Fehler bei der Fensterlüftung

Das Be- und Entlüften von Innenräumen verdeutlicht, wie kompliziert Bauen und Wohnen in der Gegenwart geworden ist. Früher hat man bei hoher Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und oder unangenehmen Gerüchen einfach die Fenster geöffnet und verbrauchte Luft aus Innenräumen durch frische Außenluft ersetzt. Durch eine veränderte Bauweise, einem veränderten Wohn-, Nutzungs- und Lüftungsverhalten, einer höheren Sensibilisierung Leitet der Körper bei einem Erstkontakt mit einem Stoff eine falsche, weil unnötige, Abwehrmaßnahme ein, spricht man von Sensibilisierung. Der gegenüber Schadstoffen und höheren Hygienestandards u.v.m. hat sich das Thema Lüften zu einer wahren „Wissenschaft“ entwickelt. Heute geben Raumvolumen und Belegungsdichte von Innenräumen vor, wie oft und wie lange gelüftet werden muss. Gleiches gilt für die Nutzung und Aktivität in unterschiedlichen Innenräumen. Feuchtigkeit kann heute zeitversetzt auftreten und selbst regionale und/oder jahreszeitliche Aspekte müssen berücksichtigt werden. Hinzu kommt der bauliche Zustand der Gebäudehülle. Immer öfter müssen bauphysikalische Zusammenhänge bekannt sein, um „richtig“ und eben nicht „falsch“ zu lüften. Dabei sollte die manuelle Fensterlüftung im Prinzip einfach und leicht umsetzbar sein. Dennoch ist das „richtige“ Lüften seit Jahren ein Dauerstreitthema zwischen Vermieter und Mieter, wenn Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer aufgetreten sind. Daran haben auch die zahlreichen und gut gemeinten Lüftungsratschläge der Vermieter nichts geändert.

Neben unzureichendem Lüften muss falsches Lüften genannt werden. Der „Klassiker“ ist die Kippstellung Die Kippstellung (von Fenstern) hat im Zusammenhang mit Schimmelpilzen eine besondere Bedeutung. Bei der auch als Spaltlüftung bezeichneten Lüftungsart wird der Fenster über einen längeren Zeitraum, die sowohl in den kühlen Wintertagen zu Problemen führen kann, aber auch an den feucht-warmen Sommertagen. An kühlen Wintertagen führt die Kippstellung dazu, dass die Feuchtigkeit konstruktionsbedingt an den Fensterlaibungen vorbeigeführt wird. Dadurch kühlen die Fensterlaibungen aus, so dass die Gefahr Die Beurteilung möglicher Gefahren beantwortet die Frage, ob ein Stoff für Mensch oder Umwelt gefährliche Eigenschaften aufweist. Die Klassifizierung gefährlicher von taupunktbedingtem Kondenswasser entsteht. Feucht-warme Raumluft kondensiert an den kühlen Fensterlaibungen und schafft somit die Voraussetzungen für Schimmelpilzbefall und -wachstum.

Die Kippstellung bei der Fensterlüftung ist auch die Ursache für die dunklen Verfärbungen, die man an Fassaden, vor allem bei wärmegedämmten Fassaden z. B. mit Wärmedämm-Verbundsystemen, oft oberhalb der gekippten Fenster beobachten kann. Bauphysikalisch ist der Effekt vergleichbar mit den innenliegenden Fensterlaibungen. Die Fassadenoberfläche ist an kühlen Tagen kalt. Durch die Kippstellung entweicht über einen längeren Zeitraum feucht-warme Raumluft und strömt konstruktionsbedingt langsam an der Oberkante des Fensters (z. B. Rollladenkasten) vorbei. Hierbei entsteht taupunktbedingtes Kondenswasser und bildet die Wachstumsgrundlage für mikrobiellen Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, durch Algen, Schimmelpilze und Bakterien. Besonders häufig kann dieser Effekt beobachtet werden, wenn Fenster in Küchen und Bäder angekippt werden. Anders als bei anderen Innenräumen entweicht (nach dem Kochen oder Duschen/Baden) besonders viel feucht-warme Luft und anders als beim Stoßlüften entweicht die feucht-warme Luft langsam und über einen längeren Zeitraum – die perfekten Bedingungen für Kondensation Von lateinisch condensare = verdichten. Kondensation ist in der physikalischen Chemie der Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen und Tauwasserausfall.

Kippstellung bei der Fensterlüftung ist auch Ursache für die Sommerkondensation in Kellerräumen sowie unter bestimmten Voraussetzungen in Souterrainräumen. Diese Innenräume sind im Sommer im Vergleich zur Außenluft kühl. Sobald feucht-warme Außenluft über die Kellerfenster in die Innenräume strömt, kann es auf der Wandoberfläche zu taupunktbedingtem Kondenswasser kommen. Die für die Schimmelpilzbildung notwendige relative Luftfeuchte von ca. 70% bzw. aw-Wert Der aw-Wert beschreibt die Wasseraktivität auf der Bauteiloberfläche. Es ist ein Maß für das “freie Wasser”, also der Anteil der wird unter diesen Umständen immer (!) erreicht – und überschritten. Um Sommerkondensation Eine Kondensatbildung an Außenbauteilen unter „normalen“ Bedingungen, d. h. unter der Taupunkttemperatur der Raumluft liegende niedrige Innenoberflächentemperaturen z. B. bei zu vermeiden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Theoretisch müssten Kellerräume auch im Sommer ein wenig beheizt werden, was allein unter dem Gesichtspunkt des Energiesparens Niemandem vermittelt werden kann. Die Alternative wäre der Einsatz eines Luftentfeuchters oder ggf. Kondenstrockners. Ein Ventilator bringt in dem Fall nichts, da die hohe Luftfeuchtigkeit nur verteilt, aber nicht reduziert, wird. Auf keinen Fall sollte in diesem Zeitraum auch noch Wäsche in den Kellerräumen getrocknet werden. Ideal wäre eine Stoß- oder Querlüftung Auch als Windlüftung bezeichnete Form der freien Lüftung infolge des Differenzdrucks als maßgebliche Antriebskraft, der durch Winddruck auf die Gebäudeaußenflächen , allerdings nur in den kühlen Nacht- oder Morgenstunden. Sollte dies nicht möglich sein, sollten Kellerräume an feucht-warmen Sommertagen nicht gelüftet werden.

Darüber hinaus muss das Mitlüften von anderen Innenräumen genannt werden, vor allem bei innenliegenden Bädern ohne Fenster, die sich häufig in der Nähe der Schlafräume befinden. Diese Bäder verfügen über einen Abluftschacht oder eine zeitgesteuerte Zwangsentlüftung, die über den Lichtschalter gesteuert wird. Bei einem hohen Anfall von Wasserdampf Als Wasserdampf wird das in der Erdatmosphäre im gasförmigen Aggregatzustand enthaltene nicht sichtbare Wasser bezeichnet. In die Luft gelangt Wasserdampf z. B. nach dem Baden oder Duschen kann man beobachten, dass diese Zwangsentlüftungen unterdimensioniert sind – nicht in der Leistung, sondern in der Dauer des Nachlüftens. Dadurch wird nicht der komplette Wasserdampf abgeführt. Bewohner „lösen“ dieses Problem, in dem die Luftfeuchtigkeit über die benachbarten Innenräume abgeführt wird. Bei einem Schlafzimmer mit kühleren Raumtemperaturen kann es an den kühleren Bauteilen wie z. B. Wärmebrücken zur Oberflächenkondensation kommen.

In Bädern kann man noch ein weiteres Problem beobachten. Nach dem Baden oder Duschen wird ein hoher Wasserdampfgehalt in der Luft („Dunst“) sowie durch das Beschlagen von Fensterscheiben oder Spiegel wahrgenommen. Dem entsprechend wird das Bad gelüftet, bis sich ein „Gefühl“ einstellt, dass die hohe Luftfeuchtigkeit abgezogen wäre. Würde man in dem Bad 30 bis 60 Minuten später Feuchtigkeitsmessungen durchführen, wäre man überrascht, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist. Hierzu ein Beispiel: In einem Bad mit einer Grundfläche von 3m x 2m und einer Deckenhöhe von 2,50m befindet sich ein gefliester Fußboden, auf dem eine 3m² große Badgarnitur liegt. Die Wände und Decke sind mit einem Mineralputz beschichtet. Im Bad befindet sich ein Fenster von 1,5m² und eine Tür von 2m² Größe. Erhöht sich in dem Bad für eine halbe Stunde die Luftfeuchtigkeit von z. B. 40 auf 80%, verändert sich folgende Situation:

Die absolute Luftfeuchte der Raumluft dagegen beträgt nur 105 Gramm Wasser (15m³ Raumvolumen x 7 Gramm Wasser pro m³). Infolgedessen ist die Feuchtigkeitsaufnahme der Materialien über 4mal höher (!) als die Feuchtigkeitsaufnahme der Raumluft. Das überschüssige Kondenswasser „speichert“ sich in den Bauteiloberflächen sowie den Textilien wie Badgarnitur, Handtücher oder Bademäntel und dgl. Verantwortlich hierfür ist das Sorptionsvermögen von Materialien, also die Absorption Der Begriff kommt aus dem Lateinischen: absorbere = aufnehmen. Die Absorption ist die Aufnahme von Energie z. B. von Strahlungs- (Feuchtigkeitsaufnahme und Speicherung) sowie Desorption Siehe Sorption. (Feuchtigkeitsabgabe) zu einem späteren Zeitpunkt, wenn eine geringere Luftfeuchtigkeit ein Verdunsten ermöglicht. Dies bedeutet, dass sich nach dem Verschließen der Fenster die Luftfeuchtigkeit allmählich wieder erhöht, obwohl keine neue Feuchtigkeit produziert wird.

Einen ähnlichen Effekt hat die erhöhte Restfeuchte von Baustoffen, die bei einem Neubau oder nach der Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Altbauten auftreten kann. Auch hier muss über einen längeren Zeitraum das Lüftungsverhalten dem Sorptionsvermögen der Baustoffe angepasst werden.

Bei der Be- und Entlüftung von Innenräumen müssen die klimatischen Bedingungen in der Außenluft beachtet werden, da es je nach Jahreszeit und/oder Witterung (z. B. Regen, Nebel) starke Unterschiede in der Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur und/oder Luftfeuchtigkeit geben kann. Bei kühler und trockener Außenluft findet innerhalb von wenigen Minuten ein Luftaustausch in Innenräumen statt. Die kühle, trockene Außenluft strömt in den Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. , erwärmt sich und nimmt hierbei Wasserdampf auf, speichert diesen und führt diesen wieder an die Außenluft ab. Man kann dies gut beobachten, wenn man im Winter nach dem Baden/Duschen das Fenster öffnet und die feucht-warme „Dunstwolke“ nach außen abzieht. Beim Vorbeiströmen an der kalten Außenseite der Fensteroberfläche „beschlägt“ zudem das Fensterglas. Genau dieser Effekt tritt im Sommer nicht ein. Die Temperatur und/oder Luftfeuchtigkeit der Außenluft entspricht in etwa der in den Innenräumen oder liegt ggf. darüber. Ein „Entfeuchtungseffekt“ der Raumluft durch die Außenluft findet nicht statt oder dauert deutlich länger. Während in den kalten Wintertagen ein Luftaustausch im Durchschnitt nur 4 bis 5 Minuten braucht, kann hierfür an warmen Sommertagen eine halbe Stunde notwendig sein. Diese generelle Aussage ist von mehreren Einflussfaktoren abhängig (Art der Fensterlüftung, Raumvolumen und Feuchtegehalt der Raumluft, Windbewegung, relative Luftfeuchte und Temperatur der Außenluft).

In dem Zusammenhang spielt auch die relative Luftfeuchte der Außenluft eine wesentliche Rolle. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Unterschiede in den jeweiligen Jahreszeiten: