Bei der Errichtung eines Neubaus wie auch im Rahmen der Altbausanierung fallen je nach Bauweise und Baustoffe erhebliche Mengen an Wasser an. Bei einem typischen Neubau in Massivbauweise (Rohbau aus Mauerwerk, innen und außen verputzt) z. B. werden in der Regel zwischen 80 bis 100 Liter Wasser eingebracht – pro m²! Dies bedeutet, dass durch Baustoffe, die mit Wasser angerührt werden wie z. B. Mauermörtel, Estrich, Beton, Putzmörtel sowie Spachtelmassen oder Baustoffe, die im wässrigen Zustand geliefert werden wie z. B. pastöse Putze und Spachtelmassen sowie Farben, zwischen 10.000 und 20.000 Liter Wasser in ein Einfamilienhaus eingebracht werden. Neben dieser Baustofffeuchte kommen ggf. noch Durchfeuchtungen in der Bauphase hinzu, wenn der Rohbau z. B. gegen Niederschläge in Form von Regen (Fassade) oder Spritzwasser (Sockel) nicht geschützt wurde. Dies führt dazu, dass sich zum Zeitpunkt der Übergabe oder des Einzugs je nach Bauweise und Art der Baustoffe noch eine erhebliche Menge an Restfeuchtigkeit in der Baukonstruktion befinden kann. Diese führt durch Verdunstung zu einem Anstieg der Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und in Innenräumen. Allerdings ist dies kein einmaliger Vorgang, der durch einmaliges Lüften beendet werden kann, da sich die erhöhte Feuchtigkeit im Wand-, Boden- und Deckenquerschnitt befindet und einen längeren Zeitraum braucht, bis sich durch Verdunstung die so genannte Ausgleichsfeuchte Als Ausgleichsfeuchte wird der stoffspezifische Feuchtegehalt eines porösen Baustoffes bezeichnet, der sich in einem hygroskopischen Stoff/Baustoff in Abhängigkeit von und eingestellt hat. Je nach Wassermenge, Verdunstungsfläche und Raumklima Als Raumklima wird eine Vielzahl von Faktoren bezeichnet, die in einem Aufenthaltsraum Einfluss auf die Wohnqualität und die Behaglichkeit des kann dieser Vorgang 1 bis 2 Jahre dauern – in Ausnahmen auch weniger (6 bis 9 Monate) oder länger (3 bis 5 Jahre)!
Die Bauweise wurde nicht ohne Grund erwähnt: schließlich hat sich diese in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Um Energieverluste zu vermeiden, wird die heutige Gebäudehülle luftdicht gebaut. Dies führt dazu, dass vorhandene Luftfeuchtigkeit nicht mehr wie früher über undichte Fenster oder sonstige Undichtigkeiten nach außen entweichen kann und somit eine gewisse Luftzirkulation nicht mehr stattfindet. Die Bauweise wurde aber auch aus einem anderen Grund genannt, denn im Trockenbau fällt deutlich weniger Wasser an.
Die Verdunstungsfläche wurde ebenfalls nicht ohne Grund erwähnt. Während mineralische Baustoffe wie z. B. ein Innenputz auf Kalkbasis eine hohe Wasserdampfdiffusion Als Diffusion (lat. = ausbreiten) wird ein physikalischer Vorgang des Vermischens bzw. eine durch Konzentrationsunterschiede hervorgerufene, gegenseitige Durchdringung zweier oder und darüber hinaus ein hohes Sorptionsvermögen aufweist, sind Fliesen und keramische Beläge z. B. genau das Gegenteil. Feuchtigkeit in Wänden und Böden kann nicht entweichen, so dass sich hohe Restfeuchte in so genannten Feuchträumen immer als Problem darstellt. Dies nicht nur in der Nutzungsphase, sondern auch in der Bauphase. Erst, wenn der richtige Trocknungsgrad des Estrichs erreicht ist, dürfen dampfdiffusionssperrende Fußbodenbeläge wie z. B. Fliesen und keramische Beläge verlegt werden. Der Fachmann spricht von der so genannten „Belegreife“. Auskunft über den Feuchtegehalt liefert z. B. eine so genannte CM-Messung. Ähnliches gilt z. B. für Kunstharzputze auf mineralischen Unterputzen.
Um eine hohe Restfeuchte nach Baumaßnahmen zu vermeiden, gibt es grundsätzlich zwei Ansätze: die Reduzierung von Wassermengen in der Bauphase durch den Einsatz geeigneter Baustoffe oder Verfahren wie z. B. Trockenbau sowie die Sicherstellung einer ausreichenden Abtrocknung, sowohl während der Bauphase als auch in der Nutzungsphase.
Die einfachste Lösung wäre, den Rohbau nach Fertigstellung entsprechend lange austrocknen zu lassen, idealerweise über die trockenen Wintermonate, auch wenn dies heute kaum noch Bauherren vermittelt werden kann („Zeit kostet Geld“). In jedem Fall sollten die Innenräume in der Schlussphase, wenn Fenster und Türen bereits eingebaut wurden, intensiv quergelüftet werden. Zusätzlich können Technische Bautrockner den Prozess unterstützen. Sobald die Innenräume bewohnt werden, sollte neben einer ausreichenden Be- und Entlüftung zusätzlich geheizt werden – auch dann, wenn die Temperaturen ein Beheizen noch nicht erforderlich machen.
Die Reduzierung hoher Restfeuchte nach Baumaßnahmen hat noch einen anderen Hintergrund, denn feuchte Baustoffe haben eine höhere Wärmeleitfähigkeit als trockene Baustoffe und somit eine schlechtere Wärmedämmung Wärmedämmung ist der Oberbegriff für bautechnische Maßnahmen an Gebäuden und die effizienteste Maßnahme zur Einsparung von Heiz- und Kühlenergie sowie . Dies kann zu höheren Heizkosten und taupunktbedingtem Kondenswasser führen. Außerdem sind feuchte Baustoffe immer eine mögliche Ursache für Bauschäden Der Begriff des Bauschadens wird unterschiedlich definiert. So werden im 3. Bauschadensbericht der Bundesregierung darunter alle negativen Veränderungen der Bauteileigenschaften (z. B. Abplatzungen durch Frost-Tau-Wechsel oder Schwind- oder Schrumpfrisse).
Neubauten werden gemäß DIN 1946-6 Raumlufttechnik Teil 6: Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen an die Auslegung, Ausführung, Inbetriebnahme und Übergabe sowie Instandhaltung. Diese „Raumlufttechnik – Teil 6: Lüftung Lüftung in einem Gebäude ist unentbehrlich. Sie ist eine Grundanforderung an die Nutzbarkeit von Räumen und Gebäuden, die bei der von Wohnungen“ mit einer kontrollierten Wohnungslüftung versehen, um eine ausreichende Be- und Entlüftung sicherstellen. Hierbei muss man beachten, dass gerade in den ersten Monaten der Nutzungsphase diese Lüftung nicht ausreicht und hohe Restfeuchte nur durch zusätzliche manuelle Lüftung abgeführt werden kann. Im Idealfall sollte dieses Stoß- oder Querlüften mindestens 15 bis 20 Minuten dauern und 3- bis 4-mal täglich wiederholt werden. Völlig falsch wäre eine Fensterlüftung in Kippstellung Die Kippstellung (von Fenstern) hat im Zusammenhang mit Schimmelpilzen eine besondere Bedeutung. Bei der auch als Spaltlüftung bezeichneten Lüftungsart wird oder eine Lüftung bei hoher Luftfeuchtigkeit wie z. B. nach einem Starkregen oder bei schwül-heißem Wetter. Letzteres verursacht nur eine Sommerkondensation und verschärft somit das Feuchteproblem in Innenräumen.
In den ersten Monaten der Nutzungsphase sollten zudem Einbauschränke und große Möbelstücke sowie Betten nicht direkt an die Innenwände gestellt werden. Was man ansonsten eher von den Innenseiten nicht gedämmter Außenwände kennt, um taupunktbedingtes Kondenswasser zu vermeiden, gilt bei hoher Restfeuchte für alle Innenwände. Schließlich befindet sich in allen Innenwänden noch Restfeuchte. Diese Empfehlung ist abhängig von der Nutzung der Innenräume und gilt umso mehr für Innenräume, in denen nutzungsbedingt eine hohe Luftfeuchtigkeit entsteht wie in Küchen und Bädern. Anders ausgedrückt: wenn Einbauküchen unmittelbar nach der Bauphase eingebaut werden und sich in den Innenwänden noch erhöhte Feuchtigkeit befindet, sind Schimmelpilzbefall hinter den Einbaumöbeln häufig vorprogrammiert.