Für die Bewertung von Schimmelpilzbelastungen spielt nicht nur die Differenz zwischen der Sporenkonzentration in der Außenluft und der Innenraumluft eine wesentliche Rolle, sondern auch jahreszeitlich und/oder witterungsbedingte Einflüsse. Ein weiterer Aspekt wird häufig unterschätzt: regionale Unterschiede sowie der Einfluss auf die Bioaerosole Bio-Aerosole sind in der Luft fein verteilte kleine biologische Teilchen wie Sporen oder mikrobielle Stäube wie z. B. MVOC (vgl. z. B. zwischen ländlichen Regionen und Städten oder Ballungszentren. Wenn also Referenzwerte der Außenluft zur Bewertung der Schimmelpilzbelastung in Innenräumen herangezogen werden, müssen diese repräsentativ sein.
Das Spektrum der Schimmelpilzkonzentration schwankt innerhalb von verschiedenen Regionen deutlich. Während in Städten und Ballungszentren Konzentrationen von 300 bis 1.000 Koloniebildenden Einheiten pro Kubikmeter Luft ( KBE Sobald sich ein einzelliger Mikroorganismus mehrere hundertfach durch Zellteilung vermehrt hat, wird er als Kolonie auf dem Nährboden mit bloßem /m³) normal sind, können diese im ländlichen Raum durch Landwirtschaft, wo das Nährstoffangebot für Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer am höchsten ist und die Sporenbildung Da Pilze unbewegliche, heterotrophe Organismen sind, haben sie Strategien entwickelt, um nach dem Verbrauch einer Nahrungsquelle neue Habitate zu besiedeln stattfindet, besonders hoch sein. Je nach Region und individueller Belastung sind dann 3.000 bis 20.000 KBE/m³ in der natürlichen Außenluft normal. Daran sieht man, dass die Region, wo eine Referenzprobe der Außenluft gemessen wird, erheblichen Einfluss auf die Schimmelpilzbewertung hat. Im Jahresdurchschnitt liegen die Schimmelpilz-Konzentrationen in der Außenluft über alle Schimmelpilzarten und allen Regionen in Deutschland bei ca. 1.000 bis 2.000 KBE/m³.
Um diesen Wert richtig einordnen zu können: in einer „normal bewohnten“ Wohnung ohne Schimmelpilzbefall sind Konzentration von 300 bis 500, in den seltensten Fällen unter 1.000 KBE/m³ normal (Achtung: dies ist keine Pauschalisierung!). Wird dagegen klein- oder großflächiger Schimmelpilzbefall festgestellt, kann die Konzentration schnell auf mehrere tausend KBE/m³ Luft anwachsen. Auch in Bezug auf „typische“ Schimmelpilzarten in Innenräumen kann es keine Pauschalisierung geben. Üblicherweise werden in Innenräumen die Schimmelpilze Fusarium Fusarium ist ein Schimmelpilz und stellt einen weltweit verbreiteten Bodenbewohner dar. Außerdem bewachsen die verschiedenen Arten alle Getreidesorten und Gräser , Alternaria Unter Alternaria werden eine etwa 50 Arten umfassende, weltweit verbreitete Anamorph-Gattung der Hyphomycetes mit dunklen, muriform septierten Conidien zusammengefasst, die , Botrytis Botrytis ist eine Gattung der Schimmelpilze, die weltweit verbreitet ist. Bevorzugt wird vor allem eine feuchte Umgebung, wie sie in , Trichoderma Trichoderma ist ein ubiquitär vorkommender Schimmelpilz. Neben einer Besiedlung von Böden und Pflanzenwurzeln trifft man den Mikropilz auch auf abgestorbenen , Aspergillus, Chaetomium Chaetomium ist eine Gattung der Schimmelpilze und gehört zu den so genannten Dematiaceae (auch Schwärzepilze genannt), da die Hyphen oder , Cladosporium Cladosporium ist ein Schimmelpilz, der sowohl in der Außen- als auch in der Innenluft häufig anzutreffen ist. Mit 60 bis , Aureobasidium Die Gattung Aureobasidium wird häufig den Schimmelpilzen zugeordnet. Verantwortlich hierfür ist ihre flache Wuchsform. Aufgrund ihrer sexuellen Fortpflanzung mit Basidien , Mucor, Penicillium Der auch als so genannter „Pinselschimmel“ bekannte Schimmelpilz ist besonders in kühlen und gemäßigten Gebieten weit verbreitet und ein wesentlicher und Stachybotrys Stachybotrys ist ein zelluloseabbauender Schimmelpilz. Vor allem Stachybotrys chartarum (alte Bezeichnung atra) gilt als typischer Feuchtepilz, da er meist nach nachgewiesen, je nach Feuchteangebot und Ursache.
Bei Bioaerosolen handelt es sich um einen sehr heterogen Mix aus Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse , der aus einer Vielzahl von Einflüssen bestimmt wird. Daher können Art und Konzentration mikrobieller Bestandteile stark variieren. Neben Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. können sich auch mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. des Myzels und Metaboliten Schimmelpilze nutzen als Nährstoffe für und während des Wachstums anorganische und organische Verbindungen. Diese werden biochemisch umgewandelt, wobei die dabei in der „Luftbelastung“ befinden. Dies macht eine gesundheitliche Bewertung komplex und erfordert immer eine Betrachtung im Einzelfall – also der individuellen Situation. Zu der gehören neben den regionalen Unterschieden in der Außenluft auch genormte Messverfahren. Für die Erfassung von Schimmelpilzen in der Außenluft und zur Probenahme Entnahme von Material zu Untersuchungszwecken. und Messung z. B. durch Kultivierung Unter Kultivierung versteht der Mikrobiologe die Schaffung und das Aufrechterhalten von Bedingungen, die ein optimales Wachstum von Mikroorganismen ermöglichen. Symbolisch der lebensfähigen Sporen wurden diverse Richtlinien erarbeitet, u. a. die VDI-Richtlinie 4252 „Aktive Probenahme von Bioaerosolen“ sowie VDI-Richtlinie 4253 „Verfahren zum kulturellen Nachweis von Schimmelpilzkonzentrationen in der Luft“.
Nachfolgendes Beispiel zeigt den Unterschied zwischen der Stadt Stuttgart und einer ländlichen Region in der Nähe von Schorndorf.
Auffällig ist, dass die Schimmelpilzkonzentration im ländlichen Raum (ausgenommen die Gattung Die Gattung ist eine systematische Kategorie oberhalb der Art, die mehrere Arten zusammenfasst. Cladosporium) mit ca. 1.000 bis 2.000 KBE/m³ Luft (im Durchschnitt) etwa doppelt so hoch ist wie in der Stadt. Auch die Schimmelpilzkonzentration des „Getreidepilzes“ Cladosporium ist um den Faktor 3 mal höher auf dem Land gegenüber der Stadt.
Diese Beobachtung wurde bereits in einem groß angelegten Ringversuch 2012 und 2016 an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg gemacht.
Hierfür wurden zwei Nährböden (DG18 und MEA Siehe Malz-Extrakt-Agar. ) eingesetzt. Nach der Bebrütung bei 25 °C ergaben sich zum Teil deutliche Unterschiede in der Schimmelpilzkonzentration (Mischexposition, Querschnittswerte aus 3 Messungen). Bei der Auswertung der Messungen fällt auf, dass sich auf dem Nährboden Als Nährboden wird das Substrat bzw. der Untergrund bezeichnet. Schimmelpilze können prinzipiell alle Substrate belegen. Hierfür können sie ggf. sogar MEA (Malzextraktagar) an zwei Messtagen im Mai und September deutliche Unterschiede in der Konzentration zeigen. Während die Messergebnisse im September nur etwa doppelt so hoch waren, zeigen die Messergebnisse im Mai eine unerklärliche Versechsfachung. Selbst wenn man die Messergebnisse im Mai ausblendet, zeigt der Versuch, dass die Nährmedien Einfluss auf das Ergebnis haben.
Eine quantitative Bewertung zu einer möglichen Schimmelpilzbelastung in Innenräumen kann in den seltensten Fällen als absolute Aussage erfolgen. Durch regionale Unterschiede fällt eine Bewertung z. B. in Städten und Ballungszentren anders aus als z. B. auf dem Land. Befinden sich im Umfeld der Gebäude noch exponierte Quellen für ein erhöhtes Aufkommen wie z. B. Kompostierungsanlagen, erhöht sich automatisch die Außenluftbelastung, die wiederum Auswirkungen auf die Innenraumluft hat.