Die Bezeichnung raumlufttechnische Anlage ist einerseits der Oberbegriff für verschiedene Arten von Lüftungsanlagen und wird andererseits für komplexe Lüftungs- und Klimaanlagen verwendet – eine Abgrenzung ist schwierig, die Grenzen fließend. Reine Entlüftungsanlagen sowie einfache Ventilatorgestützte Abluft- oder Zuluftanlagen werden in der Regel nicht hierzu gezählt, dagegen aber kombinierte Zu- und Abluftanlagen mit oder ohne Wärmerückgewinnung Die Wärmerückgewinnung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Grund hierfür sind einerseits die gestiegenen Anforderungen an die Energieeinsparung sowie Teilklima- und Klimaanlagen. Raumlufttechnische Anlagen (oder kurz RLT Abkürzung für raumlufttechnische Maßnahmen. -Anlagen) temperieren (Heizen und Kühlen) und transportieren die Luft. Wird zusätzlich die Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und gesteuert (Be- und/oder Entfeuchtung), spricht man von einer Klimaanlage.
- Abluft Als Abluft wird die verbrauchte und belastete Luft (Geruchsstoffe, Feuchtigkeit, CO2 oder sonstige flüchtige organische Gase) bezeichnet, die aus den - oder Zuluftanlagen: Entlüften
- Kombinierte Zu- und Abluftanalagen: Be- und Entlüften
- RLT-Anlagen (oder Teilklimaanlagen): Be- und Entlüften, Heizen und Kühlen
- Klimaanlagen: Be- und Entlüften, Heizen und Kühlen, Be- und Entfeuchtung
Klassische Lüftungsanlagen saugen die verbrauchte Raumluft ab und führen dem Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. gefilterte frische Luft von außen zu. Im Gegensatz dazu wird bei raumlufttechnischen Anlagen die zugeführte Frischluft vorher „behandelt“, entweder erwärmt und/oder befeuchtet. Gleiches gilt für die abgesaugte Raumluft, wenn z. B. ein Wärmetauscher integriert ist, der zur Wärmerückgewinnung dient. Dies bedeutet, dass die abgesaugte Abluft aus dem Innenraum ihre Wärme Wärme (Wärmemenge) ist eine physikalische Größe. In der Thermodynamik ist Wärme eine über Systemgrenzen hinweg transportierte thermische Energie. Wärme ist an den Wärmetauscher abgibt, der diese Wärme an die angesaugte Frischluft weitergibt und somit für eine Wärmerückgewinnung sorgt. Dies spart Energiekosten für die Lüftungsanlage.
Raumlufttechnische Anlagen sind grundsätzlich gleich aufgebaut. Die angesaugte Außenluft strömt durch den ersten Luftfilter In der Entfeuchtungstechnik kommen im Wesentlichen drei Filterarten zum Einsatz. Partikelfilter: diese bestehen in der Regel aus einem Netzgewebe, einem und wird für die Wärmerückgewinnung zum Wärmetauscher geführt. Ein Zuluftventilator, der mit Schalldämpfern ausgestattet ist, transportiert die auf zu bereitende Luft über einen Lufterhitzer, Luftkühler und Luftbefeuchter. Daraufhin wird die Luft ein zweites Mal gefiltert und strömt als Zuluft Die Zuluft ist die temperierte (behandelte) und gefilterte Luft, die in die Wohnräume strömt. in den jeweiligen Innenraum. Die Abluft wird abgesaugt und gefiltert. Ein Teil der Luft wird als Umluft dem Innenraum wieder zurückgeführt. Der Rest strömt über den Wärmetauscher und mit Hilfe des Abluftventilators, der ebenfalls von Schalldämpfern umgeben ist, nach außen. Herzstück einer RLT-Anlage ist der Ventilator. Dieser stellt den benötigten Volumenstrom innerhalb der Lüftungsanlage sicher. Je nach Wirkungsgrad Der Wirkungsgrad beschreibt das Verhältnis von Nutzenergie und zugeführter Energie. Je höher der Wirkungsgrad, desto effizienter arbeitet das Gerät. des Wärmetauschers können zwischen 85 und 98% der Wärmeenergie zurückgewonnen werden. Dies bedeutet, dass z. B. im Vergleich zu einer herkömmlichen Fensterlüftung zwischen 20 bis 30% Heizenergie eingespart werden können. Die Heizung muss nur den geringen Temperaturunterschied zwischen der gewünschten Raumtemperatur und der Zulufttemperatur zur Verfügung stellen.
Bei Neubauten (insbesondere von Ein- und Zweifamilienhäusern) sind raumlufttechnische Anlagen mit Wärmerückgewinnung seit Jahren Stand der Technik. Damit die frische Außenluft im Sommer vorgekühlt oder im Winter vorerwärmt wird, werden Erdwärmetauscher eingesetzt. Bei einem Luft-Erdwärmetauscher wird die Zuluft direkt über im Erdreich liegende Leitungen geführt. Bei einem Sole-Erdwärmetauscher dagegen wird die Zuluft ohne direkten Erdkontakt über einen in der Erde liegenden Solekreislauf temperiert. Hierbei muss beachtet werden, dass die Oberflächentemperatur Entgegen der allgemeinen Auffassung beschreibt die Oberflächentemperatur nicht den Temperaturbereich auf einer Baustoff- oder Bauteiloberfläche. Vielmehr ist der Grenzbereich zwischen der Luft-Erdwärmetauscher zeitweise niedriger sein kann als die Taupunkttemperatur Die Taupunkttemperatur ist ein Maß für den Feuchtegehalt der Luft. Sie ist die Temperatur, bei der der Wasserdampfgehalt der Luft der Luft. Dies kann zu taupunktbedingtem Kondenswasser und somit mikrobiellem Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, führen. Das Umweltbundesamt Zu den Aufgaben des Umweltbundesamtes (UBA) gehören u. a. die wissenschaftliche Unterstützung und Beratung des BMU und der Bundesregierung in ( UBA Siehe Umweltbundesamt. ) weist daraufhin, dass selbst bei einer Abführung der Feuchte ein Mikrobieller Befall Als Mikroorganismen werden eine Reihe sehr unterschiedlicher Organismen bezeichnet, deren charakteristische Eigenschaft ihre geringe Größe ist. Sie werden ausgehend von im Erdwärmetauscher nicht ausgeschlossen werden und somit Endotoxine und/oder Mykotoxine auftreten und die Innenraumluft belasten können. Aus diesem Grund empfiehlt das UBA, Luft-Erdwärmetauscher nicht mehr zu verwenden.
Moderne RLT-Anlagen arbeiten nicht nur mit einer Wärmerückgewinnung, sondern auch mit einer Feuchterückgewinnung sowie einer sensorgesteuerten Bedarfsregelung. Diese berücksichtigen z. B. auch die absolute Luftfeuchte der Außenluft und reduzieren das Luftvolumen bei hoher Außenluftfeuchte. Speziell in hocheffizienten Neubauten werden zunehmend hybride Lösungen eingebaut, bei denen im Lüftungssystem eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe integriert ist. Diese stellt neben der Heizung auch die Warmwasserbereitung sicher. Aufgrund der effizienten Bauweise mit einer luftdichten Gebäudehülle und fugendichten Fenster sind diese komplexen Anlagen insbesondere bei Niedrigenergie-, Nullenergie- und so genannten Plus-Energiehäusern nicht nur zwingend erforderlich, sondern mittlerweile obligatorisch.
Unter mikrobiologischen und/oder hygienischen Gesichtspunkten müssen RLT-Anlagen unter zwei Aspekten betrachtet werden: Luftbefeuchter sind hygienisch besonders sensible Bauteile, die regelmäßig gereinigt und ggf. desinfiziert werden müssen. In dem verzweigten Luftkanalsystem kann zudem Kondenswasser entstehen, das die Grundlage für mikrobiellen Befall durch Schimmelpilze und/oder Bakterien darstellt. Der zweite Aspekt sind die Filtersysteme. Diese stellen sicher, dass Pollen und Gräser, Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. und andere mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. sowie Feinstaub Als Feinstaub, Schwebstaub oder englisch „Particulate Matter” bezeichnet man Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern und sonstige Schwebstoffe (so genannte Aerosole) aus der Außenluft abgefangen werden und sowohl die Lüftungsanlage selbst nicht verunreinigen, aber vor allem die Innenraumluft nicht belasten. Die Schutzfunktion für die raumlufttechnische Anlage ist in der DIN EN ISO 16890 Die ISO 16890 ist eine Prüfnorm für Filter und spiegelt die aktuellen Anforderungen an die Raumluftqualität wider. Vor allem soll -1 „Luftfilter für die allgemeine Raumlufttechnik – Teil 1: Technische Bestimmungen, Anforderungen und Effizienzklassifizierungssystem“ geregelt. Die Grundlage stellt der Feinstaubabscheidegrad gegenüber Partikelgrößen von 0,3 bis 10 µm dar. Man unterscheidet die drei Filtergruppen PM 1, PM 2,5 und PM 10 (PM = „Particulate Matter“, also Feinstaub). Die Gruppe PM 1 erfasst Partikelgrößen bis ≤ 1 µm (z. B. Viren Viren, abgeleitet aus dem Lateinischen (virus = Schleim, Saft, Gift) werden in der Mikrobiologie genetische Elemente in Form von Nukleinsäuren ), die Gruppe PM 2,5 Partikelgrößen bis ≤ 2,5 µm (z. B. Bakterien Der Begriff Bakterien (Bacteria) ist aus dem altgriechischem (bakterion = Stäbchen) abgeleitet und wird in der Mikrobiologie traditionell für alle und Pilze Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle ) und die Gruppe PM 10 Partikelgrößen bis ≤ 10 µm (z. B. Pollen und Stäube). Zusätzliche Aktivkohlefilter werden zur Beseitigung von Gerüchen z. B. in Küchen oder Restaurants eingesetzt und sind daher in RLT-Anlagen nicht standardmäßig eingebaut.
Die Einhaltung der hygienischen Anforderungen für raumlufttechnische Anlagen inkl. Klimaanlagen wird über die VDI-Richtlinie 6022 „Raumlufttechnik, Raumluftqualität“ geregelt. Im Blatt 1 der Richtlinie werden Hinweise zur hygienischen Gefährdungsbeurteilung Die Gefährdungsbeurteilung umfasst als zentrales Element des betrieblichen Arbeitsschutzes die systematische Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen sowie zur regelmäßigen Inspektion, Wartung und Reinigung gegeben. Außerdem enthält die VDI 6022 Seit 1998 regelt die VDI-Richtlinie 6022, Blatt 1, hygienische Anforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte. Sie formuliert welche hygienischen Aspekte eine Beurteilung der Raumluftqualität. Darüber hinaus müssen die DIN EN 13779 „ Lüftung Lüftung in einem Gebäude ist unentbehrlich. Sie ist eine Grundanforderung an die Nutzbarkeit von Räumen und Gebäuden, die bei der von Nichtwohngebäuden – Allgemeine Grundlagen und Anforderungen für Lüftungs- und Klimaanlagen und Raumkühlsysteme“ sowie DIN EN 12599 „Lüftung von Gebäuden: Prüf- und Messverfahren für die Übergabe raumlufttechnischer Anlagen“ beachtet werden. Die DIN EN 13779 beinhaltet allgemeine Grundlagen für Lüftungssysteme, während die DIN EN 12599 Prüf- und Messverfahren regelt.