Versiegelungen), ungenügende Befestigung der Dichtungsaufkantung sowie eine fehlende Randfixierung. Weitere Ursachen können eine mangelnde Standfestigkeit hochgeklebter Randabdichtungen sein, so dass zu einem Abrutschen kommt oder eine Materialermüdung aufgrund von Alterungsprozessen. Feuchtigkeit kann zudem über defekte Fugenversiegelungen oder durch unqualifizierte „Detaillösungen“ mit PUR-Schaum, spritzbaren Dichtstoffen oder ungeeigneten Spachtelmassen eindringen. Weitere Schäden an Flachdächern können z. B. Blasenbildung bei Feuchtigkeitseinschluss in vollflächig verklebten Aufbauten, fehlende Trenn- und Schutzschichten sowie eine mechanische Perforierung durch ungewollten Bewuchs Unter Bewuchs wird allgemein der strukturierte bzw. stoffwechselaktive Befall durch Mikroorganismen wie z. B. Bakterien oder Schimmelpilze auf oder unter bei nicht wurzelfesten Abdichtungen sein. Verarbeitungsbedingte Ursachen können in Form einer fehlerhaften Verklebung oder durch das Ablösen verklebter Nähte sowie Feuchtigkeitseinschlüsse in verklebten Abdichtungen auftreten. Außerdem können eine falsche Anordnung und Höhendimensionierung der Abläufe, ein unzureichendes Höhengefälle, fehlende Notüberläufe und verstopfte Gullys sowie Rohrleitungen zu Durchfeuchtungen und Feuchteschäden führen. Eher unbekannt ist, dass eine Verschlammung und Krustenbildung zu photochemischen Prozessen und infolgedessen zu Oberflächenspannungen und Rissen führen kann. Weiterhin müssen Sturmschäden und anschließende sintflutartige Regenfälle genannt werden.

Im Kontext zur Schimmelpilzbildung müssen außerdem bauphysikalische Ursachen genannt werden wie z. B. eine ungenügende Wärmedämmung Wärmedämmung ist der Oberbegriff für bautechnische Maßnahmen an Gebäuden und die effizienteste Maßnahme zur Einsparung von Heiz- und Kühlenergie sowie oder fehlende, unzureichende oder defekte Dampfsperren, die zu einem taupunktbedingten Tauwasseranfall führen können.

Wenn Feuchtigkeit erst einmal in die Flachdachkonstruktion eingedrungen und die Dämmschicht erreicht hat, ist eine Verdunstung oder Abtrocknung auf natürlichem Weg kaum mehr möglich. Die Folgen sind Feuchtigkeitsschäden in den Räumen des Dachgeschosses sowie der Verlust des Wärmeschutzes und des Kälteschutzes.

Um die genaue Stelle der Undichtigkeit zu lokalisieren, wird eine so genannte Leckortung am Flachdach veranlasst. Diese beinhaltet neben der Lokalisierung der Undichtigkeit und der Entfernung des Oberflächenwassers anschließend die Flachdachtrocknung.