Nutzungsbedingte Feuchtigkeit kann in Bädern am besten wahrgenommen werden. Nach dem Duschen oder Baden „steht“ die feucht-warme Luft im Raum, Spiegel oder Fenster beschlagen und oftmals kann auf Fliesen oder keramische Beläge ein hauchdünner Wasserfilm beobachtet werden. Die Wasserdampfproduktion des Menschen beim Baden wird in der Regel mit 700 Gramm angegeben. Dieser Wert hat auch in den Normen Einzug gehalten und basiert auf einer durchschnittlichen Badezeit von 20 min., da zum Zeitpunkt der Versuche in den 1980-er Jahren diese Zeitspanne als übliche Badezeit galt. Hinzu kommt, dass die Versuche auf einer zum damaligen Zeitpunkt handelsüblichen Badewanne mit einem Fassungsvermögen von 150 Liter Wasser basierten. Bei heutigen Badewannen liegt das Fassungsvermögen zwischen 180 und 250 Liter Wasser, zumal sich auch die Formen verändert haben. Mit den zunehmend beliebten Eckbadewannen oder auch Whirlpools hat sich die Wasseroberfläche vergrößert, die bei einer längeren Badezeit als Verdunstungsfläche wirkt. Wenn die Wasserdampfproduktion in Gramm pro Stunde angegeben wird, muss der Wert von 700 Gramm für 20 min. auf 2.000 bis 3.000 g/h angepasst werden.
Im Gegensatz zum Baden erfolgt die Wasserdampfproduktion beim Duschen unter fließendem Wasser. Diese wird mit 1,5 bis 3,0 Kilogramm pro Stunde angegeben. In den Normen wird mit 2,6 kg/h gerechnet. Dieser Wert erscheint auf den ersten Blick sehr hoch. Berücksichtigt man allerdings, dass die durchschnittliche Duschzeit nur ca. 10 min. beträgt, wird während des Duschens eine Wasserdampfmenge von 250 bis 500 Gramm produziert. Die hohe Bandbreite resultiert daraus, dass das Duschverhalten sehr nutzerspezifisch ist. Einige Menschen lassen während der gesamten Duschzeit den Duschkopf laufen, andere nur zum Einseifen und Abspülen. Einfluss auf die Wasserdampfproduktion haben zudem die Geometrie des Duschkopfes, die Fließgeschwindigkeit des Wassers sowie die Wassertemperatur. Daher ist ein Richtwert Ein Richtwert ist ein Vorsorgewert nach dem Minimierungsgebot. Er basiert auf dem aktuellen Erfahrungs- und Wissensstand und greift in der für die Wasserdampfproduktion beim Duschen kaum möglich.
Ergänzt werden muss, dass die Wasserdampfproduktion durch feuchte Handtücher, die nach dem Baden oder Duschen im Bad zum Trocknen aufgehangen werden, in den bisherigen Untersuchungen nicht berücksichtigt wurden. Kleinere Tätigkeiten wie z. B. Händewaschen oder Zähneputzen können vernachlässigt werden.
Diese kurzzeitigen Feuchtigkeitsbelastungen von 30 bis 60 Minuten werden je nach baulichen Gegebenheiten entweder durch ein kurzes und intensives, manuelles Stoßlüften oder über eine Zwangsbelüftung oder kontrollierte Lüftung oder raumlufttechnische Anlagen abgeführt. Anforderungen an den Mindestluftwechsel ergeben sich u. a. über das Raumvolumen und andere Parameter.
Bei der nutzungsbedingten Feuchtigkeit in Bädern wird allerdings oft vernachlässigt, dass während des Badens oder Duschens die anfallende Feuchtigkeit je nach Raumtemperatur nicht nur durch die Raumluft gespeichert wird, sondern auch durch die den Raum umschließenden Innenwände (z. B. Putz oder Tapete) sowie sonstige Oberflächen (z. B. Handtücher und Garnituren). Verantwortlich hierfür ist das so genannte Sorptionsverhalten. Dies bedeutet, dass Baustoffe während der Nutzungsphase in der Lage sind, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und zwischen zu speichern. Offenporige und diffusionsfähige Baustoffe wie z. B. Kalkputze, Silikatfarben, Raufasertapeten oder Gipskartonplatten können große Mengen Feuchtigkeit aufnehmen und somit temporäre Feuchtigkeitsspitzen abpuffern. Der exotherme Vorgang findet an den Innenoberflächen der Porenstruktur statt. Dem entsprechend steigt die Sorptionsfähigkeit von Baustoffen mit ihrer Porosität bzw. Diffusionsfähigkeit. Diffusionsoffene Baustoffe stellen sicher, dass Wasserdampf Als Wasserdampf wird das in der Erdatmosphäre im gasförmigen Aggregatzustand enthaltene nicht sichtbare Wasser bezeichnet. In die Luft gelangt Wasserdampf weit genug in die Bauteile eindringen kann. Die Speicherung des Wasserdampfes übernimmt hingegen die Sorptionsisotherme Die Sorptionsisotherme beschreibt das Sorptionsverhalten, d. h. die Eigenschaft eines hygroskopischen Stoffes, aus der Umgebungsluft Wasserdampf aufzunehmen, zu speichern und des Baustoffes. Besonders gut geeignet sind Baustoffe, deren Sorptionsisotherme im Bereich der relativen Luftfeuchte zwischen 40 und 80% einen signifikanten Feuchteanstieg speichern können. Geschlossene und diffusionsdichte Baustoffe wie z. B. Fliesen und keramische Beläge oder Dispersionsfarben und Kunstharzputze können dies dagegen nicht. Während die Erstgenannten temporär Feuchtigkeit aufnehmen ( Adsorption Mit Adsorption wird die Aufnahme von Atomen, Ionen oder Molekülen eines Gases oder einer Flüssigkeit (Adsorbat) durch die Oberfläche eines ) und zeitversetzt wieder abgeben ( Desorption Siehe Sorption. ) können, bildet sich bei den Letztgenannten ein hauchdünner Wasserfilm auf der Oberfläche. Menge und Zeit der Feuchtigkeitsregulierung (Feuchteaufnahme, Zwischenspeicherung, Feuchteabgabe) wird nicht nur über das Sorptionsvermögen und den Diffusionswiderstand der Baustoffe gesteuert, sondern auch über die relative Luftfeuchte im Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. . Die „Pufferwirkung“ der Materialien ist auf den oberflächennahen Bereich von wenigen Millimetern des Bauteils beschränkt.
Auf die nutzungsbedingte Feuchte in Bädern bezogen, bedeutet dies, dass mit dem einmaligen und zeitlich begrenzten Lüften lediglich die hohe Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und abgeführt und die relative Luftfeuchte kurzzeitig reduziert wird. Nachdem das Lüften beendet ist, diffundiert die in den Oberflächen gespeicherte Feuchtigkeit wieder in die Raumluft und erhöht somit die Relative Luftfeuchtigkeit Als relative Luftfeuchtigkeit wird das Verhältnis des vorhandenen Feuchtegehaltes der Luft zur möglichen Sättigungsfeuchte der Luft bei gleichem Druck und . Konkret bedeutet dies, dass der Lüftungsvorgang zeitlich versetzt nach 60 bis 90 Minuten noch einmal wiederholt werden müsste.