Aus Sorge vor hohen Energiekosten sehen sich immer mehr Menschen gezwungen, Energie zu sparen. Immerhin werden je nach baulichem Zustand der Gebäudehülle und Heizungsart 30 bis 50% des Gesamtenergieverbrauchs eines Haushalts für das Heizen aufgewendet. Infolgedessen werden Heizungen gedrosselt und/oder wenig genutzte Innenräume gar nicht oder über andere Innenräume „mitgelüftet“. Hierbei sollte man beachten, dass stark ausgekühlte Innenräume das Risiko von Schimmelpilzen ansteigen lassen. Ursächlich ist nicht nur die Raumtemperatur, sondern das Zusammenspiel zwischen mit dem energetischen Zustand der Gebäudehülle und der relativen Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und . Gerade bei nicht oder unzureichend gedämmten Gebäuden zeigt sich falsches Lüften und/oder Heizen besonders häufig an Wärmebrücken durch Schimmelpilzbefall und -wachstum. Besonders anfällig hierfür sind Innenecken von Außenwänden, Fensterlaibungen und Innenwände hinter der Möblierung.
Jede Person im Haushalt gibt je nach Aktivität und Aufenthaltsdauer durch Atmen und Schwitzen, Baden oder Duschen sowie Kochen oder Wäsche trocknen usw. im Durchschnitt zwischen 2 und 4 Liter Wasserdampf Als Wasserdampf wird das in der Erdatmosphäre im gasförmigen Aggregatzustand enthaltene nicht sichtbare Wasser bezeichnet. In die Luft gelangt Wasserdampf pro Tag an die Innenraumluft ab. Damit diese Feuchtigkeit keinen Schimmelpilzbefall verursacht, gibt es zwei Lösungen: Lüften und/oder Heizen.
Ein Beispiel: bei einer Raumtemperatur von 22 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60% enthält die Luft 13,9 g/m³ Wasserdampf. Erhöht sich die Relative Luftfeuchtigkeit Als relative Luftfeuchtigkeit wird das Verhältnis des vorhandenen Feuchtegehaltes der Luft zur möglichen Sättigungsfeuchte der Luft bei gleichem Druck und z. B. auf 80% enthält ein Kubikmeter Luft bereits 18,4 Gramm Wasserdampf – die Luft kann demnach 4,5 g/m³ zusätzlich aufnehmen. Aber auch die Erhöhung der Temperatur Die Temperatur (lat. temperare = ins richtige Mischungsverhältnis bringen) ist ein messbares Maß für den Wärmeinhalt eines Stoffes. Die Temperatur führt zu einer höheren Wasseraufnahme. Erhöht sich die Temperatur von 20 °C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60% (12 g/m³ Wasser) auf 24 °C (15,8 g/m³) kann die Luft wiederum 3,8 g/m³ Wasser zusätzlich aufnehmen. Dies bedeutet, dass die relative Luftfeuchtigkeit nicht nur durch regelmäßiges Lüften gesteuert werden kann, sondern auch durch gezieltes Heizen. Gerade in den Wintermonaten kann dies gut beobachtet werden. Beim Lüften gelangt kalte und trockene Außenluft in den Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. und nimmt beim Erwärmen Feuchtigkeit aus der Innenraumluft auf, die dann wieder nach außen abgeführt wird. Warme Raumluft „entfeuchtet“ somit den Innenraum und gibt diese Feuchtigkeit beim Luftaustausch an die Außenluft ab. Daher leistet Heizen ebenfalls einen Beitrag zur Reduzierung der Luftfeuchtigkeit.
Im Übrigen kann im Sommer genau der gegenteilige Effekt beobachtet werden, wenn feucht-warme Außenluft auf kühle Innenwände trifft, wie dies z. B. in Kellerräumen der Fall ist, die den ganzen Tag über Kippstellung Die Kippstellung (von Fenstern) hat im Zusammenhang mit Schimmelpilzen eine besondere Bedeutung. Bei der auch als Spaltlüftung bezeichneten Lüftungsart wird der Fenster gelüftet werden. Die feucht-warme Außenluft kondensiert auf den kühleren Oberflächen der Innenwände, so dass durch Kondensation Von lateinisch condensare = verdichten. Kondensation ist in der physikalischen Chemie der Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen ein hauchdünner Wasserfilm entsteht und mikrobiellen Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, verursachen kann. Man nennt dieses Phänomen die Sommerkondensation.
Für die kühlere Jahreszeit gibt es nur Empfehlungen für eine bauphysikalisch ausreichende Raumtemperatur, um Schimmelpilzbildung und -wachstum zu vermeiden: diese liegen in der Regel bei 16 °C bis 18 °C (in Ausnahmen auch darunter). Hierbei ist zu beachten, dass die Mindesttemperaturen in privat genutzten Innenräumen zur Vermeidung von Schimmelpilzen nicht mit einer optimalen Raumtemperatur im Rahmen der Behaglichkeit verwechselt werden dürfen.
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass eine Mindesttemperatur aus bauphysikalischer Sicht nicht pauschal getroffen werden kann, da die Gefahr Die Beurteilung möglicher Gefahren beantwortet die Frage, ob ein Stoff für Mensch oder Umwelt gefährliche Eigenschaften aufweist. Die Klassifizierung gefährlicher von Schimmelpilzbildung und -wachstum eben nicht nur über die Raumluft- und Oberflächentemperatur Entgegen der allgemeinen Auffassung beschreibt die Oberflächentemperatur nicht den Temperaturbereich auf einer Baustoff- oder Bauteiloberfläche. Vielmehr ist der Grenzbereich zwischen der Innenwände gesteuert wird, sondern auch über das Lüftungsverhalten und dem energetischen Zustand der Gebäudehülle. Angesichts der Baujahre und dem zu dem Zeitpunkt üblichen U-Wert der Gebäudehülle sowie der Sanierungsquote von Altbauten differenzieren daher Energieberater die Mindesttemperatur für Innenräume nach folgender Tabelle:
Die Tabelle stellt nur eine grobe Orientierung dar und unterstellt für Gebäude mit einem Baujahr vor 1977, dass kein Wärmeschutz Der Wärmeschutz kann nach DIN 4108 in drei Teilbereiche untergliedert werden: Wärmeschutz und Energieeinsparung umfassen alle Maßnahmen zur Reduzierung der und nach 1977 nur der gesetzlich notwendige Wärmeschutz ausgeführt wurde.
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die nutzungsbedingte Feuchtigkeit in den verschiedenen Innenräumen unterschiedlich hoch ist: in Küche und Bad fällt durch Kochen oder Baden kurzfristig sehr viel Wasserdampf an, während im Schlaf- und Kinderzimmer erhöhte Feuchte über einen längeren Zeitraum (6 bis 8 Stunden) produziert wird und in weniger genutzten Innenräumen wie Arbeits- und Gästezimmer, Toiletten, Flure und Abstellräume und dgl. dagegen vernachlässigt werden kann. Die Raumtemperatur muss dem entsprechend auch aus bauphysikalischer Sicht der Nutzung der Innenräume angepasst werden.
Wichtig ist, dass die Türen der Innenräume mit unterschiedlichen Raumtemperaturen verschlossen sind, damit kein Wärmeaustausch stattfinden kann. Allgemein gilt, dass der Temperaturunterschied zwischen Innenräumen nicht größer als 3 °C bis max. 5 °C sein darf. Dies gilt auch in der Abwesenheit, entweder beruflich bedingt tagsüber oder während des Urlaubs. Ideal ist zudem eine konstante Raumtemperatur, da starkes Herunterkühlen und schnelles Aufheizen nicht nur aus energetischer Sicht unsinnig ist, sondern starke Temperaturschwankungen auch die Gefahr von Tauwasser Tauwasser fällt an bzw. aus, wenn die Temperatur der Oberfläche eines Bauteils unter den Taupunkt der umgebenden Luft absinkt, so und somit Schimmelpilzbefall und -wachstum fördern. Die vielfache Praxis, tagsüber die Heizung zu drosseln, um diese abends über den Thermostat wieder schnell hoch zu fahren, funktioniert nicht. Denn über den Thermostat wird nur die Zieltemperatur geregelt, die erreicht werden soll. Gerade bei den zunehmend verbreiteten Fußbodenheizungen ist dieses „schnelle Aufheizen“ nicht möglich, da diese auf Temperaturveränderungen bekanntlich sehr träge reagieren. Anders sieht dies bei älteren Heizkörpern aus, die auf eine Veränderung an der Regelung schnell reagieren. Um einen „schnellen Effekt“ zu erzielen, dürfen Heizkörper nicht durch Verkleidungen, übergroße Fensterbänke oder auch schwere Vorhänge behindert werden.
Besonders kritisch ist, kühlere Innenräume wie z. B. das Schlafzimmer durch die wärmere Luft anderer Innenräume mit zu beheizen. Weit verbreitet ist der Irrglaube, dass durch dieses „Überschlagen“ Energie eingespart werden kann. Das Gegenteil ist der Fall – die Heizung muss zusätzliche Heizenergie erzeugen. Viel wichtiger ist aber, dass warme und mit Feuchtigkeit angereicherte Luft in den kühleren Innenraum strömt und auf kühleren Bauteiloberflächen taupunktbedingtes Kondenswasser ausfallen kann.
Das Erzielen der Mindesttemperatur in Innenräumen hat nicht nur eine bauphysikalische und/oder nutzungsbedingte Komponente, sondern auch eine rechtliche. In Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es einen Unterschied zwischen Vermieter und Mieter. Der Vermieter muss während der Heizperiode Eine gesetzliche Regelung zur Heizperiode gibt es in Deutschland nicht. Infolgedessen ist auch nicht geregelt, wann die Heizsaison startet bzw. , die vom 1. Oktober bis 30. April dauert, über die Heizungsanlage sicherstellen, dass eine Mindesttemperatur in den Innenräumen zwischen 20 °C und 22 °C erreicht werden kann. Der Mieter wiederum ist gesetzlich nicht verpflichtet, diese Temperatur in den Innenräumen einzuhalten, da es keine gesetzlich vorgeschriebene Mindesttemperatur für Mieter gibt. Allerdings haben Mieter aus dem Mietvertrag auch ohne schriftliche Absprache die Nebenpflicht, mit dem Mietobjekt sorgsam umzugehen und es vor Schaden zu bewahren. Dies gilt auch für Schimmelpilzbefall, wenn die Ursache(n) in den Zuständigkeitsbereich des Mieters wie z. B. fehlendes oder falsches Heizen fallen. Seit dem 1. September 2022 gilt übrigens: schreibt der Mietvertrag eine bestimmte Mindesttemperatur für die Mietwohnung vor, die der Mieter einzuhalten hat, ist diese Klausel unwirksam.
Fazit: neben einer Temperaturerhöhung der Raumluft bewirkt Heizen auch eine Erhöhung der Oberflächentemperatur der Innenwände. Beide Effekte tragen zu einer Reduzierung des Schimmelpilzrisikos bei. Vereinfacht kann man sagen: je kleiner der Temperaturunterschied zwischen Raumluft und Oberflächentemperatur der Innenwände ist, desto geringer ist das Schimmelpilzrisiko.