Der Zusammenhang zwischen der Schimmelpilzkonzentration in der Außenluft und der Schimmelpilzbelastung in Innenräumen wird noch zu wenig thematisiert, genauso wie die zeitlichen Unterschiede innerhalb eines Jahres oder durch verschiedene Jahreszeiten wie auch durch regionale Unterschiede. Dabei gibt es einen direkten Zusammenhang in Bezug auf Ursache und Wirkung sowie Bewertung.
Bei Bioaerosolen handelt es sich um einen sehr heterogen Mix aus Mikroorganismen Mikroorganismen stellen die Wurzel des „Stammbaums des Lebens“ auf der Erde dar. Sie produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse , der aus einer Vielzahl von Einflüssen bestimmt wird. Daher können Art und Konzentration mikrobieller Bestandteile stark variieren. Neben Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. können sich auch mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. des Myzels und Metaboliten Schimmelpilze nutzen als Nährstoffe für und während des Wachstums anorganische und organische Verbindungen. Diese werden biochemisch umgewandelt, wobei die dabei in der „Luftbelastung“ befinden. Dies macht eine gesundheitliche Bewertung komplex und erfordert immer eine Betrachtung im Einzelfall – also der individuellen Situation. Zu der gehören neben den zeitlich und/oder jahreszeitlich bedingten Unterschieden in der Außenluft auch genormte Messverfahren. Für die Erfassung von Schimmelpilzen in der Außenluft und zur Probenahme Entnahme von Material zu Untersuchungszwecken. und Messung z. B. durch Kultivierung Unter Kultivierung versteht der Mikrobiologe die Schaffung und das Aufrechterhalten von Bedingungen, die ein optimales Wachstum von Mikroorganismen ermöglichen. Symbolisch der lebensfähigen Sporen wurden diverse Richtlinien erarbeitet, u. a. die VDI-Richtlinie 4252 „Aktive Probenahme von Bioaerosolen“ sowie VDI-Richtlinie 4253 „Verfahren zum kulturellen Nachweis von Schimmelpilzkonzentrationen in der Luft“.
Das Spektrum der Schimmelpilzkonzentration schwankt innerhalb eines Jahres stark. In den kühleren Wintermonaten sind Konzentrationen von 50 bis 300 Koloniebildenden Einheiten pro Kubikmeter Luft ( KBE Sobald sich ein einzelliger Mikroorganismus mehrere hundertfach durch Zellteilung vermehrt hat, wird er als Kolonie auf dem Nährboden mit bloßem /m³) normal. Vom Frühsommer bis Herbst, wenn das Nährstoffangebot für Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer am höchsten ist und die Sporenbildung Da Pilze unbewegliche, heterotrophe Organismen sind, haben sie Strategien entwickelt, um nach dem Verbrauch einer Nahrungsquelle neue Habitate zu besiedeln einsetzt, findet man infolgedessen die höchste Schimmelpilz-Konzentration in der Außenluft. Je nach Region und Schimmelpilzart können dann 1.000 bis 10.000 KBE/m³ in der natürlichen Außenluft normal sein. Daran sieht man, dass der Zeitpunkt, wann eine Referenzprobe der Außenluft gemessen wird, erheblichen Einfluss auf die Schimmelpilzbewertung hat. Im Jahresdurchschnitt liegen die Schimmelpilz-Konzentrationen in der Außenluft über alle Schimmelpilzarten und allen Regionen in Deutschland bei ca. 1.000 bis 2.000 KBE/m³.
Die nachfolgende Graphik zeigt eine Auswahl human-pathogener Schimmelpilze und ihr saisonales Auftreten. Deutlich wird, dass in den Sommermonaten Juli bis September die höchste Belastung an Schimmelpilzsporen in der Außenluft vorliegt. Auch wenn der Cladosporium Cladosporium ist ein Schimmelpilz, der sowohl in der Außen- als auch in der Innenluft häufig anzutreffen ist. Mit 60 bis nur einen saisonalen Auftritt in den Sommermonaten hat, so sind seine Sporen zahlenmäßig am stärksten vertreten.
Dennoch gibt es eben nicht in den Sommermonaten den höchsten Schimmelpilzbefall in Innenräumen, sondern in den kühlen bis kalten Monaten (November bis Februar). Ursächlich hierfür sind die Wachstumsbedingungen Siehe Wachstumsvoraussetzungen. , die sich klimatisch in Innenräumen von der äußeren Umgebung unterscheiden und in den kühlen Monaten bessere Voraussetzungen bieten.
Zu den Schimmelpilzen, die in Innenräumen nachgewiesen werden, gehören u. a. Fusarium Fusarium ist ein Schimmelpilz und stellt einen weltweit verbreiteten Bodenbewohner dar. Außerdem bewachsen die verschiedenen Arten alle Getreidesorten und Gräser -, Alternaria Unter Alternaria werden eine etwa 50 Arten umfassende, weltweit verbreitete Anamorph-Gattung der Hyphomycetes mit dunklen, muriform septierten Conidien zusammengefasst, die -, Botrytis Botrytis ist eine Gattung der Schimmelpilze, die weltweit verbreitet ist. Bevorzugt wird vor allem eine feuchte Umgebung, wie sie in -, Trichoderma Trichoderma ist ein ubiquitär vorkommender Schimmelpilz. Neben einer Besiedlung von Böden und Pflanzenwurzeln trifft man den Mikropilz auch auf abgestorbenen -, Aspergillus-, Chaetomium Chaetomium ist eine Gattung der Schimmelpilze und gehört zu den so genannten Dematiaceae (auch Schwärzepilze genannt), da die Hyphen oder -, Cladosporium-, Aureobasidium Die Gattung Aureobasidium wird häufig den Schimmelpilzen zugeordnet. Verantwortlich hierfür ist ihre flache Wuchsform. Aufgrund ihrer sexuellen Fortpflanzung mit Basidien -, Mucor-, Penicillium Der auch als so genannter „Pinselschimmel“ bekannte Schimmelpilz ist besonders in kühlen und gemäßigten Gebieten weit verbreitet und ein wesentlicher - und Stachybotrys Stachybotrys ist ein zelluloseabbauender Schimmelpilz. Vor allem Stachybotrys chartarum (alte Bezeichnung atra) gilt als typischer Feuchtepilz, da er meist nach -Arten mit ihren jeweiligen Arten und Spezies.
(1) im Durchschnitt ist jede 10. Schimmelpilzspezies in Innenräumen eine Alternaria-Art. Allerdings befinden sich sie nur auf absterbenden und toten Pflanzen, in Blumenerde sowie im
Staub
Staub ist die Sammelbezeichnung für feste Teilchen (Partikel), die in der Luft längere Zeit verteilt bleiben (schweben) oder sich binnen
. Auf Wänden und Decken sind sie in der Regel nicht nachweisbar.
(2) Aspergillus-Arten wiederum wachsen und gedeihen vorwiegend auf verwesenden organischen Stoffen und ernähren sich dort saprophytisch – dies bedeutet, dass die lebensnotwendigen
Nährstoffe
Nährstoffe dürfen weder mit den Begriffen Nährboden oder Nährmedien verwechselt werden. Mit Nährstoffe werden die Partikel bezeichnet, die sich als
unmittelbar aus dem
Substrat
Für das Wachstum von Mikroorganismen geeigneter Nährboden oder ggf. auch Oberflächen bzw. Untergründe.
durch Osmose aufgenommen werden.
(3) Penicillium-Arten besiedeln zahlreiche Substrate u a. auch verschiedene Lebensmittel wie Käsesorten. Ihre nur 5µm großen Sporen sind, wie die vom Aspergillus, besonders „flugfähig“.
Es überrascht daher nicht, dass die meisten Schimmelpilzarten, die in Innenräumen nachgewiesen werden, auch in der Außenluft vorhanden sind und es jahreszeitlich bedingte Unterschiede gibt. Daher muss bei einer Bewertung von Schimmelpilzkonzentrationen in Innenräumen immer die parallel vorhandene Schimmelpilzkonzentration der Außenluft gemessen werden – der so genannte Referenzwert Ein Referenzwert dient häufig als Maßstab für die Prüfung der Angemessenheit von Maßnahmen und darf nicht mit einem Grenzwert oder . Nach den einschlägigen Regelwerken gilt nur ein Überschreiten der Werte in Innenräumen im Verhältnis zur Außenluftkonzentration als erhöhte Schimmelpilzbelastung. Schließlich sind Innenräume durch Be- und Entlüftung mit der Außenluft verbunden, so dass erhöhte Werte, die von außen verursacht werden, nicht dem Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. zugeschrieben werden können.
Gut zu erkennen sind die Unterschiede am Beispiel des Cladosporium, der auch als Getreidepilz bezeichnet wird. In den Sommermonaten macht diese Spezies ca. Dreiviertel der Bioaerosole Bio-Aerosole sind in der Luft fein verteilte kleine biologische Teilchen wie Sporen oder mikrobielle Stäube wie z. B. MVOC (vgl. der Außenluft aus. Folgerichtig liegt auch die Belastung in Innenräumen bei fast der Hälfte. Ganz anders im Winter, wenn der Schimmelpilz in der Außenluft nur noch etwa ein Drittel der Sporenbelastung und dem entsprechend in Innenräumen nur noch 1/7 der Bioaerosole ausmacht.
Im Übrigen spielen nicht nur saisonale Unterschiede eine große Rolle. Selbst innerhalb weniger Tage treten zum Teil erhebliche Unterschiede in der Sporenbelastung der Außenluft auf.
Hinzu kommen witterungsbedingte Einflüsse. So kann die Sporenbelastung durch Schimmelpilze nach einem starken Gewitterregen extrem hoch sein. Es kommt nicht selten vor, dass nach einem Platzregen die Schimmelpilzkonzentration in der Außenluft z. B. beim Cladosporium auf 50.000 KBE/m³ bis sogar 100.000 KBE/m³ Luft ansteigen kann. In derartigen Situationen wäre sinnvoll, mit dem Stoßlüften ein wenig zu warten.
Eine quantitative Bewertung zu einer möglichen Schimmelpilzbelastung in Innenräumen kann in den seltensten Fällen als absolute Aussage erfolgen. Denn die Belastung in Innenräumen muss immer mit dem Hintergrundwert Die natürliche Sporenkonzentration in einem Raum bzw. in einem Gebäude wird als Hintergrundwert (oder auch Hintergrundbelastung) bezeichnet. Dieser ist die der Außenluft ins Verhältnis gesetzt werden. Durch jahreszeitliche Unterschiede fällt eine Bewertung z. B. im Januar völlig anders aus als z. B. im August. Hinzu kommen witterungsbedingte Einflüsse, die ein erhöhtes Aufkommen von Schimmelpilzsporen verursachen können und somit Auswirkungen auf die Innenraumluft haben.