Schimmelpilzbefall und -wachstum findet oft hinter Einbauschränken, größeren Möbelstücken oder Hängeschränken, Kopfteilen von Betten, Regalen und selbst Bildern oder Vorhängen statt, wenn sich diese an der Innenseite von Außenwänden befinden. Ursächlich ist eine Kombination aus nicht oder unzureichend gedämmter Außenwand in Verbindung mit unzureichendem Heizen und/oder Lüften, wodurch sich taupunktbedingtes Kondenswasser an der Oberfläche der Innenwand bilden. Hinzu kommt, dass die freie Luftströmung Neben der Material- und Luftfeuchtigkeit sowie der Material- und Lufttemperatur gehören übermäßige Luftbewegungen zu den Faktoren, mit denen die Behaglichkeit ( Konvektion Die Konvektion ist eine Form der Wärmeübertragung, bei der Wärmeenergie zwischen einem gasförmigen oder flüssigen Medium und einem festen Stoff ) behindert wird, so dass ein erhöhter Wärmeübergangswiderstand erzeugt wird. Kurzum: hinter den großen Flächen findet keine Luftzirkulation statt, so dass die Möblierung wie eine Barriere wirkt und Kältezonen entstehen, wie durch Thermografieaufnahmen sichtbar gemacht werden kann. Diese ohnehin schon günstigen Wachstumsbedingungen für mikrobiellen Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, werden durch Staubablagerungen, wie sie häufig hinter dieser Möblierung anzutreffen sind, zusätzlich begünstigt.
Allgemein gilt, dass basierend auf einer Annahme von 20 °C Raumtemperatur und 50% relative Luftfeuchte die Oberflächentemperatur Entgegen der allgemeinen Auffassung beschreibt die Oberflächentemperatur nicht den Temperaturbereich auf einer Baustoff- oder Bauteiloberfläche. Vielmehr ist der Grenzbereich zwischen an der Innenseite von Außenwänden an keiner Stelle unter 12,6 °C sinken soll, um Schimmelpilzbefall und -wachstum zu vermeiden. Diese allgemeingültige Aussage aus den Regelwerken wie z. B. der DIN 4108-2 „ Wärmeschutz Der Wärmeschutz kann nach DIN 4108 in drei Teilbereiche untergliedert werden: Wärmeschutz und Energieeinsparung umfassen alle Maßnahmen zur Reduzierung der und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz“ gilt in erster Linie für die Berechnung von taupunktbedingtem Kondenswasser an Wärmebrücken. Sobald sich die Raumtemperatur unter 20 °C absenkt oder ansteigt bzw. die Relative Luftfeuchtigkeit Als relative Luftfeuchtigkeit wird das Verhältnis des vorhandenen Feuchtegehaltes der Luft zur möglichen Sättigungsfeuchte der Luft bei gleichem Druck und auf über oder unter 50% verändert, verschiebt sich auch der Taupunkt Der Taupunkt bezeichnet die Temperatur, bei der die Feuchtigkeit in der Luft an einem Gegenstand kondensiert. Er wird in °C .
Je kälter die Oberflächentemperatur im Verhältnis zur Raumtemperatur ist, umso höher ist die Wasseraktivität (oder aw-Wert Der aw-Wert beschreibt die Wasseraktivität auf der Bauteiloberfläche. Es ist ein Maß für das “freie Wasser”, also der Anteil der , eine Kenngröße für das Wachstum von Schimmelpilzen). Als Beispiel dient eine durchschnittliche Situation in einem Schlafzimmer in einem Gebäude mit einer nicht oder unzureichend gedämmten Außenwand. Bei Außentemperaturen von z. B. minus 8 °C wird eine Wandtemperatur auf der Schlafzimmerinnenseite von 10 °C und Lufttemperatur Als thermodynamische Zustandsgröße beschreibt die Lufttemperatur den Wärmezustand der Luft. Im Zusammenhang mit der Bauklimatik und Gebäudeklimatologie spielen die Außenluft-, von 18 °C angenommen. Die nachfolgende Graphik zeigt, wie sich der aw-Wert allein nur dadurch verändert, dass sich die relative Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und erhöht. Die Raumlufttemperatur bleibt bei 18 °C; die Oberflächentemperatur der Innenwand bei 10 °C.
Dieses Beispiel zeigt, dass bereits ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von nur 40% (!) der mikrobielle Befall durch einige xerophile Schimmelpilzarten möglich ist und selbst bei einer relativen Luftfeuchte von ca. 50% die meisten innenraumrelevanten Schimmelpilzarten ideale Wachstumsbedingungen Siehe Wachstumsvoraussetzungen. vorfinden. Die Möblierung wirkt hierbei als doppelte Barriere: sie verhindert eine ausreichende Luftzirkulation zwischen Innenwand und Möbelwand und verhindert zudem, dass die warme Raumluft, die bekanntlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen und speichern kann, bis zur Kältezone vordringen kann. Durch diese Barriere wird die Wärmeübertragung Als Wärmeübertragung wird der Transport von thermischer Energie (Wärme) infolge eines Temperaturunterschiedes innerhalb von Festkörpern durch Wärmeleitung, zwischen Festkörpern und durch Konvektion und Strahlung reduziert. Einbauschränke und große Einrichtungsgegenstände verursachen erhöhte Wärmeübergangswiderstände. Durch die Kombination beider Effekte wird die relative Luftfeuchte zusätzlich erhöht.
Wenn die Außenwand kurzfristig nicht wärmegedämmt werden kann, ergibt sich nur die Möglichkeit, den Abstand der Möbel- und Einrichtungsgegenstände von der Wandoberfläche zu erhöhen, damit warme Raumluft ungehindert in die Kältezonen strömen, die Wandoberfläche erwärmen und die erhöhte Luftfeuchte aufnehmen kann. Neben dem Abrücken von der Innenwand kann es im Einzelfall auch sinnvoll sein, Möbel auf kleine Füße zu stellen, um eine Hinterlüftung zu erreichen. Einbau- und/oder Hängeschränke sollten nicht an nicht oder unzureichend gedämmten Außenwänden befestigt werden. Sollte sich dies nicht vermeiden lassen, sollten Abstandhalter einen ausreichenden Luftspalt sicherstellen.
Eine Alternative, wenn die Außenwand nicht wärmegedämmt wird, können ggf. auch Innendämmungen, Wandheizsysteme oder Fußleistenheizungen darstellen.
Im Übrigen gilt der Kälte-Effekt durch Möblierung und Einrichtungsgegenstände nicht nur an vertikalen Außenwänden und einer fehlenden Fassadendämmung, sondern u. U. auch für Fußböden bei nicht gedämmten Kellerdecken. Der beschriebene Effekt kann infolgedessen auch bei Betten mit einem darunterliegenden Bettkasten auftreten, wenn diese im Erdgeschoss auf einer nicht gedämmten Kellerdecke stehen.
Bausachverständige empfehlen in der Regel einen Abstand von ca. 10 cm, in Ausnahmen auch von 20 cm, um eine Luftzirkulation sicherzustellen. Aber Vorsicht: mehrere Gerichte haben bereits entschieden, dass Mieter das Recht haben, ihre Möbel grundsätzlich an jedem beliebigen Platz in der Wohnung aufzustellen und nicht gezwungen sind, auf bezahlten Wohnraum zu verzichten. Der Deutsche Mieterbund (DMB) schließt sich dieser Auffassung an. So lange im Mietvertrag die Nutzung dieses Streifens nicht ausdrücklich ausgenommen ist und der Mieter für diesen Bereich ebenfalls Miete entrichtet, gehört auch dieser Streifen zur Gebrauchstauglichkeit eines Wohnraumes, so dass ihm das Stellen seiner Möbel und anderer Einrichtungsgegenstände nicht untersagt werden kann. Erst Recht ist es für einen Mieter unzumutbar, an bestimmte Wände überhaupt keine Möbelstücke aufstellen zu dürfen. In dem Fall liegt ein Mangel der Mietsache vor.
Schimmelpilzbefall und -wachstum hinter großen Möbel- und Einrichtungsgegenständen findet nicht nur auf der Oberfläche der Innenwand (Bausubstanz) statt, sondern auch auf den Möbel- und Einrichtungsgegenständen. Holz und holzhaltige Untergründe stellen für Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer einen idealen Untergrund ( Substrat Für das Wachstum von Mikroorganismen geeigneter Nährboden oder ggf. auch Oberflächen bzw. Untergründe. ) dar. Daher muss geprüft werden, ob der mikrobielle Befall entfernt (z. B. durch Abschleifen) oder abgetötet werden kann (z. B. durch hochprozentigen Alkohol) oder im Einzelfall das Inventar entsorgt werden muss. Hierbei ist darauf zu achten, dass Schimmelpilze niemals trocken entfernt werden dürfen und auch beim Entsorgen sichergestellt werden muss, dass Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. (z. B. Myzelien) nicht freigesetzt werden und die Innenraumluft unnötig belasten.
Abschließend soll darauf hingewiesen werden, dass eine Möblierung an der Innenseite von Außenwänden nur ein Problem darstellt, wenn diese nicht oder unzureichend wärmegedämmt sind. Bei einer ausreichenden Wärmedämmung Wärmedämmung ist der Oberbegriff für bautechnische Maßnahmen an Gebäuden und die effizienteste Maßnahme zur Einsparung von Heiz- und Kühlenergie sowie der Gebäudehülle mit einer Dämmstoffdicke von 10 cm (oder mehr) und/oder einem U-Wert von 0,35 W/m² K (oder besser) stellt eine Möblierung an den Innenseiten der Außenwände (bei ausreichendem Lüften und Heizen) in der Regel kein Problem dar.