Naturwissenschaften der Antike

Die ersten Überlieferungen in der Geschichte der Mikrobiologie gehen auf eine Veröffentlichung von Schadewaldt und Bergmann zurück. Beide Autoren verweisen auf den Schriftsteller und Ägyptologen Georg Ebers (1837 bis 1898), der im Jahre 1872 die bisher umfangreichste Quelle zur ägyptischen Medizin im zweiten vorchristlichen Jahrtausend darstellt. Bemerkenswert sind die Ausführungen schon allein deshalb, da sie über 900 Rezepte für Arzneimittel beinhalten und in der Geschichte der Medizin erstmalig Formen von Allergien (Husten, Asthma) beschrieben werden.


Als ersten nennenswerten Meilenstein in der Geschichte der Mikrobiologie Die Mikrobiologie ist ein Teilgebiet der Biologie und beschäftigt sich mit den Mikroorganismen, den kleinsten Lebewesen der Erde. Sie beschreibt sowie der Allergieforschung muss man die Naturwissenschaften der alten Griechen nennen. Der Naturphilosoph Hippokrates von Kos (um 466 bis 377 v. Chr.) gilt heute als der Begründer der wissenschaftlichen Medizin. Überliefert ist, dass er ein „scharfer Beobachter“ war und versuchte, alle Dinge auf einen Ursprung oder -stoff zurückzuführen. Erstmalig werden Symptome Der Begriff Symptome ist in Bezug auf Schimmelpilze in Innenräumen mehrfach belegt. Zum einen geht es um die Symptome, die und Ursachen für eine Krankheit unterschieden. Hippokrates schrieb diese Erkenntnisse im „Corpus Hippocraticum“ nieder – der ältesten profunden medizinischen Quelle der Antike .1

Darauf aufbauend stellte Empedokles (490 bis 430 v. Chr.) die Lehre über die vier Elemente – Feuer, Wasser, Luft und Erde – auf. Diese Lehre gilt heute noch als direkter Vorläufer der so genannten Humoraltherapie des Hippokrates. Sein Schwiegersohn Polybos (um 460 bis 375 v. Chr.) entwickelte daraus später die „Lehre von den vier Säften“ (Gelbe Galle, Schleim, schwarze Galle und Blut), die für die kommenden eineinhalbtausend Jahre die Betrachtung von pathologischen Phänomenen begründete. Später wurde daraus der Name Idiosynkrasie Idiosynkrasie ist ein sehr alter Begriff aus der Medizinschule der Hippokratiker (um 400 v. Chr.) und bedeutete eine besondere "Mischung abgeleitet, die Galen (129 bis 199) beschrieb. Vereinfacht ausgedrückt beschreibt die Idiosynkrasie eine Mischung aus Eukrasie Regelrechte, normale Zusammensetzung der Körpersäfte. („gesunde Säfte“) und Dyskrasie Fehlerhafte Mischung der Körpersäfte, beispielsweise und insbesondere des Blutes. („krankhafte Säfte“), die zwar noch keine Krankheit beschrieb, aber zumindestens eine Abweichung von der Normalität feststellte. In späteren Jahrhunderten wurden daraus die Begriffe Immunität Als Immunität wird die erworbene, spezifische Unempfindlichkeit gegenüber bestimmten Krankheiten oder anders ausgedrückt der Zustand der Unempfindlichkeit bzw. einer deutlich und später Konstitution Körperliche und seelische Verfassung, Widerstandskraft eines Lebewesens, anlagebedingte "Gesamtverfassung". abgeleitet.2

Hinweise zu mikrobiellen Belastungen und gesundheitsgefährdenden Wirkungen durch Schimmelpilze finden sich auch im Alten Testament. Die dort beschriebenen, an der Wand festgestellten „grünlichen Grüblein“ könnten, so vermuten Mikrobiologen heute, Penicillium Der auch als so genannter „Pinselschimmel“ bekannte Schimmelpilz ist besonders in kühlen und gemäßigten Gebieten weit verbreitet und ein wesentlicher -Arten gewesen sein. Die an gleicher Stelle erwähnten „rötlichen Grüblein“ könnten Fusarium Fusarium ist ein Schimmelpilz und stellt einen weltweit verbreiteten Bodenbewohner dar. Außerdem bewachsen die verschiedenen Arten alle Getreidesorten und Gräser -Arten beschreiben. In verschiedenen Literaturquellen wird dagegen in dieser Beschreibung eine Darstellung vom Echten Hausschwamm gesehen. Unabhängig davon zeigen diese Quelle und ihre Interpretation, dass sich Menschen offensichtlich auch schon vor über 2000 Jahren mit mikrobiellem Befall Unter Befall wird die Besiedlung durch Schadorganismen (Mikroorganismen, Insekten oder Holzschädlinge) und die nachfolgende Einwirkung der Organismen auf das Holz, und dessen möglichen Gesundheitsgefährdung auseinandergesetzt haben. Denn in den besagten Passagen der Heiligen Schrift werden nicht nur die Pilze Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle optisch beschrieben, sondern ihnen bereits negative und vernichtende Eigenschaften zugeschrieben. Dort wurde dazu aufgefordert, die „grünlichen und roten Grüblein“ (vermutlich seine Fruchtkörper Der Fruchtkörper stellt das Endprodukt eines Pilzgewächses dar. Das Aussehen der im Innenbereich festgestellten (Schimmel)Pilze kann sich wie folgt unterscheiden: ) von der Wand zu Schaben Schaben sind Lästlinge und werden umgangssprachlich auch als Kakerlaken bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Insekten mit einem sehr einfachen und die gesamte Wand oder bei umfangreichem Befall („fressendem Aussatz“) das ganze Haus (Steine, Lehm, Holz) abzubrechen und weit vor der Stadt auf einen unreinen Ort zu schütten. Man hatte sich also Gedanken darüber gemacht, wie dieses Übel beseitigt werden kann und ein detailliert formuliertes Gesetz erlassen. Konkret heißt es im 3. Buch Mose, Kapitel 14 in einer älteren Übersetzung:

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34 „Wenn ihr ins Land Kanaan kommt, das ich euch zum Besitz gebe, und ich lasse an irgend einem Hause eures Landes eine aussätzige Stelle entstehen,
35 so soll der kommen, dem das Haus gehört, es dem Priester ansagen und sprechen: »Es sieht mir aus, als sei Aussatz an meinem Hause.«
36 Da soll der Priester gebieten, dass sie das Haus ausräumen, ehe der Priester hineingeht, die Stelle zu besehen, damit nicht alles unrein werde, was im Hause ist. Danach soll der Priester hinein gehen, das Haus zu besehen.
37 Wenn er nun den Ausschlag besieht und findet, dass an der Wand des Hauses grünliche oder rötliche Stellen sind, die tiefer aussehen, als sonst die Wand,
38 so soll er aus dem Hause herausgehen, an die Tür treten und das Haus für sieben Tage verschließen
39 Und wenn er am siebenten Tage wiederkommt und sieht, dass der Ausschlag weitergefressen hat an der Wand des Hauses
40 so soll er die Steine ausbrechen lassen, an denen der Ausschlag ist und hinaus vor die Stadt an einen unreinen Ort werfen.
41 Und das Haus soll man innen ringsherum abschaben und den abgeschabten Lehm hinaus vor die Stadt an einen unreinen Ort schütten
42 und andere Steine nehmen und statt jener einsetzen und anderen Lehm nehmen und das Haus neu bewerfen
43 Wenn dann der Ausschlag wiederkommt und ausbricht am Hause, nachdem man die Steine ausgebrochen und das Haus neu beworfen hat,
44 so soll der Priester hineingehen. Und wenn er sieht, dass der Ausschlag weitergefressen hat am Hause, so ist es gewiss ein fressender Aussatz am Hause, und es ist unrein.
45 Darum soll man das Haus abbrechen, Steine und Holz und allen Lehm am Hause, und soll es hinausbringen vor die Stadt an einen unreinen Ort…“

Des Weiteren soll Aulus Cornelius Celsus (25 v. Chr. bis 25 n. Chr.) erwähnt werden. Er war kein Arzt, dafür aber ein viel zitierter Enzyklopädist, der die 8 Bände umfassende „De Medicina“ veröffentlichte. Der bereits erwähnte Grieche Galen war der zu seiner Zeit berühmteste Arzt; nicht nur deshalb war er Leibarzt von Kaiser Marc Aurel. Seine Lehre und seine Schriften dominierten die europäische Medizin bis weit in das Mittelalter.3 Anschließend vergingen über tausend Jahre, bevor wieder ein Buch für Aufsehen sorgte – das 1348/50 entstandene „Buch von den natürlichen Dingen“ des Regensburger Domkanonikers Konrad von Megenberg (1309 bis 1374). Später verlieh man dieser weit verbreiteten Enzyklopädie so gar den Titel „Besteller des ausgehenden Mittelalters“. Auch Hildegard von Bingen und Albertus Magnus forschten über die Entstehung und Verbreitung von Schimmelpilzen und deren gesundheitlichen Wirkungen.

 


1 Schadewaldt/Bergmann in „Geschichte der Allergologie“ (Dustri-Verlag München)
2 Fritsche in „Mikrobiologie“ und Munk in „Grundstudium Mikrobiologie“ (beides im Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg)
3 Schadewaldt/Bergmann in „Geschichte der Allergologie“ (Dustri-Verlag München)