Vermeidung nutzungsbedingter Feuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und in privat genutzten Innenräumen wird durch die relative Luftfeuchte bestimmt. Diese gibt an, wie viel Prozent der maximal möglichen Wasserdampfmenge in der Luft enthalten ist und wird bestimmt durch die Wasserdampfmenge, die in Innenräumen produziert wird, den Luftaustausch mit der Außenluft (Luftwechsel), das Sorptionsvermögen der Oberflächen, die Innenräume umschließen und den möglichen Feuchtetransport innerhalb eines Gebäudes und/oder durch die Gebäudehülle.

Äußere Einflüsse und bauliche Mängel werden als nutzungsunabhängige (oder nicht nutzungsbedingte) Feuchtigkeit bezeichnet. Das Wohn-, Nutzungs- und Lüftungsverhalten von Menschen hingegen beeinflusst die nutzungsabhängige (oder nutzungsbedingte) Feuchtigkeit in Innenräumen. In erster Linie geht es um die Feuchteproduktion, die beim Wohnen bzw. der Nutzung privat genutzter Innenräume entsteht. Damit sind Kochen, Baden, Duschen und dgl. sowie Atmen und Schwitzen gemeint, aber auch individuelle Faktoren wie Pflanzen und Tiere sowie das Wäsche trocknen innerhalb der Wohnung oder offene Wasserflächen. Hierbei wird unterschieden zwischen der Normalbelastung und Spitzenbelastung, da diese wesentlichen Einfluss auf die Relative Luftfeuchtigkeit Als relative Luftfeuchtigkeit wird das Verhältnis des vorhandenen Feuchtegehaltes der Luft zur möglichen Sättigungsfeuchte der Luft bei gleichem Druck und in Innenräumen hat. Mit „normal“ ist die Feuchtigkeit gemeint, die der Mensch automatisch durch Ausatmen und Schwitzen produziert und die bei durchschnittlicher Nutzung der Innenräume entsteht (z. B. Pflanzen). Je nach Aktivität produziert der Mensch zwischen 25 bis 30 Gramm Wasserdampf Als Wasserdampf wird das in der Erdatmosphäre im gasförmigen Aggregatzustand enthaltene nicht sichtbare Wasser bezeichnet. In die Luft gelangt Wasserdampf pro Stunde bei ruhender Tätigkeit, ca. 50 g/h bei leichter Tätigkeit und bis zu 150 g/h bei schwerer Tätigkeit. Somit wird die produzierte Menge an Wasserdampf in Innenräumen nicht nur durch die Anzahl der Personen, sondern auch deren Aufenthaltsdauer und Aktivität, beeinflusst. Bei einem 3- oder 4-Personenhaushalt können somit über 100 Liter Wasserdampf pro Woche anfallen. Zur Veranschaulichung: Dies entspricht etwa einer halben Badewanne!

Hinzu kommt, dass die Feuchteproduktion nicht gleichmäßig stattfindet – weder zeitlich noch räumlich. Duschen findet z. B. in der Regel morgens und abends statt, Baden dagegen eher abends oder am Wochenende und seltener als Duschen. Morgens kumuliert sich die Wasserdampfproduktion auf 60 bis 90 Minuten, während diese abends auf einen längeren Zeitraum verteilt wird. Baden und Duschen findet in Bädern und somit in kleineren Räumen statt. Nicht immer verfügen Bäder über eine Fensterlüftung; gerade bei innenliegenden Bädern müssen die Feuchtigkeitsspitzen über eine Zwangsbelüftung abgeführt werden. Infolgedessen wird die Sättigungsfeuchte viel schneller erreicht als in anderen Innenräumen.

Neben der nutzungsbedingten Feuchtigkeit in Bädern müssen Küchen genannt werden. Küchen werden zunehmend in offener Bauweise konstruiert, so dass sich produzierter Wasserdampf z. B. beim Kochen nicht mehr nur in der Küche „staut“, sondern auch in andere Innenräume verteilt wird. Dies ist abhängig von der Art, wie der „Küchendunst“ abgeführt wird – entweder über eine Abluftvorrichtung wird die Feuchtigkeit nach außen geleitet oder über einen Umlauf verbleibt die gefilterte Luftfeuchtigkeit in der Küche. Neben der technischen Entlüftung oder Be- und Entlüftung über Fenster oder Abluftanlagen beeinflusst zudem das Sorptionsverhalten der Baustoffe und Oberflächen, ob und in welcher Menge Luftfeuchtigkeit in Küchen zwischengespeichert und zeitverzögert wieder abgegeben wird.

Das Sorptionsverhalten von Baustoffen und Oberflächen spielt auch eine wichtige Rolle bei hoher Restfeuchte in Baustoffen z. B. nach einem sporadischen Wasserschaden oder nach Baumaßnahmen, z. B. nach Fertigstellung eines Rohbaus (so genannte Rohbaufeuchte) oder nach umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen, bei denen viel Wasser über die Baustoffe eingebracht wurde und sich nach dem Einzug immer noch in der Baukonstruktion befindet.

Außerdem stellt das Waschen und Trocknen von Kleidung innerhalb privat genutzter Innenräume eine nicht unwesentliche Quelle für nutzungsbedingte Feuchtigkeit dar. Gerade beim Wäschetrocknen gibt es eine Reihe von Faktoren, die Einfluss auf die Wasserdampfmenge haben und somit die Höhe der Luftfeuchtigkeit bestimmen. Hierzu zählen z. B. die Eigenschaften der Wäsche (Porengehalt, Volumen, Material, Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur , Fläche), der Wasch-Art (Waschgang, Schleuderzahl) und die Art der Trocknung (maschinelle Trocknung oder Aufhängung). Zudem variiert die abgegebene Wassermenge pro Zeiteinheit je nachdem welche Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftgeschwindigkeit Im Hinblick auf die Sicherung eines gesunden Raumklimas wird als Luftgeschwindigkeit die Bewegung der Umgebungsluft in der Aufenthaltszone bezeichnet. Die ( Luftströmung Neben der Material- und Luftfeuchtigkeit sowie der Material- und Lufttemperatur gehören übermäßige Luftbewegungen zu den Faktoren, mit denen die Behaglichkeit z. B. durch Konvektion Die Konvektion ist eine Form der Wärmeübertragung, bei der Wärmeenergie zwischen einem gasförmigen oder flüssigen Medium und einem festen Stoff ) in den Innenräumen herrscht.

Abschließend sollen noch andere Beispiel für eine nutzungsbedingte Wasserdampfproduktion genannt werden. Die produzierte Wasserdampfmenge bei der Tierhaltung wird z. B. mit 10 bis 40 g/h angegeben. Hierbei orientiert man sich an einem Richtwert Ein Richtwert ist ein Vorsorgewert nach dem Minimierungsgebot. Er basiert auf dem aktuellen Erfahrungs- und Wissensstand und greift in der von 40 g/h für einen mittelgroßen Hund und 10 g/h für eine Katze. Die Wasserdampfmenge, die durch ein Aquarium freigesetzt werden kann, hängt von der Größe der Verdunstungsfläche, der Raumtemperatur sowie der Luftgeschwindigkeit in Innenräumen ab und wird in der Regel mit einem Richtwert von 6 bis 8 g/h angegeben. Die Wasserdampfproduktion durch Pflanzen wird mit 5 bis 20 g/h angegeben, je nach Art und Größe der Pflanze. Für Blumen und kleinere Töpfe mit Zierpflanzen gilt ein Richtwert von 5 bis 10 g/h. Für mittlere Topfpflanzen wird als Richtwert 7 bis 15 g/h angesetzt und für große Zimmerpflanzen gilt als Richtwert 10 bis 20 g/h. Nicht zu vergessen sind Tätigkeiten wie z. B. Hausputz (Fensterputzen, Böden wischen usw.), bei dem Wasserdampf von 100 bis 500 g/h produziert werden kann. Alle diese Quellen müssen in einer Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. -Feuchte-Bilanz berücksichtigt werden, wenn nutzungsbedingte Feuchtigkeit in privat genutzten Innenräumen erfasst und bewertet werden soll.