Wenn es um die Durchfeuchtung Der Begriff der Durchfeuchtung wird in Bezug auf Neu- und Altbauten sowie im Rahmen der Bauwerkserhaltung sehr vielfältig benutzt. Im von Bauteilen oder Baustoffen geht, spielen auch Risse eine gewisse Bedeutung, da sie die Wasseraufnahme und auch -eindringtiefe erheblich beeinflussen können. Risse in Fassaden können die Feuchtebelastung z. B. bei einer Schlagregenbelastung oder auch bei erdberührten Bauteilen je nach Wassereinwirkungsklasse komplett verändern.
Die Feststellung der Ursachen sowie die Bewertung von Rissen ist ein sehr schwieriges Thema. Risse können eine unterschiedliche Breite und/oder Tiefe aufweisen, nur temporär oder dynamisch auftreten. Sie können bauart- oder baustofftypisch sein. Ihre Ursachen nach dem Verursacherprinzip können planungs-, ausführungs- oder materialbedingt sein. Klassifiziert man Risse z. B. in Fassaden dagegen nach dem Ort ihres Auftretens oder nach gebäudespezifischen Kategorien werden sie in putzbedingte (oder auch oberflächige) Risse, untergrundbedingte (oder auch konstruktive) Risse sowie bauwerksbedingte (oder statische) Risse unterschieden.
Zu den putzbedingten Rissen gehören alle oberflächigen Risse, die nur in der Putzschicht selbst auftreten wie z. B. Fettrisse, Schwindrisse, Schwundrisse und Sackrisse. Diese haben in der Regel ihre Ursache(n) in der Härtung oder Trocknung oder fehlerhaften Verarbeitung der Materialien. Zu den untergrundbedingten Rissen gehören alle Risse, deren Ursache(n) in der Konstruktion liegen wie z. B. Kerbrisse oder Fugenrisse. Meistens liegen die Ursachen in Volumenänderungen oder Verformungsunterschieden bei unterschiedlichen Baustoffen wie z. B. diagonal verlaufenen Rissen an Fenster- und Türstürzen sowie Rollladenkästen. Bauwerksbedingte Risse werden durch Lage-, Form- oder Volumenänderungen der Tragkonstruktion verursacht wie z. B. Deckenschubrisse sowie senkrecht verlaufende Risse an Gebäudeecken. Weiterhin können Risse nach ihrer Dynamik unterschieden werden: Schwind- oder Kriechvorgänge sowie Setzungen und Verformungen sind in der Regel einmalige Vorgänge, dagegen sind wiederkehrende Vorgänge z. B. Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur - und Feuchtigkeitsschwankungen sowie verkehrsbedingte Erschütterungen.
Neben der Rissbreite und Risstiefe spielt auch die Rissverteilung und der Rissverlauf eine gewisse Rolle, genauso wie der ein-, zwei- oder dreidimensionale Rissflankenversatz. Eine der wesentlichen Fragen im Zusammenhang mit Rissen ist die Dynamik, also ob zukünftig noch mit Bewegungen an den Rissflanken gerechnet werden muss (ugs.: ob der Riss noch „arbeitet“). Hiermit sind allerdings beruhigte oder dynamische Risse gemeint und nicht die Rissdynamik im µm-Bereich an der Fassade aufgrund hygro-thermischer Einflüsse.
Die Bewertung gemessener Rissbreiten ist relativ schwierig, da in den Normen und Regelwerken nur auf die Rissbreite in Kombination der Wasseraufnahme Bezug genommen wird und andere Aspekte vernachlässigt werden. Ein Beispiel hierzu an einer verputzten Fassade aus einem Wärmedämm-Verbundsystem: In der Putz-Norm DIN 18550 Teil 1 wird z. B. ausgeführt, dass Haarrisse in begrenztem Umfang nicht zu bemängeln sind. Als Haarrisse werden hierbei Risse mit einer Breite bis zu 0,2 mm bezeichnet. Dieser Empfehlung folgt auch die DIN EN 13 914 Teil 1, in der ausgeführt wird, dass Haarrissbreiten bis 0,2 mm bei wasserabweisenden und wasserhemmenden Putzen die Funktionstüchtigkeit nicht beeinträchtigen. In Anlehnung daran werden in der WDVS-Norm DIN EN 13 499 und DIN EN 13 500 für Putzbeschichtungen auf Polystyrol-Hartschaumplatten 0,3 mm als zulässige Rissbreiten angegeben. Hierzu muss man wissen, dass dieser Dämmstoff ca. 2/3 aller WDVS in Deutschland ausmacht. In der Praxis wird dies so interpretiert, dass die Regelwerke eine Rissbildung bis 0,2 mm bzw. auf WDVS aus EPS bis 0,3 mm „legalisieren“.
Die wichtigste Funktion einer Putzbeschichtung ist der Witterungsschutz der Fassade. Durch einen Riss von z. B. 0,2 mm können bei einem Schlagregen innerhalb von wenigen Stunden bis zu 20 Liter (!) Wasser in den Putz eindringen. Je nach Risstiefe dringt diese Feuchtigkeit bis in den Untergrund. Bei wasserabweisenden und wasserhemmenden Putzen gehen die Regelwerke davon aus, dass die Funktionstüchtigkeit nicht beeinträchtigt wird. Dabei ist seit vielen Jahrzehnten bekannt, dass ein ganzheitlicher Feuchteschutz nicht nur eine hohe Wasserabweisung erfordert, sondern auch ein entsprechendes Absorptions- und Desorptionsvermögen, also die Fähigkeit von Baustoffen, die aufgenommene Feuchtigkeit in den oberflächennahen Schichten zu speichern, zu verteilen sowie anschließend an der Oberfläche wieder abzugeben. Gerade bei den am meisten verbreiteten Wärmedämm-Verbundsystemen, bestehend aus einer Polystyrol-Hartschaumplatte, einer organisch gebundenen Armierungsmasse oder einer hoch vergüteten mineralischen Armierung und einem Kunstharzputz als Schlussbeschichtung ist genau dies nicht gegeben oder stark eingeschränkt. Infolgedessen muss bei der Bewertung der Rissbreiten und der Wasseraufnahme (w-Wert), immer auch die Wasserdampfdiffusion Als Diffusion (lat. = ausbreiten) wird ein physikalischer Vorgang des Vermischens bzw. eine durch Konzentrationsunterschiede hervorgerufene, gegenseitige Durchdringung zweier oder ( sd-Wert Der sd-Wert = wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke ist die Dicke einer ruhenden Luftschicht in m, die den gleichen Wasserdampf-Diffusionswiderstand aufweist wie eine ) und der Wasserdampfdiffusionswiderstand ( µ-Wert Wasserdampf diffundiert durch nahezu alle Baustoffe (mit Ausnahme von Glas und Metall). Die Fähigkeit von Baustoffen, für Wasserdampf durchlässig zu ) betrachtet werden – und dies nicht nur für einzelne Baustoffe, sondern im Verbund, wenn mehrere Baustoffe ein System ergeben. So hat Mineralwolle z. B. einen μ-Wert von 1 und somit einen Wasserdampfdiffusionswiderstand, der vergleichbar mit Luft ist. Ursächlich ist die offene Struktur der Mineralwolle, die zu einem hohen Anteil aus Luft besteht und somit eine hohe Wasserdampfdiffusion aufweist. Polystyrol dagegen hat einen 20- bis 50-mal schlechteren μ-Wert. Gleiches für Putzbeschichtungen: während mineralische Putze einen µ-Wert von ca. 10 haben, liegt dieser z. B. bei Kunstharzputzen bei ca. 50. Infolgedessen macht es erhebliche Unterschiede, ob sich Risse in einer Putzbeschichtung auf einem Wärmedämm-Verbundsystem befinden oder z. B. auf einem Leichtputz auf hoch wärmedämmenden Mauerwerken.