Vertikalabdichtung

Bei einer fehlenden oder nicht mehr funktionstüchtigen Vertikalabdichtung kommt es je nach Lastfall (alte Bezeichnung) bzw. Wassereinwirkungsklasse (neue Bezeichnung) zu unterschiedlichen Feuchtigkeitsbelastungen. Diese sind in der DIN 18533 Teil 1 geregelt, da diese neben Art und Menge der Durchfeuchtung Der Begriff der Durchfeuchtung wird in Bezug auf Neu- und Altbauten sowie im Rahmen der Bauwerkserhaltung sehr vielfältig benutzt. Im auch die geforderte Bauwerksabdichtung definiert. Unterschieden werden

  • Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser (W1-E),
  • drückendes Wasser (W2-E),
  • nicht drückendes Wasser auf erdüberschütteten Decken (W3-E) sowie
  • Spritzwasser am Wandsockel und Kapillarwasser in und unter erdberührten Wänden (W4-E).

Bodenfeuchte ist Wasser, das im Porenraum des Bodens durch Kapillarkräfte gebunden ist und faktisch immer vorhanden. Nicht drückendes Wasser liegt vor, wenn das Wasser bei stark durchlässigem Baugrund frei durch den Boden sickern kann und sich auch zeitweise nicht vor den erdberührten Bauteilen aufstauen kann. Unter drückendem Wasser versteht man eine dauerhafte Einwirkung durch Grundwasser. Spritzwasser und Sickerwasser im oberflächennahen Bereich wirken vor allem auf den Sockelbereich sowie Fundamente und/oder Bodenplatten bei nicht unterkellerten Gebäuden ein.

Die Wassereinwirkungsklasse wird neben der Art der Feuchtebelastung auch über die Bodenverhältnisse sowie das Vorhandensein einer Drainage Eine Drainage dient dem Ableiten von Wasser, um eine Durchfeuchtung der Kellerwände zu verhindern. Sie kann als Graben um das bestimmt. Daher werden zusätzliche Kenntnisse über den Baugrund wie z. B. der Durchlässigkeitsbeiwert Der Durchlässigkeitsbeiwert, auch als kf-Wert bezeichnet, ist ein Maß, mit dem die Durchlässigkeit des Bodens in Bezug auf Wasser angegeben , der Bemessungsgrundwasserstand und der Bemessungshochwasserstand benötigt, um die Wassereinwirkungsklasse festlegen zu können. Der Durchlässigkeitsbeiwert ist ein Maß für die Durchlässigkeit des Baugrundes, während die beiden Bemessungswasserstände die höchstmögliche Grundwasserbelastung ermitteln. Die Wassereinwirkungsklassen sowie Rissklassen nach DIN 18533 dienen als Grundlage für die Festlegung und Bemessung der notwendigen Bauwerksabdichtung.

Während Feuchtigkeitsprobleme im Neubau fast ausschließlich auf punktuelle Leckagen innerhalb der Abdichtung zurück zu führen sind und relativ selten vorkommen, gehören Feuchtigkeitsprobleme im Altbau eher zum Regelfall. Aufgrund einer fehlenden oder nicht mehr funktionstüchtigen Vertikalabdichtung kommt es zur horizontalen Durchfeuchtung der Oberflächen und anschließend zur Verteilung der Feuchtigkeit innerhalb der erdberührten Bauteile. Bei dieser Durchfeuchtung werden in der Regel gelöste Salze Salze bestehen aus positiv geladenen und negativ geladenen Ionen. Zwischen diesen Ionen liegen ionische Verbindungen vor. Salz hat eine kubische mittransportiert, die sich im Wandquerschnitt verteilen und an der Oberfläche in Folge der Verdunstung der Feuchtigkeit auskristallisieren – also in Form von Salzausblühungen zeigen. Neben den kristallinen Ablagerungen auf der Oberfläche oder Abplatzungen und Zerstörungen des Materialgefüges wird die Hygroskopizität des Baustoffs erhöht. Dies bedeutet, dass der Baustoff Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnimmt und speichert. Die so genannte hygroskopische Ausgleichsfeuchte Als Ausgleichsfeuchte wird der stoffspezifische Feuchtegehalt eines porösen Baustoffes bezeichnet, der sich in einem hygroskopischen Stoff/Baustoff in Abhängigkeit von und liegt daher immer über dem Wert eines salzfreien Baustoffs.

Des Weiteren muss bei einem dünnen Wasserfilm auf der Oberfläche der Innenwand erdberührter Bauteile unterschieden werden, ob es sich um eine Durchfeuchtung der Außenwand handelt oder um Kondensation Von lateinisch condensare = verdichten. Kondensation ist in der physikalischen Chemie der Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen von Tauwasser Tauwasser fällt an bzw. aus, wenn die Temperatur der Oberfläche eines Bauteils unter den Taupunkt der umgebenden Luft absinkt, so z. B. durch Sommerkondensation oder Winterkondensation.

Perforierung der Bitumen-Dickbeschichtung durch eine falsch verlegte Noppenbahn (Anfüllschutz)

Kommt es auch nach der nachträglichen Vertikalabdichtung im Altbau zu punktuellen Durchfeuchtungen, kann hierfür ebenfalls eine Leckage Der Begriff der Leckage wird für verschiedene Durchfeuchtungsarten verwendet. Zum Einen spricht man von einer Leckage, wenn eine Abdichtung undicht ursächlich sein. Diese kann auf verschiedene Ursachen zurück zu führen sein. Neben der Leckage an Nähten von Abdichtungsbahnen sind es meistens bituminöse Dickbeschichtungen, die entweder in der notwendigen Schichtdicke unterschritten oder durch unsachgemäßes Anfüllen des Erdreichs zerstört wurden. In dem Zusammenhang sind die so genannten Noppenbahnen als Anfüllschutz jahrelang falsch verlegt worden – nämlich mit den Noppen zum Untergrund, so dass die Abdichtungen perforiert wurden. Außerdem kann auch die Annahme des Lastfalls (alt) oder der Wassereinwirkungsklasse (neu) fehlerhaft gewesen sein.

unzureichende Untergrundhaftung der Abdichtung auf einem nicht vorbereiteten Untergrund

Während die Ausführung einer Vertikalabdichtung im Neubau seit vielen Jahrzehnten genormt ist und z. B. Abdichtungsbahnen oder bituminöse Dickbeschichtungen zum Einsatz kommen, um eine so genannte schwarze Wanne auszuführen, verhält sich die Situation beim Altbau völlig anders. Bei der nachträglichen Vertikalabdichtung erdberührter Bauteile kommen nicht nur andere Materialien zum Einsatz, sondern auch andere Verfahren. Denn neben der nachträglichen Außenabdichtung gibt es auch die nachträgliche Innenabdichtung (auch als Negativabdichtung bezeichnet) oder abdichtende Injektionen (auch als Schleier- oder Gel-Abdichtung bezeichnet).

Hierbei muss beachtet werden, dass die erdberührten Bauteile nach der Vertikalabdichtung nicht sofort „trocken“ sind, sondern zunächst nur die weitere Zufuhr von Feuchtigkeit unterbunden wird. Die Restfeuchte im Mauerwerk muss auch dann noch abtrocknen, so dass man mit einer Austrocknung je nach Wanddicke, Feuchte- und Versalzungsgrad sowie den bauphysikalischen Gegebenheiten im Keller wie z. B. der Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und von mindestens 6, in der Regel mit 12 bis 24 Monaten und in Ausnahmen auch länger rechnen muss.