Ein Mensch produziert zwischen 2 bis 4 kg Wasserdampf Als Wasserdampf wird das in der Erdatmosphäre im gasförmigen Aggregatzustand enthaltene nicht sichtbare Wasser bezeichnet. In die Luft gelangt Wasserdampf pro Tag. Damit aus diesem Wasserdampf kein Feuchtigkeitsschäden und/oder Schimmelpilzbefall verursacht wird, muss die Feuchtigkeit abgeführt werden. Dies erfolgt in erster Linie über ein angepasstes Lüftungsverhalten. Aber auch konvektive Luftströmungen sowie Heizen haben einen Einfluss auf den Feuchtehaushalt.
Ein Beispiel: bei einer Raumtemperatur von 22 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und von 60% enthält die Luft 13,9 g/m³ Wasser. Erhöht sich die Relative Luftfeuchtigkeit Als relative Luftfeuchtigkeit wird das Verhältnis des vorhandenen Feuchtegehaltes der Luft zur möglichen Sättigungsfeuchte der Luft bei gleichem Druck und z. B. auf 80% enthält ein Kubikmeter Luft bereits 18,4 Gramm Wasserdampf – die Luft kann demnach 4,5 g/m³ zusätzlich aufnehmen. Aber auch die Erhöhung der Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur führt zu einer höheren Wasseraufnahme. Erhöht sich die Temperatur von 20 °C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60% (12 g/m³ Wasser) auf 24 °C (15,8 g/m³) kann die Luft wiederum 3,8 g/m³ Wasser zusätzlich aufnehmen. Dies bedeutet, dass Kondensation Von lateinisch condensare = verdichten. Kondensation ist in der physikalischen Chemie der Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen und Tauwasserausfall von der relativen Luftfeuchtigkeit und der Temperatur abhängig sind bzw. im Umkehrschluss, dass taupunktbedingtes Kondenswasser durch gezieltes Lüften und Heizen vermieden werden kann. Bekanntlich kann kalte trockene Außenluft, die beim Lüften in den Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. gelangt, beim Erwärmen Feuchtigkeit aufnehmen, die dann wieder nach außen abgeführt wird. Kalte Außenluft „entfeuchtet“ somit warme und somit feuchte Luft aus Innenräumen.
Wenn Lüften als Ursache für nutzungsbedingte Feuchtigkeit genannt wird, geht es also nicht um gezieltes und angepasstes „richtiges“ Lüften, mit dem genau das Gegenteil erreicht wird, sondern um fehlendes oder falsches Lüften. Denn auch beim Lüften kann man einiges falsch machen. Hierzu gehört in erster Linie unzureichendes Lüften, also zu selten und/oder zu kurz. Um dies zu vermeiden, orientiert man sich an der so genannten Luftwechselrate. Diese beschreibt, wie oft die Luft in einem Raum innerhalb einer Stunde ausgetauscht werden muss. Eine Luftwechselrate Der Austausch der Luft pro Stunde wird als Luftwechselrate β bezeichnet. Die Einheit ist 1/h. Eine Luftwechselrate von 1/h bedeutet, von 2 h-1 bedeutet z. B., dass die Raumluft zweimal pro Stunde ausgetauscht werden muss. Bei einem Raumvolumen von z. B. 50 m³ hätte dies einen Volumenstrom von 100 m³/h zur Folge.
In dem Zusammenhang spielt auch die relative Luftfeuchte der Außenluft eine wesentliche Rolle. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Unterschiede in den jeweiligen Jahreszeiten:
Der „Klassiker“ unter den Lüftungsfehlern ist die Kippstellung Die Kippstellung (von Fenstern) hat im Zusammenhang mit Schimmelpilzen eine besondere Bedeutung. Bei der auch als Spaltlüftung bezeichneten Lüftungsart wird . Um zu hohe Luftfeuchtigkeit gleichmäßig und permanent abzuführen, werden die Fenster angekippt und über einen längeren Zeitraum offen stehen gelassen. In der kalten Jahreszeit führt dies dazu, dass kühle trockene Luft an den gekippten Fenstern vorbei in den Innenraum einströmt und bei der Erwärmung Wasserdampf aus der feucht-warmen Raumluft aufnimmt. Hierbei findet eine gewünschte Entfeuchtung statt. Allerdings kühlen parallel die Oberflächen der Fensterlaibungen aus, so dass sich das Problem erst zeitversetzt zeigt. Wenn die Fenster wieder verschlossen werden, trifft feucht-warme Raumluft auf die zwischenzeitlich ausgekühlten Fensterlaibungen, so das sich taupunktbedingt Kondenswasser bildet. Dies kann unter Umständen durch ein hohes Sorptionsvermögen der Baustoffe vermieden werden, so dass es bei einer Kippstellung nicht automatisch zu einer Schimmelpilzbildung kommen muss. Unabhängig davon ist die Kippstellung der Fenster auch unter energetischen Gesichtspunkten kritisch zu sehen, da ein Großteil der aufsteigenden Warmluft des in der Regel unter dem Fenster befindlichen Heizkörpers ungenutzt nach außen abgeführt wird.
Gelegentlich zeigt sich ein anderes Phänomen im Zusammenhang mit der Kippstellung von Fenstern – dieses Mal im Außenbereich. Vor allem in Küchen, die über eine Dunstumlaufhaube (und keine Dunstabzugshaube) verfügen, kann oft beobachtet werden, dass beim Kochen, die Fenster angekippt werden, um den überdurchschnittlich hohen Wasserdampf weg zu lüften. Dieses Mal treten die gleichen bauphysikalischen Prozesse auf, nur in umgekehrter Reihenfolge. Die erhöhte Menge an Wasserdampf wird am Fenster vorbei nach außen geleitet. Dies findet auch an den Laibungen statt, aber in erster Linie zwischen Fenster und Fenstersturz. Die feucht-warme Luft trifft oberhalb des Fensters auf kalte Oberflächen und kondensiert sofort. In der Anfangszeit erkennt man dies an einem Wasserfilm oberhalb der Fenster, später siedeln sich dort Algen Algen stellen keine systematische Bezeichnung dar und sind pflanzenartige Lebewesen, die aber nicht den Pflanzen zugeordnet werden können. Sie umfassen , Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle und Pilze Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle an – gut erkennbar an schwarzem Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, . In manchen Fällen stellt sich das Problem so gravierend dar, dass Nachbarn schon die Feuerwehr alarmieren wollten, weil sie von einem Wohnungsbrand ausgegangen sind.
Kippstellung von Fenstern kann in einem völlig anderen Zusammenhang ebenfalls ursächlich sein für taupunktbedingtes Kondenswasser – bei der so genannten Sommerkondensation. In diesen Fällen führt die Kippstellung, in der Regel von Kellerfenstern, in den heißen Sommermonaten dazu, dazu feucht-warme Außenluft in den kühlen Keller strömt und dort auf kühle Bauteiloberflächen trifft und kondensiert.
Als nächstes Problem muss das Mitlüften von anderen Innenräumen genannt werden. Dies beobachtet man häufig bei innenliegenden Bädern ohne Fenster, die sich häufig in der Nähe der Schlafräume befinden. Diese Bäder verfügen über eine zeitgesteuerte Zwangsentlüftung, die über den Lichtschalter gesteuert werden. Bei einem hohen Anfall von Wasserdampf z. B. nach dem Baden oder Duschen, kann man beobachten, dass diese Zwangsentlüftungen unterdimensioniert sind – nicht in der Leistung, sondern in der Dauer des Nachlüftens. Dies bedeutet, dass diese zu kurz nachlüften und nicht der komplette Wasserdampf abgeführt wird. Bewohner „lösen“ dieses Problem, in dem die Luftfeuchtigkeit über die benachbarten Innenräume abgeführt wird. Handelt es sich hierbei z. B. um ein kühleres Schlafzimmer, kann es zur Oberflächenkondensation an kühleren Bauteilen wie z. B. Wärmebrücken Wärmebrücken (auch als Kältebrücken bezeichnet) sind Stellen in der Gebäudehülle, in denen örtlich begrenzt ein größerer Wärmefluss als im Übrigen oder am Fenster kommen.
In Bädern kann man noch ein weiteres Problem beobachten. Nach dem Baden oder Duschen wird ein hoher Wasserdampfgehalt in der Luft („Dunst“) sowie durch das Beschlagen von Fensterscheiben oder Spiegel wahrgenommen. Dem entsprechend wird das Bad gelüftet, bis sich ein „Gefühl“ einstellt, dass die hohe Luftfeuchtigkeit abgezogen wäre. Würde man in dem Bad 30 bis 60 Minuten später Feuchtigkeitsmessungen durchführen, wäre man überrascht, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist. Die Erklärung liefert ein Beispiel:
In einem Bad mit einer Grundfläche von 3m x 2m und einer Deckenhöhe von 2,50m befindet sich ein gefliester Fußboden, auf dem eine 3m² große Badgarnitur liegt. Die Wände und Decke sind mit einem Mineralputz beschichtet. Im Bad befindet sich ein Fenster von 1,5m² und eine Tür von 2m² Größe. Erhöht sich in dem Bad für eine halbe Stunde die Luftfeuchtigkeit von z. B. 40 auf 80%, verändert sich folgende Situation:
Die absolute Luftfeuchte der Raumluft dagegen beträgt nur 105 Gramm Wasser (15m³ Raumvolumen x 7 Gramm Wasser pro m³). Infolgedessen ist die Feuchtigkeitsaufnahme der Materialien über 4mal höher (!) als die Feuchtigkeitsaufnahme der Raumluft. Das überschüssige Kondenswasser „speichert“ sich in den Bauteiloberflächen sowie den Textilien wie Badgarnitur, Handtücher oder Bademäntel und dgl. Verantwortlich hierfür ist das Sorptionsvermögen von Materialien, also die Absorption Der Begriff kommt aus dem Lateinischen: absorbere = aufnehmen. Die Absorption ist die Aufnahme von Energie z. B. von Strahlungs- (Feuchtigkeitsaufnahme und Speicherung) sowie Desorption Siehe Sorption. (Feuchtigkeitsabgabe) zu einem späteren Zeitpunkt, wenn eine geringere Luftfeuchtigkeit ein Verdunsten ermöglicht. Dies bedeutet, dass sich nach dem Verschließen der Fenster die Luftfeuchtigkeit allmählich wieder erhöht, obwohl keine neue Feuchtigkeit produziert wird.
Einen ähnlichen Effekt hat die erhöhte Restfeuchte von Baustoffen, die bei einem Neubau oder nach der Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Altbauten auftreten kann. Auch hier muss über einen längeren Zeitraum das Lüftungsverhalten dem Sorptionsvermögen der Baustoffe angepasst werden.
Falsches Lüften ist der Hauptstreitpunkt zwischen Vermieter und Mieter, wenn es in einer Mietwohnung zu einem Schimmelpilzbefall gekommen ist. In der „gefühlten“ Wahrnehmung durch mediale Aussagen oder Behauptungen von Vermietern, ist das unzureichende oder falsche Lüften durch den Mieter der Hauptgrund für Feuchtigkeitsschäden und Schimmelpilzbefall in Mietobjekten. Sachverständige beurteilen die Situation deutlich differenzierter nach baulichen Mängeln oder dem Wohn- und Lüftungsverhalten des Mieters und sehen die Schwierigkeit eher in den Fällen, wo sich beide Ursachen überlagern und jede für sich einen Teil dazu beiträgt. Mieter sehen dagegen das Problem vorrangig bei baulichen Mängeln, vor allem, wenn Gebäude nachträglich gedämmt wurden oder neue Fenster eingebaut wurden.
In der einzigen bisher durchgeführten repräsentativen Studie über Feuchtigkeitsschäden und Schimmelpilzbefall in Deutschland wurde in Abhängigkeit von individuellen Einflussfaktoren wie z. B. dem Alter und Zustand der Gebäude, der Ausstattung mit einer Wärmedämmung Wärmedämmung ist der Oberbegriff für bautechnische Maßnahmen an Gebäuden und die effizienteste Maßnahme zur Einsparung von Heiz- und Kühlenergie sowie oder dem Einbau neuer Fenster, der Wohnungsgröße und der Belegungsdichte, den eingesetzten Materialien u. v. m. eindeutig festgestellt, dass nur in 6 bis 12% ausschließlich ein fehlerhaftes Lüften der Bewohner für eine Schimmelpilzbefall ursächlich sind.
Dies ist dahingehend interessant, da in einer repräsentativen Studie mehr als ein Drittel der Deutschen angaben, dass sie das Lüften bei sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen gelegentlich ausfallen lassen, um im Sommer die Hitze nicht hinein- und im Winter die Heizungswärme nicht hinaus zu lassen. Und 25% gaben an, dass zu wenig Zeit zum Lüften haben (oder sich nehmen). Erstaunlich war auch die Erkenntnis, dass selbst unter den Dreiviertel der Befragten, die angegeben haben, dass sie regelmäßig lüften, über ein Drittel falsch lüften z. B. über Kippstellung (35%).