Anforderungen an Lüftungskonzepte und -systeme

Lüftungskonzepte und -systeme stellen einen ausreichenden Luftaustausch sicher und haben im Wesentlichen zwei Aufgaben zu erfüllen: bei der gesundheitlich (oder hygienisch) notwendigen Lüftung wird verbrauchte Innenraumluft durch frische und sauerstoffreiche Außenluft ersetzt. Außerdem werden hohe Luftfeuchtigkeit In der Umgebungsluft befinden sich stets mehr oder weniger große Mengen an Wasserdampf. Der Anteil an Wasserdampf kann örtlich und , verschiedene Schadstoffe Schadstoffe sind definiert als chemische Elemente oder Verbindungen mit nachgewiesener oder vermuteter schädigenden Wirkung auf Mensch und Umwelt (Tier, Pflanze (z. B. VOC VOC ist ein Akronym für Volatile Organic Compounds und beschreibt flüchtige organische Verbindungen. Zu dieser heterogen Stoffgruppe gehören unterschiedliche Kohlenwasserstoffe ) und ggf. Krankheitserreger (z. B. Viren Viren, abgeleitet aus dem Lateinischen (virus = Schleim, Saft, Gift) werden in der Mikrobiologie genetische Elemente in Form von Nukleinsäuren ), ein hoher CO2-Gehalt sowie unangenehme Gerüche abgeführt. Dagegen geht es beim bauphysikalisch notwendigen Mindestluftwechsel darum, nutzungsbedingte oder nutzungsunabhängige Feuchtigkeit abzuführen, um Bauschäden Der Begriff des Bauschadens wird unterschiedlich definiert. So werden im 3. Bauschadensbericht der Bundesregierung darunter alle negativen Veränderungen der Bauteileigenschaften durch Feuchtigkeit und Schimmelpilzbildung und -wachstum zu vermeiden.

Für die unterschiedlichen Zielvorgaben an Lüftungskonzepte sowie Anforderungen an Lüftungsarten und -systeme gibt es eine Reihe von Regelwerken. Eine der wesentlichen Forderungen in diesen ist, dass eine ausreichende Be- und Entlüftung auch ohne Mitwirkung durch den Nutzer sichergestellt werden muss. Technisch gelöst wird dies über kontrollierte Lüftungssysteme oder raumlufttechnische Anlagen. Dennoch stellt die klassische Fensterlüftung immer noch die mit Abstand häufigste Lüftungsart dar. Der größte Nachteil besteht darin, dass die manuelle Be- und Entlüftung auf das aktive Einwirken der Raumnutzer angewiesen und somit subjektiven Einflüssen ausgesetzt ist – allerdings auch die unterschiedlichen Feuchtegehalte in den verschiedenen Innenräumen berücksichtigen muss. Hinzu kommt, dass bewohnte Innenräume in der Regel alle 90 bis 120 Minuten intensiv gelüftet werden „müssten“, was in der Nachtruhe oder abwesenheitsbedingt tagsüber völlig unrealistisch ist.

Neben der Lüftung Lüftung in einem Gebäude ist unentbehrlich. Sie ist eine Grundanforderung an die Nutzbarkeit von Räumen und Gebäuden, die bei der aus gesundheitlichen (oder hygienischen) Gründen und/oder dem bauphysikalisch notwendigen Mindestluftwechsel Als Mindestluftwechsel in Gebäuden wird das Mindestmaß des Luftaustauschs zur Sicherstellung der hygienischen Mindestanforderungen der Nutzer an die Raumluftqualität, z. soll durch die jeweilige Lüftungsart die thermische Behaglichkeit durch Zugluft oder kalte Zuluft Die Zuluft ist die temperierte (behandelte) und gefilterte Luft, die in die Wohnräume strömt. nicht beeinträchtigt werden. Beides hat erhebliche Auswirkungen auf den Wohnkomfort. Hierzu zählt auch die Wärme Wärme (Wärmemenge) ist eine physikalische Größe. In der Thermodynamik ist Wärme eine über Systemgrenzen hinweg transportierte thermische Energie. Wärme ist - bzw. Temperaturverteilung Durch unterschiedliche Temperaturen an beiden Seiten eines Bauteils und dem daraus resultierenden Wärmestrom stellt sich in dem Bauteil eine bestimmte im Innenraum Ein Innenraum im Kontext der Schimmelpilzanalyse und -sanierung sind Wohnungen mit Wohn-, Schlaf-, Kinder-, Arbeits-, Hobby-, Sport- und Kellerräume usw. , die bei der Fensterlüftung oder bei kontrollierten Lüftungssystemen zum Teil erhebliche Temperaturunterschiede auftreten können. Eine ungünstige Temperaturverteilung kann hingegen mit Komfortlüftungsanlagen erzielt werden. Hierbei handelt es sich um raumlufttechnische Anlagen mit effektiver Wärmerückgewinnung Die Wärmerückgewinnung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Grund hierfür sind einerseits die gestiegenen Anforderungen an die Energieeinsparung , mit denen auch bei Minustemperaturen der Außenluft angenehme Lufttemperaturen von mindestens 16 °C bis 18 °C dem Innenraum zugeführt werden. Das Zu- und Abluftprinzip wird auch bei der Mehrfachnutzung der Zuluft verwendet. Hierbei wird die verbrauchte Abluft Als Abluft wird die verbrauchte und belastete Luft (Geruchsstoffe, Feuchtigkeit, CO2 oder sonstige flüchtige organische Gase) bezeichnet, die aus den aus Küche, Bädern und Toiletten abgesaugt und frische Zuluft den Wohn- und Schlafräumen zugeführt.

Raumlufttechnische Anlagen mit effektiver Wärmerückgewinnung spielen nicht nur im Zusammenhang mit der Behaglichkeit Das Innenraumklima wird wesentlich durch das Behaglichkeitsempfinden definiert. Die Wahrnehmung und Bewertung der Raumluft aus bauphysikalischer Sicht ist deshalb deutlich eine Rolle. Durch die steigenden Energiepreise und der damit verbundenen Sensibilisierung Leitet der Körper bei einem Erstkontakt mit einem Stoff eine falsche, weil unnötige, Abwehrmaßnahme ein, spricht man von Sensibilisierung. Der für Energieeinsparung und -effizienz trägt die Wärmerückgewinnung mit dazu bei, dass die Lüftungswärmeverluste Die Lüftungswärmeverluste sind Wärmeverluste, die durch Lüftung, d. h. durch freie oder Ventilator gestützte Lüftung, entstehen. Sie werden durch den reduziert werden. Diese liegen bei Fensterlüftung zwischen 40 bis 60 kWh/(m²a). Bei kontrollierten Lüftungssystemen (Abluftanlagen) liegen die Lüftungswärmeverluste nur bei 20 bis 30 kWh/(m²a), aber immer noch deutlich über einer Komfortlüftung Bezeichnung für eine Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung, die besonders komfortabel und energiesparend ausgelegt ist. . Mit ihnen können die Lüftungswärmeverluste auf 4 bis 8 kWh/(m²a) reduziert werden (Anmerkung: dafür entsteht während der Heizsaison ein Strombedarf für die Lüftung von 1,5 bis 2,5 kWh/(m²a).

Es gehört sicherlich nicht zu den primären Aufgaben der Lüftungssysteme, den sommerlichen Wärmeschutz Der Wärmeschutz kann nach DIN 4108 in drei Teilbereiche untergliedert werden: Wärmeschutz und Energieeinsparung umfassen alle Maßnahmen zur Reduzierung der sicherzustellen. Hierfür sind in erster Linie bauliche Maßnahmen wie z. B. eine außenliegende Verschattung der Fenster (z. B. mit Rollläden), ein hoher Wärmeschutz der Gebäudehülle (Fassade und Fenster) sowie eine hohe Bauteilmasse der Baukonstruktion verantwortlich. Lüftungssysteme können diese Maßnahmen allerdings flankierend unterstützen und z. B. über das Prinzip der Nachtlüftung in den sommerlichen Wärmeschutz mit eingebunden werden. Hierzu wird die kühle Außenluft in den Nachtstunden den Innenräumen zugeführt und die warme Abluft unter Umgehung des Wärmetauschers über die Lüftungsanlage (Abluftschaltung) abgeführt. Somit kann einer übermäßigen Überhitzung der Innenräume im Sommer entgegengetreten werden. Aus diesem Grund müssen Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung seit 2016 einen so genannten „Sommer- Bypass Bei zentralen Lüftungsgeräten wird die Außenluft am Wärmetauscher vorbeigeführt, um eine Wärmeübertragung durch ggf. warme Abluft zu vermeiden. Die kühle “ haben.

Durch die zunehmende Nutzung der Wohnräume als Home-Office oder im Rahmen der gewerblichen Nebentätigkeit haben neue Aspekte z. B. des Schallschutzes heute eine wesentlich größere Bedeutung als früher. Hierzu bietet z. B. die Komfortlüftung einen hohen Schallschutz bei Außenlärm, da mittels Schalldämpfer frische Außenluft ohne Öffnen der Fenster in den Innenraum zugeführt wird. In der Regel liegen die Geräuschpegel zwischen 20 und max. 25 dB.

Raumlufttechnische Anlagen haben zudem den Vorteil, dass sie je nach Filterqualität den Schutz vor Pollen und Insekten, aber auch gegen Schimmelpilzsporen und andere mikrobielle Partikel Feste oder flüssige Teilchen in schwebefähiger Verteilung in Flüssigkeiten oder Gasen. , ermöglichen. Bei der herkömmlichen Fensterlüftung ist dies nicht möglich; bei den kontrollierten Lüftungssystemen nur mit einem entsprechenden Mehraufwand, da jeder Außenluftdurchlass Lüftungskomponente, die das geplante Durchströmen von Luft durch die Gebäudehülle ermöglicht, schließt sowohl das Fenster als temporär wirkender Außenluftdurchlass als mit hochwertigen Filtern ausgeführt und aufgrund des entstehenden Unterdrucks eine besonders hohe Luftdichtigkeit der Gebäudehülle sichergestellt werden muss.

In der Gesamtbetrachtung der verschiedenen Lüftungsarten und -systeme müssen weitere Aspekte wie z. B. die Anschaffungskosten und der Wartungsaufwand (z. B. Folgekosten der Filtersysteme) genauso berücksichtigt werden wie z. B. das Einbruchrisiko oder auch die intuitive Bedienungsfreundlichkeit u. a. Daher müssen unterschiedliche Entscheidungskriterien für die Auswahl der Lüftungssysteme herangezogen werden. Ein Ansatz hierzu bietet das Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 Raumlufttechnik Teil 6: Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen an die Auslegung, Ausführung, Inbetriebnahme und Übergabe sowie Instandhaltung. Diese „Raumlufttechnik – Teil 6: Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme ( Abnahme Die Abnahme ist eine Rechtshandlung, bei der der Gläubiger (Auftraggeber) eine vereinbarte Leistung vom Schuldner (Auftragnehmer) entgegennimmt. Hierbei kann es ) und Instandhaltung“, das sowohl im Neubau sowie unter bestimmten Voraussetzungen auch bei Sanierungen anzuwenden ist. Die Norm unterscheidet hierbei in die Lüftungsstufen: Intensivlüftung Die Intensivlüftung ist ein Begriff aus der DIN 1946-6:2006-12 und beschreibt die zeitweilig notwendige Lüftung mit erhöhtem Luftvolumenstrom zum Abbau (IL), Nennlüftung Früher als Grundlüftung bezeichnete notwendige Lüftung zur Sicherstellung der hygienischen Anforderungen sowie des Feuchteschutzes bei Anwesenheit der Nutzer. Die Nennlüftung (NL), Reduzierte Lüftung Die Reduzierte Lüftung ist die Mindestlüftung oder notwendige Lüftung zur Sicherstellung der hygienischen Mindestanforderungen sowie des Bautenschutzes (Feuchteschutzes) unter üblichen (RL) und die Lüftung zum Feuchteschutz Notwendige Lüftung (Mindestlüftung) zur Sicherstellung des Bauten-/Feuchteschutzes unter üblichen Nutzungsbedingungen bei teilweise reduzierter Freisetzung von Wohnfeuchte mit ständiger vom Nutzer (FL). Maßgeblich ist der Außenluftwechsel. Für die grundsätzliche Vorgehensweise bei der Erstellung eines Lüftungskonzeptes gibt es in der Lüftungsnorm ein Ablaufschema.

Das Lüftungskonzept ergibt aufgrund von Nachweismethoden und Berechnungsverfahren, ob Lüftungstechnische Maßnahmen Einrichtung zur freien Lüftung, Ventilator gestützte Lüftung oder einer Kombination von Lüftungssystemen zur Sicherstellung eines nutzerunabhängigen Luftaustausches. Die zu realisierende ( LtM Akronym für Lüftungstechnische Maßnahme. ) erforderlich sind. Darunter werden Einrichtungen zur freien und Ventilator gestützten Lüftung bezeichnet, die einen nutzerunabhängigen Luftaustausch sicherstellen sollen. Lüftungstechnische Maßnahmen können zur Vermeidung von Feuchteschäden und/oder Schimmelpilzbefall erforderlich werden, wenn ein notwendiger Volumenstrom zum Feuchteschutz durch „natürliche“ Infiltration Unter Infiltration versteht man die Zufuhr von Außenluft in eine Nutzungseinheit über Undichtigkeiten wie z. B. offene Fugen in der (Undichtigkeiten in der Gebäudehülle) nicht mehr sichergestellt werden kann. Hierzu zählen die Freie Lüftung Als freie Lüftung wird die ohne Hilfe von mechanischem Antrieb (Ventilatoren) verursachte Luftzufuhr und -abfuhr in und aus einem zu , Ventilator gestützte Lüftung, Abluftsysteme (Einzelventilator- und Zentralventilator-Lüftungsanlagen), Zuluftsysteme und Zu- und Abluftsysteme.

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