Einbau neuer Fenster

Bis Ende der 1970er Jahre wurden in Deutschland noch Fenster mit einer einfachen Verglasung verbaut. Erste Isolierverglasungen kamen Anfang der 1980er Jahre auf den Markt und konnten den U-Wert und damit die Wärmedurchlässigkeit eines Fensters halbieren. Verantwortlich hierfür ist der luftdicht verschlossene Zwischenraum zwischen den beiden Glasscheiben. Der U-Wert beschreibt die Dämmeigenschaften eines Bauteils und die Einheit in W/(m²K) die hindurchströmende Energie pro Quadratmeter in Kelvin. Je geringer also ein U-Wert ist, desto besser ist die Dämmwirkung. Bis Mitte der 1990er Jahre wurde unbeschichtetes Isolierglas verbaut und dann durch eine Wärmeschutzverglasung abgelöst. Anfänglich als Zweifachverglasung folgten zunehmend Fenster mit einer 3-fach-Verglasung. Moderne Fenster mit einer Zweifach-Wärmeschutzverglasung erreichen einen U-Wert von 1,1 bis 1,7 W/(m²K), Fenster mit einer Dreifach-Wärmeschutzverglasung U-Werte von bis zu 0,5 W/(m²K).

Da mit dem Einbau einer Dreifach-Wärmeschutzverglasung eine hohe Wärmedämmung Wärmedämmung ist der Oberbegriff für bautechnische Maßnahmen an Gebäuden und die effizienteste Maßnahme zur Einsparung von Heiz- und Kühlenergie sowie und Energieeffizienz erreicht und Energiekosten gespart werden können, liegt es auf der Hand, dass neben dem Neubau auch immer mehr Altbauten mit einer Wärmeschutzverglasung ausgestattet werden. Nach dem Fenstertausch melden sich dann häufig Mieter und beklagen Schimmelpilzbefall – mal am Fenster selbst, dann an der Fensterlaibung und in einigen Fällen scheint der mikrobielle Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, (auf den ersten Blick) gar nichts mit den neuen Fenstern zu tun zu haben.

Eines vorweg: so wertvoll moderne Fenster auch für den Wohnkomfort sind und für weniger Zugluft, weniger Energieverluste und somit weniger Heizkosten sorgen – ein erhöhtes Risiko für Schimmelpilzbildung nach dem Einbau in alten Gebäuden kann nicht geleugnet werden. Allerdings liegen die Ursachen nicht direkt bei den wärmedämmenden Fenstern und auch nicht PER Hauptanwendungsfeld für PER (Tetrachlorethen) sind chemische Reinigungen und “Fleckenwasser”. In größeren Konzentrationen kann es zu Haut- und Augenreizungen, sowie Leber- se bei den Altbauten. Die Lösung ist auch gleichzeitig das Problem, denn moderne Fenster mit einem geringen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) und einer hohen Luftdichtigkeit werden als isolierte Maßnahme ohne Gesamtkonzept eingebaut und verändern komplett den Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur - und Feuchtehaushalt der Baukonstruktion und somit die raumklimatischen Bedingungen, ohne dass das Wohn- und Nutzungsverhalten (Lüften) angepasst wird. Neue Fenster führen dann automatisch zu Schimmelpilzbefall – und dennoch führen neue Fenster nicht automatisch zu Schimmelpilzbefall.

Bei einem nicht sanierten, im Sinne von nicht wärmegedämmten, Altbau waren die alten, einfachverglasten Fenster neben Innenecken von Außenwänden in der Regel das kälteste Bauteil im Raum, weshalb sich hohe Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und auf den Fensterscheiben niederschlug. Meistens waren die Fensterfugen luftdurchlässig, so dass anfallende Luftfeuchtigkeit über die Undichtigkeiten entweichen konnte, anfallendes Kondenswasser wurde weggewischt. Einzelöfen sorgten mit ihrem hohen Anteil an Strahlungswärme Heizkörper können Konvektions- oder Strahlungswärme abgeben. Konvektionswärme steigt im Raum auf und erwärmt die Luft und bewegt sich darin. Im nicht nur für eine hohe Oberflächentemperatur Entgegen der allgemeinen Auffassung beschreibt die Oberflächentemperatur nicht den Temperaturbereich auf einer Baustoff- oder Bauteiloberfläche. Vielmehr ist der Grenzbereich zwischen der Innenwände, die wiederum einer Kondensatbildung ( Tauwasser Tauwasser fällt an bzw. aus, wenn die Temperatur der Oberfläche eines Bauteils unter den Taupunkt der umgebenden Luft absinkt, so ) entgegenwirkte, sondern erzeugten durch ihren hohen Luftbedarf auch einen leichten Unterdruck im Raum, der wiederum ein ständiges Nachströmen von Frischluft in die beheizten Räume bewirkte. Wenn man so will: eine Zwangsbelüftung der „alten Schule“. Diese bewirkte auch bei geschlossenen Fenstern, dass immer eine gewisse Menge an Frischluft über die undichten Fenster zugeführt wurde und verbrauchte Luft über den Schornstein den Raum verlassen hat. Dieses Prinzip sorgte über Jahrzehnte für eine ausreichende Luftzirkulation und schimmelpilzfreie Räume, dafür verursachte es Zugluft und hohe Energieverluste. Kurzum: „neu, warm und dicht“ gegen „alt, kalt und durchlässig“.

Die Tabelle zeigt die inneren Oberflächentemperaturen verschiedener Bauteile bei einem Normklima Das Normklima ist eine im DIN-Normenausschuss getroffene Vereinbarung für eine Klimakonstellation, die diversen bauphysikalischen Berechnungen zugrunde liegt. Diese ist abgeleitet (Außentemperatur von -10 °C und einer Raumtemperatur von 20 °C).

Allein der Einbau einer Zentralheizung mit Konvektionsheizkörpern veränderte in vielen Fällen das Raumklima Als Raumklima wird eine Vielzahl von Faktoren bezeichnet, die in einem Aufenthaltsraum Einfluss auf die Wohnqualität und die Behaglichkeit des , bewirkte eine Verringerung der Oberflächentemperatur der Innenwände und führte allein dadurch oft zur Bildung taupunktbedingtem Kondenswasser auf Wandoberflächen – mit der Folge von Schimmelpilzbefall. Durch den Wegfall des Unterdrucks verringerte sich der Raumluftwechsel, was zu einem Anstieg der relativen Luftfeuchte führte – bei gleichem Lüftungsverhalten und gleichen Fenstern. Denn auch neuere Isolierglas-Fenster hatten noch eine verhältnismäßig hohe Fugendurchlässigkeit Die Fugendurchlässigkeit ist neben der Schlagregendichtheit ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Qualität von Fenstern. Sie kennzeichnet durch Angabe ; die Luftwechselrate Der Austausch der Luft pro Stunde wird als Luftwechselrate β bezeichnet. Die Einheit ist 1/h. Eine Luftwechselrate von 1/h bedeutet, lag auch bei Windstille im Bereich von einem Luftwechsel pro Stunde. Dennoch kann dieser Eingriff in die Bauphysik Die Bauphysik ist eine Anwendung der Physik und ihrer Gesetzmäßigkeiten auf Bauwerke und Bauwerksteile. Hauptgebiete der Bauphysik sind Wärmeschutz (Wärmeübertragung als Geburtsstunde für den Schimmelpilzbefall in Innenräumen angesehen werden. Spätestens mit dem Einbau neuer und dicht schließender Fenster mit einer Wärmeschutzverglasung wurden die raumklimatischen Bedingungen in Innenräumen komplett verändert. Die Luftwechselrate reduzierte sich auf 0,1 bis 0,3 Luftwechsel pro Stunde. Die hohe Luftfeuchte wird nun nicht mehr abgeführt und kann nur durch ein angepasstes Lüftungsverhalten oder einer Zwangsbelüftung durch eine raumlufttechnische Anlage sichergestellt werden – genau dies passiert parallel zum Einbau neuer Fenster nicht. Um auf die gleiche Luftwechselrate wie früher zu kommen, reichen eben die oftmals genannten 2 bis 3 mal Lüften pro Tag nicht aus: neue Fenster müssten in einem „alten“ Umfeld alle 6 bis 15 Minuten je Stunde weit geöffnet werden.

Neben der Luftdichtigkeit der Fensterkonstruktion muss auch die Wärmedurchlässigkeit betrachtet werden. Auf einer modernen Wärmeschutzverglasung fällt Tauwasser quasi nicht mehr an. Selbst bei einer Außentemperatur von -10 °C und einer Raumtemperatur von 20 °C beträgt die Oberflächentemperatur des Fensterglases ca. 14 °C. Erst bei einer relativen Luftfeuchte ab 70% müsste mit Kondensat gerechnet werden. Diese eigentlich erfreuliche Nachricht führt dazu, dass nun die Innenecken der Außenwände und/oder die Fensterlaibungen zu den kältesten Oberflächen im Raum werden – mit taupunktbedingtem Kondenswasser müsste ab 50 bis 60% relative Luftfeuchte gerechnet werden. Dies entspricht üblichen Werten in Innenräumen – in Schlaf- und Kinderzimmer und erst Recht in Bädern liegen diese Werte oft darüber.

Ein Beispiel: ein „typischer“ Altbau mit einer ungedämmten Außenwand hat je nach Baukonstruktion (Wanddicke, Materialität usw.) einen U-Wert zwischen 1,5 und 2,0 W/(m²K). Bei einer Außentemperatur von -10 °C und einer Lufttemperatur Als thermodynamische Zustandsgröße beschreibt die Lufttemperatur den Wärmezustand der Luft. Im Zusammenhang mit der Bauklimatik und Gebäudeklimatologie spielen die Außenluft-, von 23 °C im Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. wird die relative Luftfeuchte bei 50 bis maximal 60% liegen. Der U-Wert der alten Doppelglas-Fensterscheiben ist mit 2,0 bis 3,0 W/(m²K) etwas „schlechter” als der U-Wert der Wand. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Oberfläche der Fenster kälter ist als die Oberfläche der Innenwände, um Kondensat zu vermeiden. Bei diesen raumklimatischen Bedingungen erreichen die Innenwände eine Oberflächentemperatur von ca. 15 °C in der Fläche und ca. 12 °C in der Innenecke. Die Oberflächentemperatur der Fensterscheiben liegt bei 11 °C (oder weniger). Wenn die Luftfeuchte steigt oder die Raumtemperatur sinkt, kommt es immer zur Kondensation Von lateinisch condensare = verdichten. Kondensation ist in der physikalischen Chemie der Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen und dem Tauwasseranfall auf der Fensterscheibe. Werden nun die alten Doppelglasfenster durch moderne Dreifachverglasung ausgetauscht, verändern sich diese Temperaturverhältnisse. Ein Doppelglasfenster mit Wärmeschutzverglasung kommt auf einen U-Wert von rund 1,1 bis 1,7 W/(m²K), ein Dreifachglasfenster auf U-Werte um 0,7 bis 1,0 W/(m²K). Die ungedämmte Außenwand hat allerdings immer noch den „alten“ U-Wert von 1,5 bis 2,0 W/(m²K). Infolgedessen kommt es zur Kondensation und dem Tauwasseranfall nicht mehr auf der Fensterscheibe, sondern an anderen Wärmebrücken Wärmebrücken (auch als Kältebrücken bezeichnet) sind Stellen in der Gebäudehülle, in denen örtlich begrenzt ein größerer Wärmefluss als im Übrigen im Raum, höchstwahrscheinlich an der Fensterlaibung und/oder der Innenecke der Außenwand.

Bedeutet dies nun, dass moderne 3-fach-verglaste Wärmeschutzfenster in einen unsanierten Altbau, der nachträglich noch nicht wärmegedämmt wurde, nicht eingebaut werden dürfen? Nein, das heißt es nicht. Es muss nur klar sein, dass dieser Einbau nicht isoliert erfolgen darf, sondern in ein Gesamtkonzept eingebettet sein muss. Ein Gesamtkonzept versteht sich in dem Kontext, dass gleichzeitig ein ganzheitliches Wärmeschutzkonzept und/oder ein praktikables Lüftungskonzept umgesetzt wird.

Durch eine nachträgliche Wärmedämmung der Außenfassade z. B. mit einem Wärmedämm-Verbundsystem könnte z. B. das Verhältnis der U-Werte wieder angenähert werden. In Bezug auf ein Lüftungskonzept gilt die DIN 1946 „Raumlufttechnik“ und insbesondere Teil 6 „ Lüftung Lüftung in einem Gebäude ist unentbehrlich. Sie ist eine Grundanforderung an die Nutzbarkeit von Räumen und Gebäuden, die bei der von Wohnungen“. Diese Lüftungsnorm gilt für Neubauten, aber auch für Modernisierungen. Werden mindestens ein Drittel der Fenster getauscht, muss ein Lüftungskonzept erstellt werden. Meist führt dies zur Notwendigkeit, feuchtegesteuerte Wohnungslüfter oder ähnliches einzubauen. Sofern keine automatische oder integrierte Lüftung eingebaut werden kann, muss eine ausreichende manuelle Fensterlüftung sichergestellt werden.

Der Einbau neuer Fenster kann auch ein juristisches Nachspiel haben. Vermieter müssen ihre Mieter unbedingt auf die veränderten Rahmenbedingungen sowie die neuen Pflichten eines angepassten Lüftungsverhaltens aufmerksam machen. Unterbleibt dieser Hinweis und kommt es zur Schimmelpilzbildung, haben Gerichte bereits bis zu 20% Mietminderung Gemäß § 535 BGB ist der Vermieter verpflichtet, die Mietsache in einem ordnungsgemäßen und fehlerfreien Zustand zu halten. Bei Abweichung zugesprochen.