Horizontalabdichtung

Bei einer fehlenden oder nicht mehr funktionstüchtigen Horizontalabdichtung kommt es je nach Lastfall (alte Bezeichnung) bzw. Wassereinwirkungsklasse (neue Bezeichnung) zu unterschiedlichen Feuchtemechanismen Die Feuchtigkeit als Verursacher und Katalysator vieler bauschädigender Prozesse ist unbestritten Hauptursache von bauphysikalisch bedingten Bauschäden. Da in den meisten . In der Regel handelt es sich um Kapillar aufsteigende Feuchtigkeit Siehe Kapillarität. , die sich über den gesamten Mauerwerksquerschnitt verteilt, bis die so genannte Kapillarsättigung eintritt. Der Durchfeuchtungsgrad beträgt 100%. Allerdings liegt dann nicht wie allgemein angenommen wird eine komplette Wassersättigung des Baustoffs vor, sondern „nur“ eine 100%-ige Sättigung der kapillar zugänglichen Poren. Die üblichen Baustoffporen unterscheiden sich in Größe, Aufbau und Struktur. Dies bedeutet, dass die Feuchtemechanismen von der Beschaffenheit des Porensystems abhängig sind wie z. B. der Porengröße sowie der Art und Verteilung der Poren.

Poren mit einem Radius kleiner als 10-7 m werden als Mikroporen bezeichnet, Poren mit einem kleineren Radius als 10-9 m als Gelporen. Für die kapillare Wasseraufnahme und den -transport sind sie nicht geeignet. Wasser kann in diese Porenräume nur als Wasserdampf Als Wasserdampf wird das in der Erdatmosphäre im gasförmigen Aggregatzustand enthaltene nicht sichtbare Wasser bezeichnet. In die Luft gelangt Wasserdampf oder unter Druck eindringen. Daher können diese Baustoffe auf kapillarem Weg nicht durchfeuchtet werden. Poren mit einem Radius zwischen 10-7 m und 10-4 m werden als Kapillarporen bezeichnet. Diese Poren sind für die kapillare Wasseraufnahme bestens geeignet. Als Makroporen (oder Luftporen) werden Poren bezeichnet, die einen Radius größer als 10-4 m besitzen und sich bereits im Millimeterbereich befinden. Diese Poren sind für die kapillare Wasseraufnahme ebenfalls ungeeignet und können nur durch Wasserdampf oder unter Druck durchfeuchtet werden.

Anzeichen für eine fehlende oder nicht mehr funktionstüchtige Horizontalabdichtung im Neubau ist punktuell auftretende Feuchtigkeit im Übergangsbereich zwischen Bodenplatte und aufgehendem Mauerwerk (oder Beton). Nach besonders starken Niederschlägen zeigen sich im unteren Bereich (in der Regel zwischen 10 cm und 50 cm) der Innenseite der erdberührten Außenwände eine Durchfeuchtung Der Begriff der Durchfeuchtung wird in Bezug auf Neu- und Altbauten sowie im Rahmen der Bauwerkserhaltung sehr vielfältig benutzt. Im . Je nach Keller können sich diese Durchfeuchtungen auch senkrecht an Dehnungsfugen zeigen. Im Altbau zeigen sich diese Durchfeuchtungen ebenfalls im unteren Bereich der Innenwände von erdberührten Außenwände sowie in manchen Fällen auch an den Innenwänden. Dies wäre dann ein zusätzlicher Hinweis, dass die Feuchtigkeit nicht nur über die Fundamente in das Mauerwerk aufsteigen, sondern ggf. auch über den Bodenaufbau. Meistens zeigen sich diese Durchfeuchtungen von unten nach oben abnehmend, wobei im Übergangsbereich der feuchten Ränder zum trockenen Mauerwerk weiße Ausblühungen auftreten. Hierbei muss unterschieden werden, ob die Salzausblühungen als Folge kapillar aufsteigender Feuchtigkeit oder durch hygroskopische Feuchtigkeit zu sehen sind.

Während Feuchtigkeitsprobleme im Neubau fast ausschließlich auf punktuelle Leckagen innerhalb der Abdichtung zurück zu führen sind und relativ selten vorkommen, gehören Feuchtigkeitsprobleme im Altbau eher zum Regelfall. Aufgrund einer fehlenden oder nicht mehr funktionstüchtigen Horizontalabdichtung kommt es zur vertikalen Durchfeuchtung, die meistens noch durch horizontal eindringende Feuchtigkeit aufgrund einer fehlenden oder nicht mehr funktionstüchtigen Vertikalabdichtung belastet wird. Beide Feuchtemechanismen transportieren in der Regel gelöste Salze Salze bestehen aus positiv geladenen und negativ geladenen Ionen. Zwischen diesen Ionen liegen ionische Verbindungen vor. Salz hat eine kubische , die sich im Mauerwerksquerschnitt verteilen und an der Oberfläche in Folge der Verdunstung der Feuchtigkeit auskristallisieren – sich also als Salzausblühungen zeigen. Neben den kristallinen Ablagerungen auf der Oberfläche oder Abplatzungen und Zerstörungen des Materialgefüges wird die Hygroskopizität des Baustoffs erhöht. Dies bedeutet, dass der Baustoff Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnimmt und speichert. Die so genannte hygroskopische Ausgleichsfeuchte Als Ausgleichsfeuchte wird der stoffspezifische Feuchtegehalt eines porösen Baustoffes bezeichnet, der sich in einem hygroskopischen Stoff/Baustoff in Abhängigkeit von und liegt daher immer über dem Wert eines salzfreien Baustoffs.

Während die Ausführung einer Horizontalabdichtung im Neubau seit vielen Jahrzehnten genormt ist und z. B. Abdichtungsbahnen zum Einsatz kommen, verhält sich die Situation beim Altbau anders. Hier werden als anerkannte Verfahren die so genannten mechanischen Verfahren und die Injektionsverfahren eingesetzt. Hierbei muss beachtet werden, dass die Mauerwerke nach der nachträglichen Horizontalabdichtung nicht sofort „trocken“ sind, sondern zunächst nur die weitere Zufuhr von Feuchtigkeit unterbunden wird. Die Restfeuchte im Mauerwerk muss auch dann noch abtrocknen, so dass man mit einer Austrocknung je nach Wanddicke, Feuchte- und Versalzungsgrad sowie den bauphysikalischen Gegebenheiten im Keller wie z. B. der Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und von mindestens 6, in der Regel mit 12 bis 24 Monaten und in Ausnahmen auch länger rechnen muss. Grundvoraussetzung ist immer, dass parallel auch die weitere Feuchtigkeitszufuhr über eine Vertikalabdichtung unterbunden wird.