Wortherkunft

Zur Herkunft und Bedeutung des Wortes Schimmel Umgangssprachlicher Begriff für Schimmelpilze. und der ersten nachweislichen Nennung in der überlieferten Literatur gibt es unterschiedliche Angaben.

So soll der Begriff bereits den Germanen zur Zeit der Völkerwanderung (375 bis 568 n. Chr.) bekannt gewesen sein (Scimbalon = schimmligwerden sowie schimelec = sich mit einer Schimmelpilzschicht überziehen, faulen).1

Nach Aussagen des Umweltbundesamtes2 hat der Begriff seinen Ursprung erst im 9. Jahrhundert und stammt von dem mittelhochdeutschen Wort „Schimel“ ab. Damit wurden „merkwürdige Flecken“ bezeichnet, die nur bei Anwesenheit von Feuchtigkeit entstanden und sich, ohne dass man sich dies erklären konnte, von allein weiter entwickelten (im althochdeutsch: skimbal).

Aus dem mittelniederdeutschen (11. Jahrhundert) kennt man den Begriff Scimmel und Scimmelic für „glänzende Schicht, die vergeht oder verkommt“.3

Den heute bekannten Begriff des Schimmels prägte erstmals der Arzt und Hochschullehrer Johannes Curio (1512 bis 1561). Im Jahr 1545 schrieb Curio: „Durch ihre faulenden Bestandteile erstickend ist sie (gemeint war die Luft) ähnlich der, die in manche Häuser eingeschlossen ist, in denen sich wegen Fäulnis Im Gegensatz zur Fäule wird unter Fäulnis die Zersetzung organischer Substanzen durch Mikroorganismen (einschließlich der Pilze) verstanden. Allgemein und umgangssprachlich und mangelnder Belüftung Schmutz Als Schmutz (oder Verschmutzung) werden sämtliche unerwünschte Stoffe (oder Substanzen) einschließlich Produktrückstände mit und ohne Mikroorganismen, Reinigungs- und Desinfektionsmittelrückständen bezeichnet. und Schimmel im höchsten Maße anhäufen.“4

Seit dem 16. Jahrhundert wird „verschimmeln“ oder „mit Schimmelpilzen bedeckt“ mit Fäulnis beschrieben. Spätestens mit dem „Neuen Konversations-Lexikon“ im Jahre 1867 war der Begriff endgültig in der deutschen Sprache angekommen. Dort wurde der Begriff wie folgt beschrieben:


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„Schimmel, gewöhnliche Bezeichnung einer Gruppe Pilze Pilze sind chlorophyllfreie Organismen mit heterotropher Ernährungsweise (Ernährung durch Aufnahme organischer Nahrung), die sich durch Sporen verbreiten und vermehren. Alle (s. d.), die, aus faserigen oder haarförmigen Flocken bestehend, sich als Überzug auf fast allen Körper, Metallflächen ausgenommen, bilden, wenn sie in verschlossenen, oder doch dem Luftzuge nicht zugänglichen Räumen mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, oder in Fäulnis übergehen. Man kann ihre Beschaffenheit schon bei mäßiger Vergrößerung ziemlich deutlich erkennen und insbesondere die fruchttragenden von den unfruchtbaren oft leicht unterscheiden, indem jene ihrer Sporen Der Begriff Sporen ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Säen, die Saat oder der Samen. oder Keimkörner theils frei, theils in der anschwellenden Erdzelle, theils auf einem flockigen Lager tragen. Sie vergehen meist ebenso schnell wieder, als sie entstehen, werden aber, indem sie das Verderbnis der Nahrungsmittel beschleunigen, zu lästigen Parasiten Organismen, die auf oder in anderen Lebewesen leben und ihre Nährstoffe ganz oder teilweise vom Wirt beziehen, werden als Parasiten . Ihre Entstehung ist noch Objekt des Streits zwischen den Vertheidigern und Gegnern der Urzeugung (generatio aepuivoca). Sie lassen sich nach ihren regelmäßig wiederkehrenden Merkmalen ebenso gut klassificieren als die vollkommeneren Gewächse und werden neuerlich, nachdem Persoon damit vorangegangen, in zahlreiche, natürlich nur mit Hülfe des Mikroskops unterscheidbare Gattungen und Arten getheilt. Der bekannteste, auf Fleisch, Brod und anderen in Fäulnis übergehenden Körpern erscheinende Schimmel ist der gemeine Kopfschimmel (Mucor Mucedo). Auf faulendem Obste zeigt sich der Fruchteischimmel (Oidium fructigerum), von dem der neuerlich durch den in Rebenpflanzungen angerichteten Schaden berüchtigte Schimmel (Oidium Tuckeri) ein Gattungsverwandter ist. Auch der seegrüne Knoten- oder Kolbenschimmel Siehe Aspergillus spp, siehe Pilze. (Aspergillus glaucum) wuchert auf modernden Pflanzen, Käse, Brod etc. Der Lappenpilz (Rhacodium cellare) findet in Kellern an Fässern und sonstigem Holzwerk oft mehrere Fuß große, etwa eine Linie dicke, sammetweiche, aber fest verfilzte, schwarze, grün schillernde Ueberzüge, das sogenannte Kellertuch. Der Fenstermoder (Byssocladium fenestrale) bewirkt die strahlig auslaufenden, graulichen Flecken auf der inneren Fläche der Fensterscheiben in verschlossenen dumpfen Zimmern. Die sogenannte Wetterzotte oder die flockige Schwindfaser (Hypha floccosa) zeigt sich, baumwolleartigen schneeweißen Fäden gleichend, in Bergwerken. Von weit festerer Tertur ist der sogenannte Brunnenzopf (Rhizomorpha subterranea), welcher faulenden Brunnenröhren entsprießt. Manche rechnen hierher auch das Veilchenmoos (Byssus Jolithus), welches sich durch die hochgelbe Farbe und den angenehmen Veilchengeruch von den übrigen Arten Schimmel unterscheidet und in Gebirgsgegenden auf Steinen (Veilchensteinen) vorkommt.“5

Seit diesem Zeitraum bezeichnete man Schimmel, der durch Pilze mit Mikroskopisch In der Biologie bedeutet der Begriff mikroskopisch, dass ein Gegenstand z. B. ein Fruchtkörper nur mit einem technischen Hilfsgerät z. kleinen Strukturen verursacht wird, als „Schimmel“-Pilze bzw. Schimmelpilze Pilze sind weit verbreitete Organismen auf der Erde und besiedeln unterschiedlichste Substrate, auf oder in denen sie auf Grund ihrer .

Somit entstand die Wortschöpfung „Schimmel“ für ein weißes Pferd nachweislich erst später. Die beiden Begriffe, „scymelinghe perd“ im mittelniederdeutschen (1373) sowie „schemeliges perd“ im spätmittelhochdeutschen (1374), tauchten erstmals im 14. Jahrhundert auf und entwickelten sich als neuhochdeutsche Schöpfung im 15. Jahrhundert zu dem heute bekannten „Schimmel“ für weiße Pferde. Es kann daher als erwiesen angesehen werden, dass der Begriff Schimmel ursprünglich nicht für ein weißes Pferd verwendet wurde, sondern für einen unbeliebten und pelzigen Belag aus Pilzen.3

 


1 Beham et all in „Second, revised and enlarged edition published bei the heirs of Egenolff. The famous treatise on food and diet „Regimen Sanitatis Salernitatum“ was compiled for the English King by the medical school of Salerno and is illustrated with numerous woodcuts by H. S. Beham and others“
2 Umweltbundesamt Zu den Aufgaben des Umweltbundesamtes (UBA) gehören u. a. die wissenschaftliche Unterstützung und Beratung des BMU und der Bundesregierung in im „Leitfaden: Zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung Der Begriff Sanierung im Kontext der Schimmelpilzsanierung beschreibt die Beseitigung von Gefahren, Gefährdungen oder Belästigungen durch mikrobiellen Befall bis hin von Schimmelbefall in Gebäuden“
3 Wolfgang Pfeifer in „Etymologisches Wörterbuch des Deutschen“ (Deutscher Taschenbuch Verlag, München), Stichwort „Schimmel“
4 Curio in „Conservandae Sanitatis Praecepta“ (Francofurti: Steinmeyerus; Saurius, 1605)
5 http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV010221488/ft/bsb10401714?page=9